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Malkowsky, Georg [Red.]
Die Pariser Weltausstellung in Wort und Bild — Berlin, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.1250#0477
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Die Pariser Weltausstellung in Wort und

wollen nur erwähnen, dass Mrzovsky, Pasetti prachtvolle Auf-
nahmen von "Warschau und Paris ausgestellt haben und Ma-
tuszewski solche von der Friedenskonferenz im Haag. Pianinos,
Flügel und andere Musikinstrumente sind die Nachbarn der
Photographien. J. Becker - St. Petersburg stellt hier einen
Prachtflügel aus, der, sowohl was Ton als äussere Ausstattung
anbelangt, ein Meisterstück genannt werden kann. Die Prin-
zessin M. K. Tenich^va führt russische Nationalinstrumente
— Balala'iki — vor, die in ihrem eigenen Atelier in St. Peters-
burg hergestellt wurden, und deren Holzteile mit köstlichen
Malereien der berühmtesten russischen Künstler verziert sind.

Wir verlassen diese Gruppe, um einen Blick in die Aus-
stellung des russischen Verkehrswesens und der Verkehrs-
technik zu werfen. Diese Abteilungen sind zwischen den Aus-
stellungen Deutschlands, Frankreichs und der der Vereinigten
Staaten untergebracht und sie vereinigen 90 Aussteller. Selbst-
verständlich haben es sich auch mehrere russische Aussteller
dieser Gruppe gefallen lassen müssen, mit ihren Erzeugnissen
nach Vincennes geschickt zu werden, andere, die besser weg-
gekommen sind, wurden in das Palais der Handelsschiffahrt
gewiesen, und man muss schliesslich
auch die Ausstellung der „Chemin de
fer Transsibe~rien" zu dieser Gruppe
rechnen. Noch vor zehn Jahren be-
trug die Gesamtlänge der russischen
Eisenbahnen nur 30 000 km, von denen
6500 dem Staate gehörten und der Rest
im Besitze von 42 Gesellschaften war.
Am 1.' Januar 1900 erreichte die Ge-
samtlänge der Bahnen die Zahl von
48 000 km — ungerechnet der im Bau
befindlichen — und davon gehören
heute nur;. 14000 km 9 Privatgesell-
schaften, das Verhältnis hat sich also
vollständig geändert und wird sich noch
günstiger für den Staat gestalten, wenn
erst die 3000km Eisenbahnen, die noch
im Bau sind, fertig gestellt sein werden.
Die Aussteilung vereint alles, was
sich auf die Bahnen Russlands bezieht.
Es werden Waggons, Lokomotiven vor-
geführt, die, was ihre Konstruktion
anbelangt, mit denen anderer Nationen
getrost wetteifern können, die sie
sogar in vieler Beziehung übertreffen.
Das gilt vor allem von der Aus-
stattung der Personenwagen der sibiri-
schen Eisenbahnen. Modelle von Bahn-
hofsanlagen, Apparate für das Signal-
wesen, Sicherheitsvorrichtungen ver-
vollständigen das günstige Bild, das
sich der Beschauer vom russischen
Eisenbahnwesen in Paris machen kann.
Ebenso reichhaltig ist die Ausstellung
anderer Vehikel und auch hier be-
gegnet man, wie bei allen russischen
Gruppen, dem nicht hoch genug zu
schätzenden Bestreben, die russischen
Nationaleigentümlichkeilen zu wahren.
Die Karossen, Arbeitswagen,Droschken
haben alle etwas typisch russisches,

obgleich sie mit allen Verbesserungen gebaut sind, die die
Neuzeit bringt.

Die Ausstellung der russischen Land- und Forstwirtschaft
bietet eine Fülle, des Interessanten und Belehrenden. Natür-
lich ist auch in dieser Gruppe dem statistisch-graphischen
Material ein grosser Platz eingeräumt worden, aber auch die

Proben ' der Produkte sind geschmackvoll "und übersichtlich
angeordnet und bieten Gelegenheit zu interessanten Vergleichen
mit der landwirtschaftlichen Produktion anderer Länder, die
zumeist zu Ungunsten derselben ausfallen werden. Das
Riesenreich Russland produziert eben seiner Grösse an-
gemessen und so mancher Staat, der recht ansehnliche Ziffern
auf seiner Produktionstafel eingezeichnet hat, reicht damit
nicht an die Hälfte derjenigen Zahlen heran, die Russland für
seine Produktion anführt. Auch die Ausstellung der Sektion
für Bergbau und Metallurgie bietet ein ungemein fesselndes
Gesamtbild dieses überaus wichtigen Produktionszweiges des
Zarenreichs. Sie ist zwischen der gleichartigen Ausstellung
Deutschlands und Belgiens angeordnet und zwingt.so.zu un-
mittelbaren Vergleichen. Nicht besser, als durch die aus-
gestellte kostbare Sammlung von Edelmetall und Edelsteinen
kann der Reichtum Russlands an Mineralien vor Augen ge-
führt werden. Ganz besonders ausgebreitet hat sich die Gold-
gewinnung in dieser Ausstellungsgruppe; wir sehen Gold-
bearbeitungsmaschinen, Förderwagen, Modelle von Gruben,
Klopfwerken, Goldwäschereien und vor allem eine aufsehen-

Favillon der russischen Alkohol-Regie.

erregende Neuigkeit, die vom Ingenieur Perre erfundene Gold-
scheidemaschine. Das Platin, von dem im Ural allein 70ü7'o
dessen gewonnen wird, was überhaupt auf den Markt kommt,
ist von den drei grössten Minenbesitzern des Urals ausgestellt
worden: dem Fürsten Demidow San-Donato (Minen von Nijn6-
Taghil und Luniewka, dem Grafen Schuwalof (Minen voi
 
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