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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 75.1925

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Pechmann, Günther von: Ausstellung 1925 Bayerisches Kunsthandwerk
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https://doi.org/10.11588/diglit.7092#0125
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OSWALD BIEBER Gebäude der Ausstellung 1925 Bayerisches Kunsthandwerk im alten Botanischen Garten

AUSSTELLUNG 1925
BAYERISCHES KUNSTHANDWERK.

dadurch ist allmählich im übrigen Deutschland die Mei-
nung entstanden, daß Bayerns Kunsthandwerk nicht
mehr im wahren Sinne des Wortes zeitgemäß wäre.
Hat sich eine solche Meinung einmal festgesetzt, so
wirkt sie sich auch auf wirtschaftlichem Gebiete aus und
dient einem Lande nicht zum Vorteil.

Man wird es deshalb als klug und kunstpolitisch
einsichtig begrüßen müssen, daß die Vorstandschaft des
Bayerischen Kunstgewerbevereins unter der Führung
des Präsidenten Geheimrat Dr. Bestelmeyer sich zur
Durchführungder Ausstellung mit jenen jüngeren Kräf-
ten vereinigte, die in dem vor 25 Jahren gegründeten
„Münchner Bund", der einstigen „Vereinigung für
angewandte Kunst", zusammengeschlossen sind. Das
Ergebnis hat vielfach Widerspruch gefunden, aber dieser
Widerspruch ist nur in München laut geworden. Das
ganze übrige Deutschland hat der Ausstellung eine
überaus achtungsvolle Anerkennung gewidmet. Die
beiden größten Kunstzeitschriften, „Die Kunst" von F.
Bruckmann A.= G., München und die „Deutsche Kunst

Der Bayerische Kunstgewerbeverein hat in diesem
Sommer sein 75 jähriges Bestehen gefeiert. Ein hohes
Alter, das zum Rückblidc auf einen bedeutenden Ab-
schnitt in der Entwicklung des deutschen Kunsthand-
werks auffordert. Es wäre nicht überraschend gewesen,
wenn der Verein sein Jubiläum zum Anlaß genommen
hätte, eine rückschauende Ausstellung zu veranstalten.
Eine solche Schau hätte allgemeines Interesse und,
namentlich in München, lebhaften Widerhall gefunden.
Man hätte zeigen können, wie unter der Führung
Gabriel v. Seidl's die alten Stilelemente zu neuem Leben
erwedu worden sind, wie jener Münchener Stil des aus*
gehenden 19. Jahrhunderts sich entwickelt hat, dessen
bis heute währende Volkstümlichkeit unverkennbar ist
und der eben deshalb auch als ein Ausdruck bayerischer
Wesensart gewertet wird.

Eine solche Ausstellung hätte aber auch gefahrvoll
werden können. Man hat in Bayern den Wert der
Tradition zu oft und vielleicht auch zu einseitig betont,
und zwar fast mehr in den Worten als in den Werken,-

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