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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 75.1925

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Kleine Mitteilungen
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Aus dem Leben des Vereins typearticle
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https://doi.org/10.11588/diglit.7092#0137
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Die technische, künstlerische und kulturgeschichtliche Seite dieses
umfassenden Themas wird mit reicher Sachkenntnis behandelt,
auch wird erstmals der Versuch gemacht, ein Künstler» und Sig-
naturenverzeichnis aufzustellen, was für den Sammler besonders
erwünscht ist. Aber auch der Laie wird der anziehenden Abhand-
lung, die ihn von den babylonischen Uranfängen über die klassische

Glanzzeit und durch das christliche Mittelalter und die Renaissance
bis zur letzten, nun über ein Jahrhundert zurückliegenden Blüte des
Edelsteinschnittes führt, mit Interesse folgen. Schließlich ist derVolls
ständigkeit halber noch der Steinschneide-Industrie in Idar gedacht,
die aus Frankreich 1870 vertriebenen Deutschen ihre Gründung ver-
dankt und ein Abschnitt über Fälschungen und Kopieen beigefügt.

AUS DEM LEBEN DES VEREINS.

Georg von Mayr f. Am 7. September verschied nach kurzer
schwerer Krankheit unser Ehrenmitglied, der Professor an der Unis
versität München, Unterstaatssekretär Dr. Georg von Mayr. Er
war geboren zu Würzburg am 12. Februar 1841, war mit 27
Jahren ordentlicherProfessor der Nationalökonomie und Statistik,
und wenig später Vorstand des jetzigen Statistischen Landesamts.
Bekannt ist seine Wirksamkeit als Finanzminister der Reichslande,
auch die Rolle, die er als Berater Bismarcks in steuerpolitischen
Fragen spielte. Seit 1898 hatte von Mayr den hiesigen Lehrstuhl
derWirtschafts Wissenschaften inne. Der Bayerische Kunstgewerbe»
verein, dessen Vorstandschaft der Dahingeschiedene viele Jahre
lang angehörte, verdankt dessen unermüdlicher Arbeitskraft und
seiner warmen Anteilnahme am heimischen Kunsthandwerk viel-
seifige Förderung, ältere Mitglieder erinnern sich noch dankbar
der beredten Worte und der großen Tatkraft, mit denen er für
die Interessen des Kunstgewerbes einzutreten wußte. Leider war
es dem Hochbetagten, der darüber noch anläßlich der75-Jahrfeier
sein herzliches Bedauern ausdrückte, seit Langem nicht mehr mög-
lich, von seinem Alterssitze in Tutzing aus noch persönlich am
Vereinsleben teilzunehmen, sein Interesse für unser Kunsthand-
werk ist gleichwohl stets rege und tätig geblieben. Der Verein
betrauert in Georg von Mayr einen warmherzigen Förderer und
wird sein Andenken stets in höchsten Ehren behalten.

Gottlob Wilhelm f. Am 13. Juni starb der bekannte und um
Münchens Kunsthandwerk verdiente Bildhauer Gottlob Wilhelm.
Da unser letztes Heft schon in Druck war, bedauern wir, erst jetzt
dem Dahingeschiedenen Worte des Nachrufs widmen zu können.
1867 geboren, stammte Wilhelm aus Württemberg und brachte
neben hoher künstlerischer Begabung und begeisterter Hingabe
an seinen Beruf Klugheit und Zähigkeit seiner Heimat, aber auch
frühzeitige Werkstatt-Erfahrung mit. Nach Gründung der Firma
seines Namens, hat er eine große Reihe bedeutender Arbeiten
ausgeführt, er arbeitete viel für die großen Prachtbauten der Vor-
kriegszeit, für Schiffsausstattungen und private Aufträge und hat
sich damit in der Verarbeitung des Gebrauchsmetalls für alle Zeiten
einen Namen gemacht. Vielseitiges Interesse und Gemeinsinn führ-
ten ihn aber auch über die Werkstatt hinaus und so war Wilhelm
sowohl im Bayerischen Kunstgewerbeverein, wie später im Mün-
chener Bund, aber auch bei Veranstaltungen von Ausstellungen
und Beschickung von Messen als erfahrener und eifriger Mitarbeiter
stets allseits geschätzt. Daß der kaum 58-jährige seinem erfolg-
reichen Wirken so vorzeitig entrissen wurde, ist deshalb für das
ganze Münchener Kunstgewerbe ein schwerer Verlust und dieses
wird dem Dahingeschiedenen gewiß allezeit ein ehrenvolles An-
denken bewahren.

75Jahrfeier des Bayerischen Kunstgewerbevereins. In

den Tagen 4., 5. u. 6. Juli d. J. wurde das 75 jährige Bestehen des
Vereins festlich begangen, zugleich fand nach 3 jähriger Pause wie-
der eine Tagung des Verbandes Deutscher Kunstge-
werbevereine in München statt. Ernst und Not der Zeit ge-
boten, die Festlichkeiten auf ein strenges Maß einzuschränken,

dennoch kam der freudige Stolz auf eine 75 jährige Wirksamkeit
und der Wille, allen Hindernissen zum Trotz an der Verfolgung
der gesteckten Ziele weiterzuschaffen zu vollem Ausdruck. So
stand die ganze Veranstaltung vor allem unter dem Zeichen der
Wiederbelebung des durch die Wirren der letzten Jahre mehr und
mehr zur Untätigkeit gezwungenen Verbandes Deutscher Kunst-
gewerbevereine und die lebenskräftige Wiederaufrichtung dieser
notwendigen Organisation muß als ein erfreulicher Schritt des Auf»
baus gewertet werden, zu dem das Jubelfest des Vereins den An-
stoß gab.

Die lebhafte Beteiligung aus allen Teilen des Reichs ließ er-
kennen, daß es sich hierbei nicht um eine äußerliche Wiederhers
Stellung einer alten Einrichtung handelte, sondern daß allenthalben
der feste Wille lebt, die gemeinsamen Belange wieder in gemein-
samer Arbeit zu fördern. Von 18 Vereinen waren Vertreter per-
sönlich erschienen, um dieser Gesinnung Ausdrudi zu geben und
den ältesten deutschen Kunstgewerbeverein zu seinem seltenen
Feste zu beglückwünschen.

Am 4. Juli vereinigte ein Begrüßungsabend diese Gäste
mit den zahlreich erschienenen Vereinsmitgliedern im Festsaal des
Kunstgewerbehauses. Das Münchener Kindl <Frl. Simeth) be-
grüßte die Erschienenen mit launigen Versen, es folgten dann
Ansprachen von Geheimrat Bestelmeyer, Professor Behrens, Reg.-
Präsident von Knoezinger, Bürgermeister Scharnagl. Als Ehren-
gäste waren Frau Prof. Gabriel von Seidl und Frau Geheimrat
von Thiersrh, Vertreter der Staatsministerien, der Regierungs-
behörden und der Stadtgemeinde, der Handelskammer, sowie die
Spitzen der Münchener Künstlerschaft anwesend. Musikalische
und deklamatorische Vorträge verschönten den Abend, beson-
deren Beifall fand ein vortrefflicher Einakter von Herrn Oster-
mayr, der sich mit dem Thema moderner Kunst, Reklame und
Kunsthandwerk befaßte.

Am Sonntag 5. Juli vorm. besuchten die auswärtigen Gäste die
Ausstellung Bayrisches Kunsthandwerk, wobei die
Herren Baurat Gablonsky und Professor Bieber führten.

Der Nachmittag war der Delegiertentagung gewidmet.
Herr Leiptinger begrüßte die Versammlung und übergab den Vor-
sitz Herrn Prof. Behrens. Hierauf gab Herr Prof. Lehnert den
Jahresbericht. Es wurden folgende Satzungsänderungen be-
antragt :

1. Dem § 3 e der Verbandssatzungen folgenden Zusatz zu geben:
„Beschlüsse, die den Verband verpflichten, kann der Kunstge-
werbetag nicht fassen".

2. den § 31 wie folgt zu fassen:

㤠31. Die aus der Verwaltung des Verbandes entstehenden
Kosten werden auf die einzelnen Vereine nach ihrer Mitglieder-
zahl verteilt. Maßgebend ist die Mitgliederzahl am 1. Jan. des
Kalenderjahres."

Der Beitrag wurde auf den Kopf der Mitglieder für 1925 auf
50 Pfg. für die kommenden Jahre auf 1 M. festgesetzt.

Im weiteren wurde der Verein für deutsches Kunstgewerbe in
Berlin für die nächsten drei Jahre erneut zum Vorort gewählt und

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