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Meggendorfer-Blätter — 52.1903 (Nr. 627-640)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16702#0062
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58

Meggendorfer-Blätter, Btünchen


— aber wiel"

Äus der Gegenwart.

— „Sie haben da eine xrächtige pfeife stehen, lferr
Kanzleiratl"

— „Die gehört meiner Tochter — ich rauche nur
Zigaretten!"

Kchivicrig.

MlÄör' ich so manchen sich beklagen,

Mie doch das Leben schal und matt,
Mie Tiefe sehlt in unsern Tagen
Und alles keinen Reiz mehr hat —

Ich bin wie auf den Mund geschlagen
Und weiß da wirklich keinen Rat.

Uian kann den Leuten doch nicht sageni
Die Welt ist's nicht, nur ihr seid fad.

M. Holthansen.

Die Äiferfüchtige.

T r (von seiner Alpenreise erzählend): „. . . da tritt ^räulein
Uleier aus die Felsxlatte, die zu rutschen beginnt,
ich will sie halten, als sie mich mit wegreißt, und wir
beide stürzen zehn Nleter tief in eine Felsspalte."

Sie: „Ach sei still, das hattet ihr doch vorher
verabredet."

Aus dem Tagebuch eines Ähemannes.

. . . Fortsetzung. Ulontag, den zs. September.

ie ich eigentlich dazukomme, ein Tagebuch zu führen?
Ich bin doch kein Pensionsbackfisch oder eine lie-
bende, sehnsüchtige Braut. Ich bin inir die Antwort
schuldig: ich habe es nach zweiundzwanzigjähriger „glücklicher"
Ehe angefangen, uin der Nachwelt ein rnsris teksl zu hinter-
lassen, wenn ich dereinst einmal das gefährliche Fahrwasser
eines Gatten und Familienoberhauptes hinter mir habe. Lin
jeder hat die moralische verpflichtung, während seines irdischen
Wallens irgend eine gute Tat zu begehen zum Nutzen und
Frommen künftiger Geschlechter.

Ich versuch's damit.

Gestern sind wir auf „höheren Befehl" aus der Sommer-
frische heimgekehrt. „Sie" — meine bessere ksälfte nämlich —
fand, es sei höchste Zeit, daß die Bummelei ein Lnde hätte.
Sonderbar! Ich hatte etwas Aehnliches schon eher gedacht.
Ich mochte es nur nicht aussprechen; denn, hätte ich's aus-
gesprochen, so wäre „sie" jedenfalls noch lange nicht zu der An-
stcht gekommen. Schwcigen ist also sehr oft Gold, das sieht man.

Ueberhaupt habe ich mir während meiner Gefangenschaft,
jdardon, während meiner Lhe, schon die seltensten Tugenden
angeeignet, als da stnd: Bescheidenheit, Duldsamkeit, Uiäßigkeit,
Nachgiebigkeit, Sparsamkeit (ich trage nur noch Stiefel mit
geölten Sohlen und gewendete Ueberzieher). Der heilige Petrus
wird einmal seine helle Freude haben, wenn ich anklopfe.

„Sie" meint, mein verregneter Sommeranzug — wir waren
am Ammersee vier IVochen unter Wasser gesetzt — lasse sich
ganz gut für den kserbst dunkel färben. Nlein schüchterner Lin-
wurf, daß durch die dunklere Nüance doch kaum zugleich der
nötige Wärmegrad erreicht werden dürfte, wurde kurz und
bündig abgebrochen: „ksieronymus, das verstehst Du nicht, bitte,

mische Dich nicht hinein! Du weißt, Du mußt unbedingt einen
Gesellschaftsanzug haben, man kann nicht wissen, wie es wird
mit Berthas verehrer vom Ammersee, dem Assessor, der Regen
bringt oft mehr zuwege als der Sonnenschein. Und dann —

Llli muß heuer in die Gesellschaft eingeführt werden-"

„Aber, teuerste Franziska, sie ist doch erst sechzehn-"

„Ich bitte Dich ein für allemal, mische Dich nicht in Dinge,
die Du nicht verstehst. Und auch, bedenke nur, wir brauchen
alle Drei neue kserbstjacketts und ksüte, Bertha soll und muß
stch für die französischen Literaturkurse einschreiben, Llli muß
„den guten Ton" bei Balletlmeister Aratzer nochmal durchnehmen,
Fritz braucht einen ksaufen Bücher, die Salongarnitur muß
unbedingt aufgefrischt werden, dann möchte ich die bei Drechsler
ausgestellte Ulessingstehlampe haben, wenn wir notgedrungen
den Assessor einmal zu Abend einladen. Berthas Teint wird un-
gemein durch den Lichteffekt hinterm Lesetischchen gewinnen . . ."

ksier wurde ich etwas ungeduldig, was „sie" immer daran
zu erkennen vorgibt, daß ich daun faustdicke Tabakwolken aus
meiner pfeife hervorquellen lasse — ein Universalmittel, das
meistens hilft.

Gestern versagte es. „Sie" blieb und stng an zu weinen.
„Ich sei ein Tyrann, ein Egoist, der nichts für seine Familte
übrig habe. Wenn ich etwa dächte, ihre vernünftigen jdläne
hinter Rauchwolken zu ersticken, so sei ich irre, sie lasse stch
nicht um ein kjaar breit von dem abbringen, was sie im Aoxf
habe . . . ."

Als ob ich daran jemals gezweifelt hättel
Gestern verließ ich das Gperationsfeld — „sie" war just
beim letzten Akt vom Sterben und Begraben angelangt — und
ging im Schlafrock durch die lfoftüre hinüber in meine Rneixe.
Ich werde das öfter so machen. Sie empfingen mich mit kjallo.
In dem „Gefärbten" wird's mir doch zu frostig werden.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Tempora mutantur
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: - aber wie!"

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Schramm, Viktor
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1902
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Mann
Frau
Ehepaar
Haar
Schmerz

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-10-16 - 2013-10-16
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 52.1903, Nr. 631, S. 58

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
 
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