7V
7N c g g en d o r f e r - B l a t t e r BIünchen
seiner Braut hin. Sein Lhrgeiz war befriedigt; er war der
Gegenstand allgemeiner Aufmerksamkeit, wo er sich blicken ließ.
Als er eines Tages mit seinen Angehörigen ein Lafe betrat,
eilten die Aellner dienstbeflisfen herbei, den kserrschaften einen
guten Platz anzuweisen, ihnen die Garderobe abzunehmen und
sich nach ihren Befehlen zu erkundigen.
Bald richteten auch hier sich aller Augen auf Thristoxh,
und besonders ein bserr, der sich an einem Nebentische nieder-
gelassen hatte, wandte keinen Blick von ihm.
„Rennst Du den bserrn?" fragte der alte Rentier seinen
Schwiegersohn.
„5chon möglich, daß ich einmal mit ihm zu tun hatte," er-
widerte Thristoxh nachlässig und seine goldene Uhr hervorziehend,
fuhr er laut sort: „Ls ist wohl jetzt Zeit, in das Theater zu
gehen." In demselben Augenblick erhob sich der kserr vonr
Nebentische, und an Thristoph, der ebenfalls bereits aufgestandcn
war, herantretend, fragte er leise: „ksabe ich den vorzug, bserrn
Gustinetti zu sxrechen?"
„Sie wünschen, mein kserr?"
„Ich bin der Gerichtsvollzieher Greif und habe ein voll-
streckbares Urteil über dreihundert Uiark gegen Sie. 5ie gestatten
wohl . . ." und ehe der verdutzte Lhristoph ein Wort erwidern
konnte, hatte der Gerichtsvollzieher ihm die goldcire Uhr aus der
Tasche gezogen und überreichte ihm ein bereits vorbereitetes
jdfändungsprotokoll.
Der Ucberbettler.
Bettler: „Bitt' schön um eine kleine Unterstützung, ich habe
neun Ainder."
Frau: „Aönnen die denn nichts verdienen?"
Bettler: „I wo, die studieren ja."
Äinem Katiriker.
ie Welt durch Spott zu bessern, willst
Dn hoffen? —
Du hast die eitle Blindheit nur gestärkt.
Die Narrheit hast Du zwar getroffen,
Icdoch die Narren haben's nicht gemerkt.
_ Berthold Kuhliert.
Im Lifer.
Feldwebel: „Beim Parademarsch wird morgen nur der
Lserr General angesehenl Daß mir keiner nach dem lherrn
Gberst oder bjerrn ksauptmann oder nach mir oder anderem
Blödsinn glotzt!"
(Line merkwürdige Ahr.
Doktor: „Ntir scheint aber, Sepperl, Ihre Uhr geht nicht gut."
Bauer: „DI sie geht sogar vorzüglich, bserr Doktor; abcr
niemand, außer mir, versteht sich drauf. wenn nätnlich
die Aeiger auf Xll stehen, und sie schlägt III, so weiß ich
ganz genau, es sehlen zwanzig Minuten auf VIII."
Das Rälseb.
in junges weibchen saß, o Graus,
Des Abends stets allein zu kjaus.
wenn sie schon schlief in guter Ruh',
wankt' erst der Ulann dem lsause zu.
Wann er wohl heimkam von dein Bier,
Lin Rätsel blieb cs immer ihr.
Nun eines Abends, als er saß
Im Freundeskrcis beim vollen Glas,
Griff in die Tasch' per Zufall er
Und spürte, daß dicselbe leer.
Da war dahin sein froher Ulut,
Da sprang er auf, nahln Stock und kjut
Und brunnnte vor sich hin entsetzt:
„Des Rätsels Schlüssel hat sie jetzt."
Oskar Nngnad.
„Nanu, was bedeutet denn das? Das sind ja schöne
Geschichten!" polterte der Schwiegervater los: „Nun begreife ich
auch, weshalb Du den bjerrn nicht kennen wolltest."
„Aber ich versichere Dir, vater, es ist ein Ulißverständnis,
ein Irrtum, zu kjause will ich Dir erklären . . ."
„Schon gut, inein Iunge, aber für solche Bekanntschaften
danke ich, und wenn Deine andcrcn alle derart sind, will ich
gerne daranf verzichten."
Unter eincm nicht endenwollenden Gelächter der Gäste
verließ Thristoxh mit Braut und Schwiegereltern das Lokal.
Zu lhause angelangt, hatte er mit seinem Schwiegervater
eine längere Unterredung, deren Inhalt vor den Frauen sorg-
sältig geheim gehalten wurde, aber am nächsten Nlorgen erschien
er wicdcr glattgescheitclt im Gcschäft. Die flattcrnde Sezessions-
krawatte war verschwunden, und auch dem Lhrgeiz, in dcr Melt
eine Rolle zu spielen, hat Thristoxh sür immer cntsagt.
(Lroßer Lüoment.
Tochter: „Der Ulann ist ein Dichter?"
vater: „Ia, jetzt übcrlebt er sich geradc."
Äin gan^ Moderncr.
vater: „Nlit Dir erlischt unsere Familie, wenn Du Dich nicht
verheiratest."
Sohn: „Na, Gott sei Dank, dann hört doch endlich diese alt-
modische Einrichtung auf."
Alitdernder Umltand.
Richter: „kjuber, Sie sind geständig, dem Aläger ein Bhr
abgerissen zu haben; könncn Sie für diese rohe Tat mil-
dcrnde Umstände vorbringen?"
— „Iawohl; er hat auf dem Bhr eh' nix mehr g'hört'."
7N c g g en d o r f e r - B l a t t e r BIünchen
seiner Braut hin. Sein Lhrgeiz war befriedigt; er war der
Gegenstand allgemeiner Aufmerksamkeit, wo er sich blicken ließ.
Als er eines Tages mit seinen Angehörigen ein Lafe betrat,
eilten die Aellner dienstbeflisfen herbei, den kserrschaften einen
guten Platz anzuweisen, ihnen die Garderobe abzunehmen und
sich nach ihren Befehlen zu erkundigen.
Bald richteten auch hier sich aller Augen auf Thristoxh,
und besonders ein bserr, der sich an einem Nebentische nieder-
gelassen hatte, wandte keinen Blick von ihm.
„Rennst Du den bserrn?" fragte der alte Rentier seinen
Schwiegersohn.
„5chon möglich, daß ich einmal mit ihm zu tun hatte," er-
widerte Thristoxh nachlässig und seine goldene Uhr hervorziehend,
fuhr er laut sort: „Ls ist wohl jetzt Zeit, in das Theater zu
gehen." In demselben Augenblick erhob sich der kserr vonr
Nebentische, und an Thristoph, der ebenfalls bereits aufgestandcn
war, herantretend, fragte er leise: „ksabe ich den vorzug, bserrn
Gustinetti zu sxrechen?"
„Sie wünschen, mein kserr?"
„Ich bin der Gerichtsvollzieher Greif und habe ein voll-
streckbares Urteil über dreihundert Uiark gegen Sie. 5ie gestatten
wohl . . ." und ehe der verdutzte Lhristoph ein Wort erwidern
konnte, hatte der Gerichtsvollzieher ihm die goldcire Uhr aus der
Tasche gezogen und überreichte ihm ein bereits vorbereitetes
jdfändungsprotokoll.
Der Ucberbettler.
Bettler: „Bitt' schön um eine kleine Unterstützung, ich habe
neun Ainder."
Frau: „Aönnen die denn nichts verdienen?"
Bettler: „I wo, die studieren ja."
Äinem Katiriker.
ie Welt durch Spott zu bessern, willst
Dn hoffen? —
Du hast die eitle Blindheit nur gestärkt.
Die Narrheit hast Du zwar getroffen,
Icdoch die Narren haben's nicht gemerkt.
_ Berthold Kuhliert.
Im Lifer.
Feldwebel: „Beim Parademarsch wird morgen nur der
Lserr General angesehenl Daß mir keiner nach dem lherrn
Gberst oder bjerrn ksauptmann oder nach mir oder anderem
Blödsinn glotzt!"
(Line merkwürdige Ahr.
Doktor: „Ntir scheint aber, Sepperl, Ihre Uhr geht nicht gut."
Bauer: „DI sie geht sogar vorzüglich, bserr Doktor; abcr
niemand, außer mir, versteht sich drauf. wenn nätnlich
die Aeiger auf Xll stehen, und sie schlägt III, so weiß ich
ganz genau, es sehlen zwanzig Minuten auf VIII."
Das Rälseb.
in junges weibchen saß, o Graus,
Des Abends stets allein zu kjaus.
wenn sie schon schlief in guter Ruh',
wankt' erst der Ulann dem lsause zu.
Wann er wohl heimkam von dein Bier,
Lin Rätsel blieb cs immer ihr.
Nun eines Abends, als er saß
Im Freundeskrcis beim vollen Glas,
Griff in die Tasch' per Zufall er
Und spürte, daß dicselbe leer.
Da war dahin sein froher Ulut,
Da sprang er auf, nahln Stock und kjut
Und brunnnte vor sich hin entsetzt:
„Des Rätsels Schlüssel hat sie jetzt."
Oskar Nngnad.
„Nanu, was bedeutet denn das? Das sind ja schöne
Geschichten!" polterte der Schwiegervater los: „Nun begreife ich
auch, weshalb Du den bjerrn nicht kennen wolltest."
„Aber ich versichere Dir, vater, es ist ein Ulißverständnis,
ein Irrtum, zu kjause will ich Dir erklären . . ."
„Schon gut, inein Iunge, aber für solche Bekanntschaften
danke ich, und wenn Deine andcrcn alle derart sind, will ich
gerne daranf verzichten."
Unter eincm nicht endenwollenden Gelächter der Gäste
verließ Thristoxh mit Braut und Schwiegereltern das Lokal.
Zu lhause angelangt, hatte er mit seinem Schwiegervater
eine längere Unterredung, deren Inhalt vor den Frauen sorg-
sältig geheim gehalten wurde, aber am nächsten Nlorgen erschien
er wicdcr glattgescheitclt im Gcschäft. Die flattcrnde Sezessions-
krawatte war verschwunden, und auch dem Lhrgeiz, in dcr Melt
eine Rolle zu spielen, hat Thristoxh sür immer cntsagt.
(Lroßer Lüoment.
Tochter: „Der Ulann ist ein Dichter?"
vater: „Ia, jetzt übcrlebt er sich geradc."
Äin gan^ Moderncr.
vater: „Nlit Dir erlischt unsere Familie, wenn Du Dich nicht
verheiratest."
Sohn: „Na, Gott sei Dank, dann hört doch endlich diese alt-
modische Einrichtung auf."
Alitdernder Umltand.
Richter: „kjuber, Sie sind geständig, dem Aläger ein Bhr
abgerissen zu haben; könncn Sie für diese rohe Tat mil-
dcrnde Umstände vorbringen?"
— „Iawohl; er hat auf dem Bhr eh' nix mehr g'hört'."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Der Doppelgänger
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1902
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-10-16 - 2013-10-16
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 52.1903, Nr. 632, S. 70
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication