DOI Artikel:
Westheim, Paul: Friedhofsbetrachtungen
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.4421#0232
KUNSTGEWERBEBLATT
NEUE FOLGE®'! 911 /I 2 IS)23 JAHRGANG
npnA FRITZ hellwag in
1 IWIN . berlin-zehlendorf-
WANNSEEBAHN • TELEPHON: ZEHLENDORF 1053
VFPT AO* E. A. SEEMANN IN LEIPZIG,
V LI\LAVJ. HOSPITALSTR. 11a • TEL. 244
HEFT 12
SEPTEMBER
VEREINSORGAN
BERLIN, DRESDEN, DÜSSELDORF, ELBERFELD,
FRANKFURT A. M., HAMBURG, HANNOVER, KARLS-
RUHE I. B., KÖNIGSBERG I. PREUSSEN, LEIPZIG,
MAGDEBURG, PFORZHEIM UND STUTTGART S2EÖS3
Grabmäler aus Holz; von links nach rechts: 1. u. 2. Entwurf von Arch. Freise, ausgeführt von Kunstmann & Hersener in Hamburg;
3.-7. Entwurf von Arch. H. Grage, 3. ausgeführt von H. Timmann in Curslack, 4.-7. von J. Kiehn in Altengannne; 8. entworfen und
ausgeführt von J. Kiehn in Altengainme. Friedhofkunstausstellung in Hamburg
FRIEDHOFSBETRACHTUNGEN
Von Paul Westheim
UNSERE Friedhöfe stehen vor einer Umwälzung.
Politisch ist in Preußen jetzt die Feuerbestattung
durchgesetzt worden; wirtschaftlich sinnen alle
Kommunen auf eine Verminderung der Lasten, die
bei der steigenden Tendenz der Bodenrente ins Un-
ermeßliche anzuwachsen drohen, und künstlerisch
heobachten wir die Vorstöße einer ■»Friedhofskunst-
bewegung«, die von dem Dr. von Orolman, dem
Leiterder »WiesbadenerGesellschaft für Grabmalskunst«,
inauguriert worden ist und von agitatorisch eifrigen
Männern wie Högg u. a. getragen wird. Wie weit
die Meinungen auch auseinandergehen, einig sind sich
Kunstgewerbeblatt. N. F. XXIII. H. 12
alle in der Überzeugung, daß die heute übliche Art
der Bestattung sehr reformbedürftig ist. □
□ Der Versuch, den Leuten durch ein paar Muster-
beispiele zu zeigen, wie man sich etwa »künstlerisch
begraben lassen könnte«, scheint mir die Sache am
verkehrten Ende anzupacken. Eine Tradition — wenn
auch eine schlechte Tradition — ist da und sie wird
sich gerade hier nicht so leicht beiseite schieben lassen,
weil das Sterben und das Beerdigen der Toten ganz
und gar nicht eine Angelegenheit ist, bei der der
gemeine Mann Lust hätte, spielerisch zu experimentieren.
Wie viele gibt es, die abseits von allen Kuhformen
34
NEUE FOLGE®'! 911 /I 2 IS)23 JAHRGANG
npnA FRITZ hellwag in
1 IWIN . berlin-zehlendorf-
WANNSEEBAHN • TELEPHON: ZEHLENDORF 1053
VFPT AO* E. A. SEEMANN IN LEIPZIG,
V LI\LAVJ. HOSPITALSTR. 11a • TEL. 244
HEFT 12
SEPTEMBER
VEREINSORGAN
BERLIN, DRESDEN, DÜSSELDORF, ELBERFELD,
FRANKFURT A. M., HAMBURG, HANNOVER, KARLS-
RUHE I. B., KÖNIGSBERG I. PREUSSEN, LEIPZIG,
MAGDEBURG, PFORZHEIM UND STUTTGART S2EÖS3
Grabmäler aus Holz; von links nach rechts: 1. u. 2. Entwurf von Arch. Freise, ausgeführt von Kunstmann & Hersener in Hamburg;
3.-7. Entwurf von Arch. H. Grage, 3. ausgeführt von H. Timmann in Curslack, 4.-7. von J. Kiehn in Altengannne; 8. entworfen und
ausgeführt von J. Kiehn in Altengainme. Friedhofkunstausstellung in Hamburg
FRIEDHOFSBETRACHTUNGEN
Von Paul Westheim
UNSERE Friedhöfe stehen vor einer Umwälzung.
Politisch ist in Preußen jetzt die Feuerbestattung
durchgesetzt worden; wirtschaftlich sinnen alle
Kommunen auf eine Verminderung der Lasten, die
bei der steigenden Tendenz der Bodenrente ins Un-
ermeßliche anzuwachsen drohen, und künstlerisch
heobachten wir die Vorstöße einer ■»Friedhofskunst-
bewegung«, die von dem Dr. von Orolman, dem
Leiterder »WiesbadenerGesellschaft für Grabmalskunst«,
inauguriert worden ist und von agitatorisch eifrigen
Männern wie Högg u. a. getragen wird. Wie weit
die Meinungen auch auseinandergehen, einig sind sich
Kunstgewerbeblatt. N. F. XXIII. H. 12
alle in der Überzeugung, daß die heute übliche Art
der Bestattung sehr reformbedürftig ist. □
□ Der Versuch, den Leuten durch ein paar Muster-
beispiele zu zeigen, wie man sich etwa »künstlerisch
begraben lassen könnte«, scheint mir die Sache am
verkehrten Ende anzupacken. Eine Tradition — wenn
auch eine schlechte Tradition — ist da und sie wird
sich gerade hier nicht so leicht beiseite schieben lassen,
weil das Sterben und das Beerdigen der Toten ganz
und gar nicht eine Angelegenheit ist, bei der der
gemeine Mann Lust hätte, spielerisch zu experimentieren.
Wie viele gibt es, die abseits von allen Kuhformen
34