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TN e g g e n d o r f er - B l ä t t er, Blünchen
Ärlker (Ledanke.
tlnterosfizier (>m Ballert): „Donnerwetter, wie die Beene fliegen! Det miißie'n
vergnügen sein, den Mädchens den Paradcmorsch beizubringen."
Jiatal.
— „ksaben Sie nnch verstanden, als
ich die Lieder sang?"
— „Gewiß, nnr leider habe ich Sie
immer falsch verstanden."
Zauber.
^Wt^ie die ziiternde Nadel nach Norden
strebt,
Nach Dir, nach Dir meine Seele bcbt;
Wie sichauchmag dasSchifflein wenden,
Die Fahrt muß doch in Deinen Armen
enden! R. Volker.
Kalgenhumor.
— „Aber, Nensch, Deine Stiefel klaffen
ja vorne weit aufl"
— „Ia, meine tfühneraugen haben
einen so durchbohrenden Blick."
Äine ncue Todcsart.
— „Denk Dir nur, der jnnge tlla'cer
hat sich wegen seiner Schulden um-
gebracht."
— „So, so! Also ein Saldo mortalel"
—
Die schiefe Alauer.
tzumorcske von O. Riimcr.
s war Aönigs Geburtstag. Das Rcgiment in lf-Stadt,
dessen Lhef der hohe kserr war, feierte diesen Tag durch
ein solennesLiebesmahl. Stunde auf Stunde verrann,und
die Utusik würzte die köstliche Ananas - Bowle, die getrunken
wurde, durch ihre heiteren tveisen.
Besonders lustig gillg es an der unteren Lcke der großen
Tasel her, wo der Leutnant v. Michtig, der an dcm bcdeutungs-
vollen Tage Bataillons-Aüjutant geworden war, diesc Aus-
zeichnung mit einigen Freunden mit gar mancheili Glase feierto.
Aber fast bei jedem Glasc, das er trank — und es waren
ihrer nicht ganz wenige, sagte er sich, daß cr an diesem Tage
nüchtern bleiben wolle, um morgen, wo cr zum erstenmal hoch
zu Rosse an der Spitze des Bataillons reiten würde, mit ganz
klarem Roxfe alle seine so wichtigen Geschäfte erfüllen zu
können.
Doch die Uräfte der Natur sind oft stärker als der schwache
Mensch! Als lvichtig „seincr Ansicht nach" genug hatie, nahm
er „auf französisch" Abschied von seinen Aameraden, welchc
höchlichst erstaunt waren, als sie bemcrkten, daß tvichtig auf
Niminerwiedersehen verschwunden war.
RAchtig verließ nun das Aasino, nur ein wenig hätte
ein eifriger Beobachter ihm anmerken können, daß cr nicht
mehr ganz taktfest war — und stand auf dem großen, freien
platze in der lauen Frühlingsnacht. Glänzend flimmerten über
ihm die Sterne und von dem nahen Turm des herrlichen
Münsters schlug die große Glocke die zweite Stunde. Wichtig
ließ die Töne ausklingen und machte sich in der fröhlichsten
Stimmung auf seinen Lseimweg.
Um nach seiner wohnung zu gelangen, mußte er an dem
Petersburger ksof, der erst kürzlich abgebrannt war, vorbei.
Derselbe stieß mit seinen Uiauern an das Generalkommando-
gebäude. Petersburger kfof wie Generalkommandogebäude
waren für ihn alte Bekannte; ersterer infolge seiner vortreff-
lichen verpflegung, letzteres als Sitz dessen, der jedes vater-
landsverteidigers kserz höhcr schlagcn läßt. wichtig, der durch
seine Erncnnung zum 2ldjutanten eine weitere Stufe zuin mili-
tärischen Ruhm erklettert hatte, schaute nun mit ganz besonderer
verehrung auf den koinmandierenden General und betrachtete
ihn wie ein höheres Ivesen.
Nur noch eine Nlauer zeugte von der verschwundenen
fdracht des Lierpalastes, und diese Nlauer stand dicht an der
ksinterfront des Generalkommandos. Sei es nun, daß der gute
lVichtig an Uhlands Säule dachte, die über Nacht cinstürzen
kann oder daß er tatsächiich infolge des stattgehabten Liebes-
mahles die Nlauer mit anderen Augen ansah als sonst — kurzum,
ihm erschien die Nlauer schief und zwar mit einer beträchtlichen
Neigung nach Südcn, d. h. nach der Seite hin, wo seiner
Meinung nach die Schlafräume der Lrzellenz-Familie liegen
mußten. Also muß Exzellenz in Lebensgefahr sich befinden —
dieser Gedanke schoß ihm wie ein pfeil durch den Aopf! Nun
stand er geraume Zeit vor der hohen Maucr, und die tiefe
Stille der Nacht wurde nur durch die eintönigen Schritte der
beiden Posten, welche um die Tcke herum vor der bfauptsront
des Generalkommandos auf und ab gingen, unterbrochen.
Lndlich hatte er einen Lntschluß gefaßt, einen gewaltigen; er
setzte seine Mütze gerade, versuchte seinem keimendcn Schnurrbart
ein martialischeres Aeußeres zu geben und ging dann nach dem
lfaupteingang des Generalkommandos. — Lin strammer jdräsen-
tiergriff der beiden Musketiere und unser wichtig ging hoch
erhobenen kfauptes in den lhof des Gebäudes. Vis-a-vis an einer
großen Glastüre sah er ein weißes Schildchen, beim Nahertreten
las er das N)ort „kfausverwalter". Schon im Radettenkorps
war ihm gelehrt worden, daß Lntschlußfähigkeit eine Grund-
bedingung für einen zukünftigen Generalseldmarschall sei —
rasch entschlossen und energisch drückte er auf den elektrischen
Anoxf, und durch die weiten Räume erklang das dutzendfache
TN e g g e n d o r f er - B l ä t t er, Blünchen
Ärlker (Ledanke.
tlnterosfizier (>m Ballert): „Donnerwetter, wie die Beene fliegen! Det miißie'n
vergnügen sein, den Mädchens den Paradcmorsch beizubringen."
Jiatal.
— „ksaben Sie nnch verstanden, als
ich die Lieder sang?"
— „Gewiß, nnr leider habe ich Sie
immer falsch verstanden."
Zauber.
^Wt^ie die ziiternde Nadel nach Norden
strebt,
Nach Dir, nach Dir meine Seele bcbt;
Wie sichauchmag dasSchifflein wenden,
Die Fahrt muß doch in Deinen Armen
enden! R. Volker.
Kalgenhumor.
— „Aber, Nensch, Deine Stiefel klaffen
ja vorne weit aufl"
— „Ia, meine tfühneraugen haben
einen so durchbohrenden Blick."
Äine ncue Todcsart.
— „Denk Dir nur, der jnnge tlla'cer
hat sich wegen seiner Schulden um-
gebracht."
— „So, so! Also ein Saldo mortalel"
—
Die schiefe Alauer.
tzumorcske von O. Riimcr.
s war Aönigs Geburtstag. Das Rcgiment in lf-Stadt,
dessen Lhef der hohe kserr war, feierte diesen Tag durch
ein solennesLiebesmahl. Stunde auf Stunde verrann,und
die Utusik würzte die köstliche Ananas - Bowle, die getrunken
wurde, durch ihre heiteren tveisen.
Besonders lustig gillg es an der unteren Lcke der großen
Tasel her, wo der Leutnant v. Michtig, der an dcm bcdeutungs-
vollen Tage Bataillons-Aüjutant geworden war, diesc Aus-
zeichnung mit einigen Freunden mit gar mancheili Glase feierto.
Aber fast bei jedem Glasc, das er trank — und es waren
ihrer nicht ganz wenige, sagte er sich, daß cr an diesem Tage
nüchtern bleiben wolle, um morgen, wo cr zum erstenmal hoch
zu Rosse an der Spitze des Bataillons reiten würde, mit ganz
klarem Roxfe alle seine so wichtigen Geschäfte erfüllen zu
können.
Doch die Uräfte der Natur sind oft stärker als der schwache
Mensch! Als lvichtig „seincr Ansicht nach" genug hatie, nahm
er „auf französisch" Abschied von seinen Aameraden, welchc
höchlichst erstaunt waren, als sie bemcrkten, daß tvichtig auf
Niminerwiedersehen verschwunden war.
RAchtig verließ nun das Aasino, nur ein wenig hätte
ein eifriger Beobachter ihm anmerken können, daß cr nicht
mehr ganz taktfest war — und stand auf dem großen, freien
platze in der lauen Frühlingsnacht. Glänzend flimmerten über
ihm die Sterne und von dem nahen Turm des herrlichen
Münsters schlug die große Glocke die zweite Stunde. Wichtig
ließ die Töne ausklingen und machte sich in der fröhlichsten
Stimmung auf seinen Lseimweg.
Um nach seiner wohnung zu gelangen, mußte er an dem
Petersburger ksof, der erst kürzlich abgebrannt war, vorbei.
Derselbe stieß mit seinen Uiauern an das Generalkommando-
gebäude. Petersburger kfof wie Generalkommandogebäude
waren für ihn alte Bekannte; ersterer infolge seiner vortreff-
lichen verpflegung, letzteres als Sitz dessen, der jedes vater-
landsverteidigers kserz höhcr schlagcn läßt. wichtig, der durch
seine Erncnnung zum 2ldjutanten eine weitere Stufe zuin mili-
tärischen Ruhm erklettert hatte, schaute nun mit ganz besonderer
verehrung auf den koinmandierenden General und betrachtete
ihn wie ein höheres Ivesen.
Nur noch eine Nlauer zeugte von der verschwundenen
fdracht des Lierpalastes, und diese Nlauer stand dicht an der
ksinterfront des Generalkommandos. Sei es nun, daß der gute
lVichtig an Uhlands Säule dachte, die über Nacht cinstürzen
kann oder daß er tatsächiich infolge des stattgehabten Liebes-
mahles die Nlauer mit anderen Augen ansah als sonst — kurzum,
ihm erschien die Nlauer schief und zwar mit einer beträchtlichen
Neigung nach Südcn, d. h. nach der Seite hin, wo seiner
Meinung nach die Schlafräume der Lrzellenz-Familie liegen
mußten. Also muß Exzellenz in Lebensgefahr sich befinden —
dieser Gedanke schoß ihm wie ein pfeil durch den Aopf! Nun
stand er geraume Zeit vor der hohen Maucr, und die tiefe
Stille der Nacht wurde nur durch die eintönigen Schritte der
beiden Posten, welche um die Tcke herum vor der bfauptsront
des Generalkommandos auf und ab gingen, unterbrochen.
Lndlich hatte er einen Lntschluß gefaßt, einen gewaltigen; er
setzte seine Mütze gerade, versuchte seinem keimendcn Schnurrbart
ein martialischeres Aeußeres zu geben und ging dann nach dem
lfaupteingang des Generalkommandos. — Lin strammer jdräsen-
tiergriff der beiden Musketiere und unser wichtig ging hoch
erhobenen kfauptes in den lhof des Gebäudes. Vis-a-vis an einer
großen Glastüre sah er ein weißes Schildchen, beim Nahertreten
las er das N)ort „kfausverwalter". Schon im Radettenkorps
war ihm gelehrt worden, daß Lntschlußfähigkeit eine Grund-
bedingung für einen zukünftigen Generalseldmarschall sei —
rasch entschlossen und energisch drückte er auf den elektrischen
Anoxf, und durch die weiten Räume erklang das dutzendfache
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Erster Gedanke
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Unteroffizier (im Ballett): "Donnerwetter, wie die Beene fliegen! Det müßte 'n Vergnügen sein, den Mädchens den Pardemarsch beizubringen."
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1902
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-10-16 - 2013-10-16
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 52.1903, Nr. 633, S. 82
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg