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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 3.1892

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Lessing, Julius: Der Corvinusbecher von Wiener-Neustadt
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Spanische Eisenarbeiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.4888#0073
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SPANISCHE EISENARBEITEN.

Goldschmiede eingeschlagen wurden. Mayer betrach-
tet als solches das Z. Diese Erklärung ist möglich,
aber unwahrscheinlich. Die Fälle, in denen der
Meister mit einem einzelnen Buchstaben zeichnete,
sind verschwindend selten, dagegen ist der einzelne
Buchstabe für den Entstehungsort üblich. Wahr-
scheinlich ist in diesem Falle lediglich, dass der
Becher von einem Meister F . .. . I .. . . in Z . . . .
gearbeitet ist. Bei einem nicht weiter datirbaren
Stücke würde man an Zürich denken, das — im 16.
Jahrhundert wenigstens — das Z als Zeichen führte.
Ob es annehmbar ist, dass Mathias Corvinus oder
Friedrich III. dort habe arbeiten lassen, kann ich
nicht beantworten. Es wäre wünschenswert, dass
die ungarische Lokalforschung noch einmal an die-
sem Punkte ansetzte und Umschau hielte, ob in der

Machtsphäre des Königs Mathias sich ein Ort Z . . .
befand, dem man diese Arbeit zutrauen kann, denn
wenn das F I als Zeichen für Kaiser Friedrich fort-
fällt, bleibt der prachtliebende Mathias doch immer
in erster Linie als Stifter des Bechers wahrschein-
lich. Dass Mathias auch außerhalb Ungarns arbei-
ten ließ, beweist die herrliche Reliquienmonstranz,
von unzweifelhaft italienischer Herkunft im Schatze
von Gran. Aber die Technik des Bechers weist
nach Ungarn, welches das Drathemail, wenn auch
nicht ausschließlich, so doch mit Vorliebe pflegte.
Wir können also, zu unserem Bedauern, die
vorgebrachte Lösung über die Herkunft des Bechers
noch nicht als endgültig annehmen.

JULIUS LESSINQ.

SPANISCHE EISENARBEITEN.

MIT ABBILDUNGEN.



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AHREND der letzten Jahre
sind aus Spanien in ver-
schiedene Museen Arbeiten
in Schmiedeeisen gelangt,
die durch die Eigenart der
Formen, Behandlung und
Verwendung zum Teil er-
heblich von den verwandten
Arbeiten Deutschlands abweichen. Die Museen von
Berlin, Düsseldorf und Köln dürfen sich des Besitzes
einer Anzahl derartiger vorzüglicher Stücke freuen
und es schien angemessen eine Anzahl derselben zu
veröffentlichen.

Spanien ist ein altes Eisenland: wir wissen, dass
die Römer bei der Eroberung des Landes bereits
bei den alten Iberern den Bergbau in hoher Blüte
fanden. Römischer Unternehmungsgeist erweiterte
die Bergwerke und bis in unsere Tage ist spanisches
Eisen gesucht. Mit dem Eindringen der Mauren
nahm die Bearbeitung des Eisens für Waffen — die
Toledanerklingen gehen seit dem Mittelalter bis
heute durch die Welt — und die künstlerische Gestal-
tung der Eisenarbeit einen mächtigen Aufschwung:
brachten sie doch aus ihrer orientalischen Heimat
als vornehmste Verzierungsweise der Metallarbeit:
die Technik der Tauschirung mit, vorwiegend zum

Schmuck der Waffen aber auch zur Verzierung von
allerlei Hausrat. Es ist dies die einzige Technik, die
sie den Spaniern bis in unsere Tage als kostbares
Erbteil hinterlassen haben und Zulvoga's Name ist
selbst in Kreise gedrungen, die sonst nichts von
spanischer Kunst wissen.

Von maurischen Schmiedearbeiten ist wenig
erhalten: wohl aber seit dem Ende des 15. Jahr-
hunderts prachtvolle Arbeiten aus christlicher Zeit.
Berühmt sind die großen Abschlussgitter, welche
nach der eigentümlichen Sitte der spanischen Kir-
chen den Chor von dem Schiff trennen oder die Seiten-
kapellen abschließen, die sogenannte reja. Berühmt
sind die gewaltigen Gitter der Kathedralen von
Granada, Toledo 1548, Burgos u. a. An allen diesen
Arbeiten ist Schmiede-, Treib- und Hammerarbeit in
höchst kunstvoller Weise vereinigt und Vergoldung
und Bemalung treten hinzu, um wahre Wunder-
werke der Schmiedekunst hervorzubringen, deren
Meister sich übrigens wiederholt nennen und auf
welche die Spanier noch heute mit Recht besonders
stolz sind. Bei Riafio, „spanish arts" ist eine lange
Reihe derselben verzeichnet. Für die schwierige
Hammer- und Meißelarbeit scheinen diese Meister
eine besondere Vorliebe gehabt zu haben: man findet
sie bis in die kleinsten Einzelheiten meisterhaft ver-
 
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