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Malkowsky, Georg [Red.]
Die Pariser Weltausstellung in Wort und Bild — Berlin, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.1250#0475
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Die Pariser Weltausstellung in Wort und Bild.

Die russische Ausstellung.

fas ungemein rührige Generalkommissariat, an dessen
Spitze Excellenz v. Kovalevsky. steht, hat die stattliche
Anzahl von 2400'.Ausstellern zusammengebracht, das
sind.mehr als doppelt so viele Aussteller, wie bei der Welt-
ausstellung im
Jahre 1878, der
letzten, bei der sich
Russland offiziell
beteiligt hat. Dieser.
grosse Zuwachs an
Ausstellern lässt
.auf. eine Steige-
rung der Produk-
tion und des Kon-
sums auf. allen Ge-^
bieten den'russi-
. sehen Industrie
.und, des. Handels
.schiiessen und ist :
um so mehr be-
achtenswert, als
man immer geneigt
war, das grosse
russische. Reich
nicht als eigent-
lichen Industrie-
staat anzuerkennen
und da man, seine
selbständige indu-
strielle Produktion
stark. unterschätzte
oder..-, zum min- -
desten weit. hinter
seinen Import ran-
gierte. "Wenn auch
Russlands Reich-
tum immer nur
durch seine Land-
wirtschaftund seine
Naturprodukte aus-
gemacht werden
dürfte, -. so. haben
doch in. neuerer
Zeit Handel und
Industrie beträcht-
liche Fortschritte
gemacht und sie
fangen an, die

wichtigsten Faktoren im russischen Staatswesen zu werden.
Hiervon giebt die russische Ausstellung in • Paris ein treff-
liches Bild, das ■ zu' gleicher Zeit belehrend und anregend
ist. Leider konnte die russische Ausstellung nicht in einem
einzigen Palais! untergebracht .werden, sie ist den ver-
schiedenen Gruppen angegliedert worden und nur der
„sibirische Pavillon",' neben dem Trocadero, kann als
Kollektivausstellung bezeichnet werden. Dieser Pavillon, nach
den Plänen von R.. Meltzer erbaut, soll in seiner Gesamt-

Zarenzimmer im Kreml.

Nachdruck ohne Quellenangabe verboten.

heit und in seinen Details die russische Architektur vor Augen
führen und um dieses Ziel so vollkommen als möglich zu
erreichen, hat man die byzantinisch-romanischen Formen des
Kremls in Moskau getreulich nachgebildet. Im Innern des

Pavillons ist dieser
Stil freilich nicht
streng innegehalten
worden, man hat
dort den architek-
tonischen Eigen-
tümlichkeiten der-
jenigen Länder
Rechnung getra-
gen, deren Produkte
ausgestellt sind:
Sibirien, Central-
asien,dieKaukasus-
länder und der
Norden des euro-
päischen Russland.
Betritt man den
sibirischenPavülon,
so ' gelangt man
durch das Vestibül
zunäciist in den Sa-
lon, der für den
Empfang des-rassi-,
sehen Kaiserpaares
bestimmt war und
der seinen Zweck
zum grössten Leid-
wesen der Franzo-
sen nicht erfüllt
hat. Der. Salon ist
prächtig ausge-
stattet, seine Deko-
rationen sind im
Stile der alten russi-
schen Bojaren-
paläste gehalten
und erinnern leb-
haft an die der
berühmten Grano-
vitaiaPalata in Mos-
kau. Durch einen
kleinen Garten
kommt man von
diesem Salon aus
in den- ■„sibirischen Saal", dessen Mittelpunkt die im
Privatbesitz des Zaren befindlichen Ausstellungsgegenstände
bilden, am meisten werden von diesen ein paar prachtvolle
rote Vasen bewundert. In verschiedenen Kojen und' in ge-
schmackvoll arrangierten Schaukästen sind ferner in diesem
Saale forstwirtschaftliche Produkte, Mineralien, Getreideproben
ausgestellt, die Sibiriens Reichtum an diesen Produkten illu-
strieren , eine sehr interessante ethnographische Sammhing
aus der Gegend von Minussinsk und eine"wohl einzig in der
 
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