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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 75.1925

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Pechmann, Günther von: Das Zeitgemässe Kunstgewerbemuseum
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P. D.: Friedrich von Thiersch der Architekt
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https://doi.org/10.11588/diglit.7092#0032
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gemacht werden. Auch hier eine wichtige Aufgabe, die
gründlich und planmäßig nur durch ein ständiges Institut
geleistet werden kann, wie dies einst in vorbildlicher
Weise in Österreich und Württemberg geschah, Nichts

wäre falscher, als mit dem Hinweis auf die wirtschafte
liehe Not der Zeit weiterhin Maßnahmen aufzuschie*
ben, die allein zu einer wirtschaftlichen Stärkung un*
serer wertvollsten Produktivkräfte führen können.

FRIEDRICH VON THIBRSCH DER ARCHITEKT.

Um die Jahreswende ist im Verlag H. Brucfcmann ein
Buch von seltenem Gehalt erschienen:, Friedrich von
Thiersch der Architekt", ein Lebensbild von Her*
mann Thiersch. Der Verfasser ist ein Neffe des Ver-
storbenen und es standen
ihmoffenbaralle Familien«
Aufzeichnungen, Briefe
und sonstigen Quellen
ebenso uneingeschränkt
zur Verfügung, wie die
fast unermeßlichen Schätze
an Skizzen, Aquarellen
und künstlerischen Doku-
menten. Da er zudem dem
Dahingeschiedenen per-
sönlich, dessen Familie
undFreundeskreis beson*
ders nahegestanden, so
war er wie kein anderer
dazu berufen, dieses Buch
zu schreiben und man
muß die Gestaltungskraft
bewundern, mit der er die
Überfülle des Stoffes be-
zwungen hat. Dies ge*
lang so vollkommen, daß
jeder Eindruck einer müh*
samen Verarbeitung ver*
schwindet, vielmehr wird
dem Leser bei aller Wür*
digung des künstlerischen
Schaffens gerade die
menschliche Seite, die Per*
sönlichkeit Tierschs, der
Einblick in dieses an Ar-
beit, hohem Streben, edler
Gesinnung überreicheLe*
ben in lebendiger, ergrei-
fender Weise nahe ge*
bracht. Es ist ein Stüde
echten Deutschtums, das
uns hier gezeigt wird: Der
hoffnungsvolleSohn einer
an führenden Geistern

APOSTELLEUCHTER AUS VERZINNTEM EISEN-
BLECH. URSPRÜNGLICH BEMALT. UM 1500.

Aus den Sammlungen des Münchener Stadtmuseums.

reichen, an Lebensgütern nicht gesegneten Familie
tritt mit ursprünglichem Idealismus hinaus ins Leben,
er durchwandert mit Begeisterung das Wunder*
land Italien, mit Stift und Pinsel hält er alles fest,

was sein Auge fesselt,
zeichnend verdient er sidi
zum Teil das bescheidene
Reisegeld. Es mag richtig
sein, daß seine Begabung
ihn ursprünglidi mehr auf
den Malerberuf hingewie*
sen hatte, jedenfalls ist es
staunenswert, mit weicher
handschriftmäßigen Leich*
tigkeitThiersch das Zeich*
nen beherrscht. Dabei ist
sein Strich schon auf den
frühesten Blättern sicher
und persönlich und zeigt
keinerlei falsche Eigenart,
wie sie zuweilen durch
zurückgebliebene Unvoll*

kommenheiten erzielt
wird. Das Zeichnen hat
ihm da und dort denWeg
geebnet, hat sich aber
auch als hoch zu werten*
des Hilfsmittel bei seiner
künstlerischen Tätigkeit
erwiesen. Wie sehr seine
Lehrtätigkeit dadurch un*
terstützt wurde, dafür
mag eine von den vielen
Tafelzeichnungen zeugen,
die er während der Vor*
lesungen mit freier Hand
hinwarf. Dennoch ist ihm
das Zeichnen stets nur
Mittel zum Zwedc gewe*
sen, nie verliert er sich in
Einzelheiten und weit
über das Darstellerische
hinaus geht sein Streben
von Anfang an auf das

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