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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

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Becker, Heinrich: Ausstellung der staatlich-städtischen Handwerkerschule in Bielefeld
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https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0239
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AUSSTELLUNG DER STAATLICH-STÄDTISCHEN HANDWERKER-
SCHULE IN BIELEFELD
VON HEINRICH BECKER

AM 25. Oktober 1913 ist die staatlich-städtische
Handwerkerschule, die sechs Jahre lang in völlig
unzulänglichen Räumen hatte arbeiten müssen,
in das schöne, vom Stadtbaurat Schultz am Fuße der


Sparenburg gebaute neue Haus eingezogen. Damit
ist das unter Direktor Thiele-Charlottenburg begonnene
Werk zu einem glücklichen Abschluß gekommen.
Die Stadt Bielefeld hat bewiesen, was sie vermag und
was sie willens ist, weiterhin mit Unterstützung des
Staates für die Förderung der neuen deutschen Arbeit
zu tun. Die Schule, jetzt unter Direktor Max Wrbas
Leitung, steht an einem neuen Anfang. Nun gilt es,
die Kräfte, die in den ersten sechs Jahren geweckt
sind, zu entfalten und fruchtbar zu machen für das
Handwerk der kommenden Zeit. Es ist ein Anfang.
Neue Aufgaben melden sich. Die Arbeitsgebiete ver-
mehren und erweitern sich naturgemäß. Neue Opfer
müssen von Stadt und Staat gebracht werden, wenn
die in die Schule gesetzten Hoffnungen zur Wirklich-
keit werden sollen.
Schon im Jahre 1803 hatte der preußische Minister
v. Hardenberg den Mitgliedern der königlichen Aka-
demie in Berlin die Frage zur Beantwortung vor-
gelegt: wie eine Kunstakademie auf Manufaktur und
Gewerbe Einfluß haben könne? Ein ganzes Jahr-
hundert lang haben sich die besten Köpfe um die
Lösung gemüht, mehr als je seit der Londoner Welt-
ausstellung 1851. Nachdem seit jener Zeit auf die
verschiedenste Weise experimentiert ist, glauben wir
heute über Ziel und Methode einigermaßen klar zu
sein. Wir sind nun endlich überzeugt, daß unser
Handwerk weder aus philosophischen oder ästhetischen
Abstraktionen Gewinn ziehen, noch durch Nach-
ahmung der künstlerischen Arbeiten früherer Zeit zum
Ziele gelangen kann. Wir wissen, daß es heute gilt,
das Gefühl für das handwerklich Anständige zu ent-

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