Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 75.1925

DOI Artikel:
Pechmann, Günther von: Das Zeitgemässe Kunstgewerbemuseum
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7092#0031
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
en,
ein

eit des Instituts wird von der Erfahrung ausgehen

sondern der Anregungswert für den heute schaffen-
den Menschen. ,, ,

Aus diesen beiden Forderungen ergibt sich aas
Arbeitsprogramm für ein zu errichtendes Staatsin-
stitut. Man kann es Kunst«
gewerbemuseum heißen,
besser noch ihm eine Be-
Zeichnung geben, die einen
weiteren Begriff umschließt
und nicht den Hauptton
auf die museale AufsteU
lung von Dingen legt. Die
Finanzlage des Staates
verbietet es von selbst,
große Mittel aufzuwenden
für umfangreiche Ankäufe

von Museumsstücken.
Auch sachliche Gründe,
insbesonderedievon älte-
renKunstgewerbemuseen
gemachten Erfahrung
sprechen dagegen,
großes Kapital in Erzeug»
nissen der Gegenwart an-
zulegen, deren bleibender
Wert von den Zeitge»
nossen schwer festgestellt
werden kann. In erster
Linie wird man die in den
bestehenden Staatssamnv
lungen vorhandenen An-
regungswerte mobilisier
ren,indemmansiein\vech-
selnden Sonder=Ausstel-
lungen den gewerbetätigen
Handwerkern und Künst-
lern nahe bringt, denen
vielfach die Zeit und die
Möglichkeit fehlt, große
Museen zu durchsuchen.

Solche Ausstellungen
können durch Leihgaben
aus Privatbesitz bereichert
werden. Ergänzend kom-
men dann zeitgenössische
Arbeiten des In* und Aus*
landes hinzu, wobei auch
Proben und neue Ver»
suche, sofern sie nur
Anregungswert besitzen,
nicht ausgeschlossen sein
dürfen. Die Werbetätig»

ST. ELIGIUS

in Silber getrieben, teilweise feuervergoldet. Hahnenspitze der Zunft-
fahne der Mündicner Gold- und Silbersdimiede. Um 1754.

müssen, daß auch die beste Schulung des Nachwuchs
ses und vortreffliche Leistungen der gewerbetätigen
Personen nur schwer zu wirtschaftlichen Erfolgen

führen, wenn der Han»
del sich solchen Leistun»
gen gegenüber verstand»
nislos zeigt. Zwischen Er»
zeuger und Verbraucher
befinden sich bei der heuti»
genOrganisation derWirt-
schaft fast immer Zwi»
schenglieder, von denen
der berufsmäßige Einkäu*
fer oder der Grossist dem
Erzeuger, der Verkäufer
oder die Verkäufer dem
Verbraucher am nächsten
stehen. Alle diese Zwi»
schenglieder schalten ihre
persönlichen Neigungen
und Abneigungen ein.
Ihre Geschmacksbildung
ist deshalb von großem
Einfluß auf den Absatz
i guter und künstlerisch
^wertvoller Arbeit.

Das Jahr 1925 wird
für die Entwidmung des
Kunstgewerbes eine be»
sondere Bedeutung ge-
Winnen. Wir stehen vor
der kleinen, gewählten
Ausstellung „Das Baye»
rische Kunsthandwerk" in
München, die einen Über»
blick über die Spitzen»
leistungen des Bayerischen
Kunstgewerbes ermög»
liehen soll. Wir stehen
aber auch vor der großen
Internationalen Kunstge»
Werbeausstellung in Paris,
die den kunstgewerblichen
Markt für die nächsten
Jahre entscheidend beein»
Hussen wird. Die Er»
gebnisse solcher Ausstel»
hingen müssen verfolgt
und für die weitere Eni»
wicklung des bayerischen
Kunstgewerbes nutzbar

29
 
Annotationen