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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Die k. Samlungen für Kunst und Wissenschaft zu Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0170

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Die k. Sammlungen für Kunst und Wissenschaft zu Dresden.

Die Erhöhung der Verniehrungsniittel kam unter
den Knnst- und kunstgewerblichen Sanimlungen zunächst
der Gemäldegalerie zu Gute. Die Mittel gestatteten es,
die in den letzten Jahren durch die Zeitverhältnisse
herbeigeführten, sehr günstigcn Chancen des Kunstniarkts
für Ankäufe zu benutzen; was denn auch mit Geschick
nnd Umsicht geschehen ist. Es wurden in dieser
Periode für die verhältnißinäßig niedrige Sumine von
256,147 Mark 49 Gemälde älterer Mcister, darunter
eine Reihe der hervorragendsten Werke, augekauft.
Letztere entsprechen wichtigen Bedürfnissen der Galerie,
indem sie dem Mangel derselben an älteren Jtalienern
abhelfen, die Meister der italienischen Blüthezeit kom-
pletiren, ebenso einige Hauptmeister der niederländischen
und holländischen Schule neu einführen und zahlreiche
andere, bisher nicht gcnügend vertretene Meister durch
charakteristische Bilder ergänzen. Der Bestand der
älteren italienischen Schulen wurde um 12 Gemälde
von 11 Meistern bereichert. Unter diesen finden sich
Namen wie Lippo Memmi, Sandro Botticelli, Luca
Signorelli, Gentile da Fabriano, Andrea Previtali,
Lorenzo di Credi. Die Arbeiten der vier letztgenannten
Meister sind aus der Sammlung Barker in London
ersteigert worden. Die Meister der Blüthezeit wurden
durch Werke von Sebastian del Piombo, Gaudenzio
Ferrari und Morando vcrstärkt. Das schvne Bild des
Seb. del Piombo, ein kreuztragender Christus, befand
sich im Besitze von Mr. Reiset, dann des Prinzen
Napoleon. Von Werken späterer Zeit sind zwei Sal-
vator Rosa zu nennen. Eine wesentliche Bereicherung
erfuhr ferner die Abtheilung der niederländischen und
holländischen Schule durch Ankäufe aus dcn bekannten
Sammlungen von A. v. d. Willigen, Reede v. Oudts-
hoorn, Roell Hodshon, Uselino u. A. Es gelang, Meister,
wie Barend van Orleh, Hobbema, Nic. Maes, W. van
de Velde, Jan Berkheyden, Heda neu einzuführen, von
andcrcn wie Mabuse, I. Brueghel, Jan Fyt, Jakob
und Salomon Ruysdael, A. Cuyp, Frans Hals, Dusart,
Molenaer, Droogslot, A. Hondius, Verkolje weitere
ausgezeichnete Erwerbungen zu machen. Auch die deutsche
Schule wurde um treffliche Werke von Barth. de Bruyn
und Luc. Cranach, sowie um ein Porträt von Graff,
und die französische um ein Genrebild von Greuze ver-
mchrt. Der Bericht schickt mit Recht dem Verzeichniß
obiger Erwerbungen die Bemerkung voraus, daß über
niehrere der angekauften Bilder die wissenschaftliche
Untcrsuchung noch nicht abgeschlossen ist, und daß man
bezüglich der angenommenen Benennungen der Kritik
nicht vorgreifcn will. Jmmerhin aber dürfen wir die
Erwerbungen als recht glückliche bezeichnen*). Was

*) Wir stehen nicht an, uns diesem Urtheile des ge-
ehrten Herrn Res. anzuschliehen und die von der sächsischen

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endlich die Abtheilung moderner Gemälde betrifft, si
wurden für dieselbe 12 Bilder für den Gesamnitpre^
von 9930 Mark angekauft; 20 Bilder gingen diesir'
Abtheilung durch Schenkung zu. Unter den Ankäusiu
befinden sich Werke von Andreas und Oswald Achei''
bach, Schleich und Ruths, während früher nnr Arbeit^
sächsischer Künstler erworben wurden.

Die Sammlung der Kupferstiche und Handzeich"
nungen wurde um 72 Aquarell- und Handzeichnung^
und um 504 Blätter Kupferstiche, Holzschnitte, Farbc"'
drucke und Photographien für die Sunime
17,467 Mark bereichert.

Die Antikensammlung durch größere statuarisch''
Werke zu bereichern, hat sich keine Gelegenheit gebotcN'
indcssen gelang es, für die Abtheilung der Terrakotteb
eine Folge farbiger Figuren ans dem Tanagräischsi"
Gräberfunde zum Preise von 4455 Mark zu gcwinw'"'
Außerdem ging dem Museum als ein Geschenk
Maj. des Königs eine Sammlung pompejanisch^
Alterthümer zu.

Die Entwickelung des Museums der Gypsabgisisi
wurde durch Raummangel bisher sehr beeinträcht^'
Durch bauliche Veränderungen, wie insbesondere du>
die Umlegung des historischen Museums, ist diesi'"
Mangel abgeholfen, infolge dessen bedeutende Ankäusi
und Bestellungen gemacht werden konnten, uin
Sammlung den früher behaupteten Rang vor
ähnlichen Museen wieder zu verschaffen. Die
mehrung derselben in der abgelaufenen Epoche
ursachte einen Kostenaufwand von 12,143 Mark.

Weiter wurde die Porzellan- und Gefäßsaniuilu^
durch Majoliken, Fayencen und Gläser vervollständi^'
Ebenso boten sich günstige Gelegenheiten, für das
Gewölbe einige interessante Gegenstände, wie nanientn
einige emaillirte und niellirte Basen ostasiatischen ^
sprungS zu erwerben. Gleich dem Grünen Gcwm
gilt auch das historische Museum im Wesentlichen ^

Kunstverwaltung im Allgemeinen von Neuem beiväh^
Umsicht und Rührigkeit freudig anzuerkennen. Gegen
Ankäufe im Einzelnen aber hätten wir Manches ?n ^
merken. Es ist zwar ein entschiedeuer Fortschritt, wenn
Verwaltung bei mehreren der angekauften Bilder "
wissenschaftliche Untersuchung nicht für abgeschlossen" ^
trachtet. Allein wir fürchten, daß bei dieser Untersuch"^,
zwar die Wissenschaft gewinnen, aber der Werth der
trsffenden Bilder starke Einbuße erleiden werde.
Crouten, wie die Madonna aus der Sammlung
welche in deren Versteigerung als „Giovanni Bellini" S
und von Crowe L Cavalcaselle noch iminer allzu fre""^„e
in einen jugendlichen Previtali »mgetauft wurde, fosiie . ^
Galerie, wis die Dresdener, gar nicht kaufen, gesch^^jc
denn um 720 Guineen. Auch die 2090 sl. holl. f"r ,<

fälschlich dem älteren FransHals zugeschriebene „HilleBv .

aus der Sammlung van Reede in Utrecht hätte >"""
füglich sparen können und dergl. mehr. A. d. Re
 
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