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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 75.1925

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Danzer, Paul: Das Rothenburger Kriegerdenkmal
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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7092#0134
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In der Mitte steht die alte
Blasius = Kapelle, deren
hochragende Giebelmauer
nun zur Anbringung des
Denkmals benutzt wurde.
Auf kräftigem Sod<el er-
hebt sich die 2 m 60 cm
hohe Figur aus Muscheid
kalk. Es ist der Mann aus
dem Volke mit einfachem
strenglinigem Gewände
bis zu den Knieen um-
hüllt. Den Blidc nach oben
gerichtet betet er, mit bei-
den Händen das kurze
Schwert umfassend, um
den Sieg. Entschlossen^
heit und Zuversicht liegt
in Haltung und Gebärde
und der Wille für Freiheit
und Ehre seines Volkes
zu kämpfen und zu ster-
ben. Es ist ein Denkmal,
das dem sdilichten Bürger
und Bauern ebensoviel
Ergreifendes gibt, wie es
das Auge des Künstlers
befriedigt, eingefügt in die
weihevolle Stille und Iii-
storische Denkwürdigkeit
der Umgebung atmet es
den Geist der großen Zeit
und fordert zu stillem Ge-
denken an die gefallenen
Helden auf. Ein in ruhigen

HANS MARKUS HEINLEIN

KriegerdenKmal

Formen gehaltener mäch*
tig wirkender Baldachin
überdacht das Ganze und
rundet den Gesamtein-
druck wirkungsvoll ab.Zu
beiden Seiten sind 4 Ta-
fein an der Mauer ange-
bracht, die die Namen der
280 tapferen Rothenburg
ger tragen, die ihr Leben
dem Vaterlande geopfert.

Das Denkmal, das eine
neue Zierde für die an
baulicher Eigenart und
malerischen Reizen so
reichen Stadt bildet, kann
als vorbildliches Beispiel
dafür gelten, wie neuzeit-
liches Schaffen in einen
historischen Rahmen ein-
gefügt werden kann. In

seiner ergreifenden
Schlichtheit und der Har-
moniemitdem umgeben-
den Landschaftsbild darf
es aberauchals eineglüch*
licheLösung des Krieger-
denkmal = Problems gel-
ten. Groß empfunden,
wird es hoch über dem
Streit des Alltags allen
denen gerecht, die das ge-
waltige Schid^sal des deut-
schen Volkes im Herzen
miterleben. P. D.

KLEINE MITTEILUNGEN.

Deutsche Lebenswichtigkeiten und hochwertige Arbeit.

Übereifrige Bemühungen, aus unserer verfahrenen Wirtschaftslage,
die ohne grundlegende politische Veränderungen kaum jemals be-
hoben werden kann, einen Ausweg zu finden, haben neuerdings
dazu geführt, wirtschaftliches Rüstzeug aus der Kriegszeit wieder
hervorzuholen. Denn anders kann man es nicht nennen, wenn
ernstzunehmende Kreise davon sprechen, wiederum zwischen
„Gegenständen des täglichen Bedarfs" und anderen Erzeugnissen
die schematische Grenze zu ziehen, und wenn man jegliche Förde-
rung der einen Gruppe allein zuwenden und der anderen entziehen
möchte. So wurde beispielsweise auch auf dem Deutschen Bankier^
tag, der aber leider damit nicht allein steht, der Vorschlag erwogen,
Kredite nur mehr an „lebenswichtige" Betriebe zu vergeben.

Was ist denn aber heute lebenswichtig und was war es im
Kriege? Damals war es eine Lebensnotwendigkeit, alle Mittel
auf die Landesverteidigung und die Erhaltung des nackten Lebens

der Bevölkerung zu konzentrieren. Soziale Rücksichten mußten
und durften zurückgestellt werden, der Bliok brauchte nicht weiter
zu reichen als bis zum näheren oder ferneren Kriegsende, dann
war ja ohnehin eine völlige Umstellung der Wirtschaft geboten.
In diesem Rahmen war es nahezu belanglos, oder trotz augen-
Midlicher übler Folgen zu rechtfertigen, wenn einzelne Bevölke»
rungsgruppen oder Erwerbszweige sich selbst überlassen und für
einige Jahre dem Niedergang preisgegeben wurden. Der Mangel
an Arbeitskräften auf allen Gebieten schuf rasch Abhilfe gegen
den Untergang von Existenzen.

Heute liegt das aber doch wohl nicht so einfach. Kriegsausgaben
haben wir nur noch für Ausführung der Raubverträge, und das
ist eine sehr passive Angelegenheit. Wennsich dagegen die aktive
Betätigung unserer Wirtschaft damit begnügt, für Essen, Trinken
und Kleidung zu sorgen, so ist damit ihre Aufgabe nicht erfaßt.
Solche Konzentration auf die Eintagsbedürfnisse des Innenmarktes

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