Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfer-Blätter — 52.1903 (Nr. 627-640)

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.16702#0063
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zeitschrift sür Humor und Aunst

59

Lins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, siebenl Potztausendl
5chon sieben Uhrl Nun rasch hinüber. lsosfentlich hat „sie's"
nicht geinerkt und der Schlüssel^steckt.

Dlenstag, den js. Sextcmber.

Der Ukensch denkt — „sie" lenkt. Der Schlüssel war richtig
abgezogen. Rasch gefaßt, schlüpfte ich in ineinen lverktagabends-
ausgehanzug und begab mich ins Familienzimmer, um mich
auf natürlichem wege fortschmuggeln zu können. Ich mußte
diesmal viel thaare lassen. „Sie" behauptete, durch meine Bru-
talität, meinen Uliderstand und meine Unvernunft UUgräne zu
haben. Indem ich ihr als lfeilmittel meine schleunigste Ent-
fernung anbot, verfiel sie in Arämpfe. Ich sei ein Sumpfhuhn
daß ich ein ksuhn sei, weiß ich erst seit gestern abend —
ein NUrtshaussubjekt u. s. w. Nkeine Theorie, wonach Ralt-
blütigkeit und zwei Bhren in solchen Arisen das beste sind,
bewährte sich glänzend.

propos, Franziska," sagte ich rasch, „Du solltest Dich
Zu Bette legen. lvir wollen doch morgen die Tournee durch
die Stadt machen wegcn eurer kserbsttoilettcn. Dann müssen
wir auch zum Tapezierer, daß er die Garnitur abholt, und die
Stehlampe solltest Du Dir doch auch nicht durchgehen lassen . . ."

„Sie" schluchzte an meinem tsalse.

„Du einziger, herzensguter, vernünftiger Ulann, Du Gold-
hahn" — endlich bin ich zu meiner Nkanneswürde gelangt —
„geh', es wird sonst zu spät für Deinen Stammlisch. Draußen
in der Aüche hinterm Salzfaß hängt der ksintertürschlüssel.
llnd bind' ja noch Dein Tuch um, es stürmt, hörst Du?"

Die letzten lvorte hörte ich schon in der Aüche. Ukan
muß das Lisen schmieden, so lange es heiß ist.

Ehemann zu sein ist ganz schön — „es muß nur verstanden
sein." lvir leben gegen so vielcn andern wie die Turteltauben.

Allerdings bin ich Rentier.

lUittwoch, den September.

Areuzhagelblitzdonnerwettterl Sakra ....

kseilige Dreifaltigkeit I Ich verscherze mir auch noch 's Ienseits.

Aber ich kann mir nicht helfen. Sie ruinieren mich. lver?
fragen Sie. Sie, die Familie, die kserbstsaison, der gute Ton . . .

So, nun habe ich mich etwas verschnauft. Ruhe ist alles.

So schlimm ist cs denn doch noch nicht. Ich bin, wie gesagt,
Touponsabschneider; aber, wenn das so weitergeht —

lvir kommen soeben von der Tournee. Großer Gottl Ich
habe als Iunggeselle mciner Flamme einmal einen seidencn
llnterrock gekauft und mich hintennach cinen verschwender ge-
scholten, weil ein Kuß mir damit zu teuer erkauft schien. kseute
habe ich drei seidene llnterröcke gekauft, sechs Aostüme, drei
Valetots, sechs ksüte, ein halbes Dutzend Paar Stiefeletten, drei
-ampen — zu der Stchlampe braucht „sie" noch zwei weitere
als Dekorum — ein Theatcrabonnement nnd für hundert Ulark
Aleinigkeiten, habe keinen Auß bekommen, sondern spitze Redens-
arten wie „wer nichts aus sich macht, wird ausgelacht," oder
„lo ist es, wenn man sein Leben einem lUanne opfert, der nicht
einiual seine jdflicht als Familienvater ernst nimmt" und der-
gleichen Schmeichelcien mchr.

^ch habe eine lvut, eine lvut . . . Aber was kann ich
machen? Ich bin wie ein gereizter Söwe. lvas nützt mich das?
Dch muß meinen Zorn hinunterfressen — der Assessor kommt
wirklich heute abend. Bin ich nicht liebenswürdig, kriege ich

Schuld, wenn er nicht anbeißt.

Arutzi Türken! Ich könnte mich rächen . . . lvie? lvenn
ich ihm mein Tagebuch heimlich zuschmuggelte? I

§s wäre eine herrliche Idee, eine kheldentatl ksieronymus,
Du verdientest ein Denkmal-— —

„ksieronymus, fix, der Assessor kommt, Bertha hat ihn durch
den Fensterspiegel gesehenl"

„Ich komme!" —-—

Brrl wenn ich „ihre" Stimme höre, ist es mit meinem
kseroismus zu Ende.

Schluß für heute.

Geliebtes Tagebuch, zurück in Dein versteckl Nach meinem
Tode soll Dich die lvelt besitzen und — nach „ihrem."

--

Dcr geprcllte Gendarm.

l
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Der geprellte Gendarm
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Meggendorfer, Lothar
Entstehungsdatum
um 1903
Entstehungsdatum (normiert)
1898 - 1908
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Dieb
Polizeibeamter
Gebüsch
Versteck
Hut
Fluss

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-10-16 - 2013-10-16
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 52.1903, Nr. 631, S. 59

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
 
Annotationen