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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 75.1925

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Kleine Mitteilungen
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Aus dem Leben des Vereins typearticle
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https://doi.org/10.11588/diglit.7092#0020
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denn Deutsche sind es, welche trotz der durch unsere Feinde
heraufbeschworenen wirtschaftlichen Mißverhältnisse im Mutter-
lande ihm so hervorragende Schaffens- und Gestaltungskraft auf»
recht erhielten und es so als erste fertig brachten, sich nach dem
Kriege auch im Ausland wieder auf dem Gebiete der Kunst
Geltung zu verschaffen. Obwohl man hier leider im allgemeinen
auf den rein französischen Geschmack eingestellt ist, fand die Ver-
anstaltung wohlwollende Aufnahme und weitestgehende Unter«
Stützung bei allen brasilianischen Kreisen und besonders bei der
landessprachlichen Presse. Lehrinstitute, brasilianische wie deut«
sehe besuchten die Ausstellung, mit deutschen Schulen verans
staltete der bekannte hiesige Bildhauer und Zeichenlehrer Har«
berg interessante Führungen, welche der heranwachsenden Jugend

heimatliche Kunst vermittelten.....Linter den täglichen zahl«

reichen Besuchern sah man nicht nur Mitglieder der deutschen und
anderer ausländischer Kolonien, sondern auch die Gesellschaft
von Sao Paolo einschließlich der hohen Militärs und des diplo-
matischen Korps zählte dazu.

Der durch Vorgesagtes bewiesenen und sonstigen Aner«
kennungen lassen freudig in die Zukunft blicken. Es ist für uns
Deutsche nur zu wünschen, daß durch solche Veranstaltungen
das freundschaftliche Verhältnis der beiden Nationen weiterhin
gefestigt wird. Unserem Gaste Herrn Theodor Heuberger, dem
Gestalter und Leiter dieser Veranstaltung, danken wir für all
das Schöne, was er uns brachte und wir können ihm versichern,
daß er mit der Ausstellung uns Deutschen im hiesigen Lande

große Freude bereitet hat. Ihn und die Ausstellung werden wir in
bester Erinnerung behalten. Wolle er den Künstlern in der Hei«
mat die angenehmsten Eindrücke und unsere Grüße übermitteln."

Titelverleihung an Handwerk und Gewerbe. Der Haus«
haltsausschuß beschäftigte sich mit einem Antrag Eisenbeis <Fr.
Vgg.), der die Einführung des Titels „Gewerberat" für Hand«
werk und Gewerbe verlangt. Ein Abänderungsantrag Rothmeier
will allgemein im Falle besonderer Verdienste Auszeichnungen
auch an Handwerk und Gewerbe verliehen wissen.

Gegenüber einer Kritik der Sozialdemokraten, daß die Wieder«
einführung der Titel verfassungswidrig sei, erklärte Handels«
minister Dr. v.Meinel, daß die bayerische Regierung vor Wieder«
einführung gewisser Titel die Angelegenheit auch in bezug auf
die Verfassungsbestimmungen geprüft habe. Man sei zur Wieder«
einführung in all den Fällen gekommen, wo hochverdiente Per«
sönlichkeiten in ein besonderes Vertrauensverhältnis zur Re-
gierung gekommen seien. Wenn die Wiedereinführung der Titel
nicht erfolgt wäre, so hätte durch Verödung der sehr wichtigen
Ehrenämter das allgemeine Wirtschaftsleben Nachteile erlitten.
Zu Auseinandersetzungen mit der Reichsregierung sei es wegen
der Titelverleihungen in Bayern bisher nicht gekommen. Der
Titel „Gewerberat" könne vorerst in Bayern nicht verliehen
werden, da es noch ein Beamtentitel sei. Im Hinblick auf diese
Regierungserklärung wurde der Antrag Eisenbeis abgelehnt und
der Abänderungsantrag Rothmeier angenommen.

AUS DEM LEBEN DES VEREINS.

Wirtschaftsabend. Am 13. Januar fand wirtschaftliche Be«
sprechung statt. Der 2. Vorstand Herr Leipfinger eröffnete den
Abend mit einer kurzen Schilderung der derzeitigen Wirtschafts«
läge. Die noch im Herbst bestehenden guten Aussichten haben
sich wieder verschlechtert, insbesondere deshalb, weil die Kredit«
beschaffungfürdie kleineren Unternehmungen vor neuen Schwie»
rigkeiten steht. Einesteils haben das Wiederaufleben der Sank-
tionsgebarungen und die unerhörten Unterschleife und Unregel-
mäßigkeiten in der Staats wirtschaft dem Auslande die Lust, Kre-
dite an Deutschland zu geben genommen, anderseits macht sich
auch in den Ländern, die als Geldgeber in Betracht kämen, Ka-
pitalmangel geltend. Der vorübergehenden Belebung unserer
Wirtschaft ist deshalb erneute Lähmung gefolgt und nichts be«
rechtigt vorerst zu hoffnungsvollen Ausblicken. Anschließend be«
richtete Dir. Dr. Danzer über verschiedene Vereinsangelegen«
(leiten, auch über den vorläufigen Geschäftsabschluß 1924, über
die Messen« und Ausstellungsfragen und kam dann auf die Teue-
rungsfrage zu sprechen. Durch Beschluß des Ausschusses ist die
Jury auf 6 Mitglieder (Pezold, Jaskolla, Knappe, Leipfinger, von
Mayrhofer, Schmidt) verringert worden, die zu jeder Sitzung er«
scheinen. Dadurch wird das Möglichste in der Stabilisierung er-
reicht und es ist auch zu erwarten, daß damit die Auskunftser«
teilung gesichert wird. Es muß aber darüber hinaus eine leben«
dige Wechselbeziehung und gegenseitiges Verstehen zwischen
Aussteller und Jury angestrebt werden. Die Jury vertritt dem
Vereinszweck entsprechend, keinen bestimmten Stil, sie ist unbe-
dingt gewillt, Altes und Neues gelten zu lassen, wenn es gut ist.
Entgegen der verbreiteten Auffassung sind aber für Ablehnungen
durchaus nicht immer Geschmacksfragen maßgebend, sondern es
gibt eine große Menge rein technischer Mängel, oder objektiv fest«
stellbarer künstlerischer Beanstandungen, die den Ausstellern zur

Kenntnis kommen müssen und von ihnen berücksichtigt werden
können. Der Vortragende führte dann eine reiche Auswahl,
solcher Fälle vor, in denen die Gründe für die Ablehnung ganz
außerhalb des persönlichen Geschmackes gelegen waren — z. B.
Leuchter, die abtropfen,Uhren mit minderwertigen Werken,Tintens
gefäße, die durch Tinte verätzt werden, Teekannen, bei denen der
Dampf nicht abziehen kann, Lüster, in die sich Normalbirnen nicht
eindrehen lassen, Kannen, die sich nicht reinigen lassen u. s. w.
— alles Dinge, über die sich Aussteller und Jury bei persönlicher
Fühlungnahme unbedingt einigen können. Dann wurden an Hand
der tatsächlichen Nachfrage Vorschläge gemacht, mit welchen Ge«
genständen sich die Kunstgewerbler befassen sollen. Der Ges
brauchsgegenstand findet leider noch lange nicht die eingehende
Behandlung, die er verdient. Es wird noch viel zu viel Luxus
und Spielerei hergestellt, während sich die Nachfrage ausge«
sprachen auf den nützlichen, zweckmäßig und gut gestalteten Ein-
zelgegenstand konzentriert. Wieviele solche Einzelgegenstände,
die sich wohlfeil herstellen lassen, immer noch der Bearbeitung
harren, konnte man aus der langen Liste von Vorschlägen ent-
nehmen, die der Vortragende brachte.

Zum Schlüsse gab der Präsident Geh.»Rat Bestelmeyer einen
kurzen Überblick über den Stand der Ausstellung 1925.

Zur Diskussion meldete sich niemand.

Familienabend. Am 27. Januar fand ein gut besuchter Fa-
milienabend mit Tanz statt.

Die Hauptversammlung am 3. Februar 1925 leitete, da
der Präsident verhindert war, der II. Vorstand Herr Leipfinger.
Nach einem Rückblick auf das vergangene Jahr wies der Vor-
sitzende auf die Bedeutung des kommenden Jubiläumsjahres hin.
Es folgte der Geschäftsbericht, die Mitteilung der Jahresbilanz

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