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Meggendorfer-Blätter — 53.1903 (Nr. 641-653)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16703#0075
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Zeitschrift für Lfumor und Aunst

7s

Moderne Druckfehler.

Es war Nutternacht. In den Straßen und Gassen der
5tadt herrschte autlose Stille.

Täglich Tinkauf von Anerkennungsschreiben.

ö)ie schraue (Kreit.

^)amit wir nun endlich weiterkommen, — Wird heut das
^ „Abwandeln" durchgenommen;" — 5o spricht der kserr
Lehrer; — „nun gebt hübsch achtl — Gleich werdet ihr sehen,
wie man es macht: — Ich schreibe, du schreibsh er schreibt —
wir schreiben . . — Ich bleibe, du bleibst, er bleibt — wir
bleiben — Ihr bleibet, sie bleiben und immer so fort, — So
wandelt man ab ein jedes A)ort." — Therese, Llise, Marie
und kjermine — Sie konjugieren mit emsiger Miene: — ,Ich
fliege — ich sahre — ich reite — ich gehe — Ich höre — ich
schmecke — ich fühle — ich sehe' — Bis endlich die Gretl noch
ganz zum Schluß — Das Zeitwort „küssen" abwandeln muß. —
Die Aleine erhebt sich und plappert beflissen — Voll Eifer:
„wir küssen — ihr küsset — sie küssen" . . — „Das ist ja ganz
richtig" — bemerkt der bserr Lehrer — Und lacht; — „Doch
die Linzahl ist wohl nicht schwerer; — Und Grdnung halten
muß jedermann, — Drum fang' noch einmal mit der Einzahl
an;" — Da errötet die Aleine bis über die Vhren — Und
schweigt, als hätt' sie die Sprache verloren, — Setzt an — und
kichert — und spricht: — „kse — in der Linzahl — geht's
ja gar nichtl" Ernst Staus.

Vertorene -Liebesmüh'.

Sträfling: „Ietzt habe ich durch monatelanges Fasten
endlich meinen Aörxer so weit gehabt, daß ich ihn durch die
Gitterstäbe hätte hindurchzwängen können, und nun wird mir
heute der Rest der Strafe erlassen."

Znlionseqnem.

(^ranz unbegreiflich findet's mancher Utann,

-r Daß er noch nie das große Los gewann,

Doch daß der Blitz noch nie getroffen ihn,

Das nimmt er still als selbstverständlich hin. W.

Äteigerung.

Iunger Lhemann: „Ia, solche Ljochzeit hat doch feier-
liche Momente. Zuerst die standesamtliche Trauung; noch feier-
licher ist der kirchliche Akt. Am feierlichsten aber ist der Uloment
der Ulitgiftüberreichung."

Mnbeabsichtigte (Krobkeit.

Ein Uiodelleur offeriert einer sdorzellanfabrik ein Ulodell
zur Vervielfältung. Dasselbe stellt ein Rhinozoros vor, und
zwar sendet der Äünstler mit seiner Vfferte eine Photographie
dieses Tieres der Fabrik zur Ansicht zu. Nach einigen Tagen
erhält er die Photographie mit der Bemerkung zurück:

„wir bedauern, von Ihrem Anerbieten keincn Gebrauch
machen zu können, und senden Ihnen einliegend Jhre photo-
graphie zurück."

Mein Großlnütterlein.

^in Ztübchen isi's, lo traut und hell,
Lanendelduft durchzogen,

Mit immrrgrünem Cfenlanb
Lm rnnden Frnsterbogen.

tllnd in dem L'orgenstnhle stht
Grostmüttertein am Nocken,
Vas weiche, rostge Gestcht
Umrahmt von Lilberlockrn.

Wie emstg fpinnt die wetke Hand
Den Ftachs zu felnen Fädchen,

Wie droUig fchnurrt Lazu im Üast
Me Melodie das Nädchen.

Wie btickt ihr 2tuge noch fo frifch,
Wie kann ihr Mnnd noch lachen,

Wie laufcht es stch fo moUig da
Gar wnnderfamen Zachen.

Noch manchmal kommt es nber ste,

Dann ruht die Hand oom Lpinnen,

Und in das blaue Auge zieht
Mn wehmutsvolles Linnrn.

Dann fchaut Grostmüttertein mich an
Ualb hittend, halb verstohlen
tllnd lifpelt: „Zei fo gut, mein Gind
Vas Wstchen mir ;u holen."

Gehorfam bin ich ihrem Wink,

Voch tu' ich's nur mit Zagen —

Vergilbte tZlätter ruhen drin
Aus langstvergangnen Tagen.

Nnd wenn ste diefr Nlätter steht,

Da fängt fte an ;u nicken

Und-
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Mein Großmütterlein
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildbeschriftung: Ein Stübchen ist's, so traut und hell, / Lavendelduft durchzogen, / Mit immergründem Efeulaub / Im runden Fensterbogen // Und in dem Sorgenstuhle sitzt / Großmütterlein am Rocken, / Das weiche, rosige Gesicht / Umrahmt von Silberlocken. // Wie emsig spinnt die welke Hand / Den Flachs zu feinen Fädchen, / Wie drollig schnurrt dazu im Baß / Die Melodie das Rädchen. // Wie blickt ihr Auge noch so frisch, / Wie kann ihr Mund noch lachen, / Wie lauscht es sich so mollig da / Gar wundersamen Sachen. // Doch manchmal kommt es über sie, / Dann ruht die Hand vom Spinnen, / Und in das blaue Auge zieht / Ein wehmutsvolles Sinnen. // Dann schaut Großmütterlein mich an / Halb bittend, halb verstohlen / Und lispelt: "Sei so gut, mein Kind / Das Kästchen mir zu holen." // Gehorsam bin ich ihrem Wink, / Doch tu' ich's nur mit Zagen - / Vergilbte Blätter ruhen drin / Aus längstvergangenen Tagen. // Und wenn sie diese Blätter sieht, / Da fängt sie an zu nicken / Und - - - -

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Schramm, Viktor
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1902
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Großmutter
Sessel
Spinnrad
Katze
Dackel
Enkel
Junge
Fenster
Tisch
Kaffeegeschirr
Efeu

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 53.1903, Nr. 646, S. 71

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
 
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