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Malkowsky, Georg [Red.]
Die Pariser Weltausstellung in Wort und Bild — Berlin, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.1250#0476
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Die Pariser Weltausstellung in Wort und Bild.

AVeit dastehende Sammlung von Gegenständen, die zum Buddha-
kultus Verwendung finden, sind im gleichen- Saale unterge-
bracht. Aber in einer Ecke, ganz unauffällig ist eine künst-
liche Grotte aufgebaut, die wertvolleres enthält als alles zu-
sammen, was sich sonst noch im sibirischen Saale befindet,
es ist, als ob da ein Stück aus Aladins Wunderreich erstanden
wäre, so glitzert und glänzt, funkelt und strahlt es in dieser

Tmienraiim der sibirischen Ausstellung,

halbdunklen Nische — der Ural hat dort seine Kleinodien
ausgestellt, Gold und Edelsteine, Diamanten, Saphire, Sma-
ragden, Rubinen, Almandine, Chrysolite, bearbeitet und unbear-
beitet, auf kostbaren Malachitgefässen montiert, oder zur Zier
von Gegenständen aus Yachma oder Nephrit verwendet.

Zwischen zwei imposanten Wachstscherkessen hindurch
gelangt man in den kaukasischen Saal. In ungemein geschick-
ter Weise hat der Erbauer des Pavillons hier ein Gemälde
placiert, das den Ausstellungsbesucher mit einem Schlage in
das Gebiet versetzt, dessen Produkte ausgestellt sind. Man
könnte diese Art ■ der dekorativen Kunst das Diorama der
Praxis bezeichnen, zum Unterschiede von dem Diorama, "das
dem Beschauer als Hauptsache vorgeführt wird. Dieses
Diorama— die schneebedeckte Kette des Kaukasus darstellend
— ordnet sich dem Ganzen unter. Es ist sozusagen ein Teil
der Ausstellung, aber es giebt dem ganzen Saale den Stempel der
Echtheit. In langen Schränken und Schaukästen findet man
in diesem Saale Modelle von Wohnungen der Eingeborenen
und solche ihrer Gebrauchsgegenstände, dann eine reichhaltige
Kollektion von Karten, Plänen und Werken über den Kauka-
sus, Proben von Naturprodukten, statistisches Material, aus-
gestopfte Tiere, Herbarien — kurz alles, was uns die inter-

essanten, noch wenig bekannten Gebiete näher führen
kann.

Hinter dem Palais für Jagd und Forst in unmittelbarer
Nähe des Eiffelturms und des Palais de la femme befindet
sich ein Pavillon, der auch ausschliesslich für Russland be-
stimmt ist. Es ist der Pavillon de la Regie des Boissons
(Monopole de vente d'Alcool), erbaut vom Architekten Zeidler.
Man kennt die Umwälzungen, die sich
auf die Initiative des Zaren Alexander ITL
und auf die des jetzigen Zaren hin in
Bezug auf den Alkohol verbrauch' im
russischen Reiche vollzogen haben. Der
Staat kauft bei den verschiedenen Bren-
nereien Schnaps an, rektifiziert ihn und
verkauft ihn dann durch eigene Trafiken,
.die die... öffentlichen „Schnapsbuden"
verdrängt haben. In dem Pavillon de
la Regie des Boissons wird dem
grossen Publikum ein Einblick in die Or-
ganisation und in die Thätigkeit der
Alkoholmonopolabteilung des Finanz-
ministeriums gewährt. Man sieht da
Apparate für die Prüfung, für die Rek-
tifizierung des Branntweins, Maschinen
zum Entkorken und Füllen der Flaschen
und Angestellte der Regie verkaufen
Proben des russischen Monopolschnapses .
für denjenigen, dem die Theorie zu
grau ist, und der sich nur ■ durch die
Praxis von der Vortrefflichkeit dieser
staatlichen Institution überzeugen lassen
will.

Die weitere Ausstellung Russlands
ist, wie schon oben gesagt, bei den
verschiedenen Gruppen auf dem Champ
de Mars untergebracht. Da giebt es
zunächst sehr viel Interessantes bei
der Gruppe Unterricht und Erziehung
zu sehen. Russland hat dort 400 Quadrat-
meter erworben, um seine Ausstellung
vorzuführen, die ein vortreffliches Bild
von seinen öffentlichen Unterrichts-
instituten und seinen Erziehungsein-
richtungen giebt, Statistische Tafeln
zeigen, erläutert durch Figuren, die
Entwicklung der russischen Volksschulen, der technischen
Lehranstalten, der Handels- und landwirtschaftlichen
Unterrichtsanstalten. Dieser Ausstellung angeschlossen ist
die von Instrumenten und Lehrmitteln, sowie die der Buch-
druckerei und Hilfsmittel für Kunst und Wissenschaft. In
dieser Gruppe haben 80 verschiedene Firmen ausgestellt, von
denen mehr als die Hälfte Artikel oder Maschinen für Buch-
druckereien vorführen. Wir wollen hier die Ausstellung der
bekannten Firma j. Goldberg-St. Petersburg nennen, die Buch-
druckereimaschinen neuester Konstruktion vorführt, O. J. Leh-
mann-St. Petersburg, die Schriftzeichen und sehr schön aus-
geführte Drucke ausstellt. Herrliche Chromolithographien
zeigt Kouschnierew-Moskau und von besonderem Interesse
ist die Aussteilung von Druckarbeiten der „Typographie syno-
dale" in Moskau, auch die Banknotenäusstelluhg der „Expedi-
tion pour la confection des papiers de l'Etat" ist sehenswert,
nicht minder die Modelle von Maschinen für die verschieden-
sten Reproduktionsverfahren, welche diese Firma vorführt.
Neben diesen Gruppen hat die Ausstellung von Photographien
ihren Platz gefunden, und sie ist so zahlreich beschickt
worden, dass wir unmöglich alle Namen, selbst nicht die be-
deutendsten, da das schon zu viel wäre, nennen können, wir
 
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