Isl e g g en ö c> r fe r - B l ä! l e r, ünchen
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Natat.
err Assessor Sparmann war ein großer Frennd von Blumen
nnd liebte es, sein Zimmer beständig mit solchen zu deko-
rieren. Da er anf der andern Seite aber auch ein guter Rechen-
meister war, so hatte er, um sich die Aosten für diesen verhält-
nismäßigen Luxus zu sxaren, mit einem jungen Gärtner in der
Nachbarschast das Abkommen getroffen, dieser solle ihm dann
und wann einen hübschen Blumenstrauß bringen, wofür er ihm
seine abgelegten Aleidungsstücke zukommen lassen wolle.
Eines Tages erhielt nun kserr Sparmann durch ein kleines
Mädchen von seinem „Lieferanten" einen ganz besonders pracht-
vollen Strauß herrlicher Marechal Niel-Rosen, wie er wohl für
eine fürstliche Tafel nicht schöner gebunden werden könnte.
Gleichzeitig aber fiel ihm ein, daß er ja für heute Abend bei
seinem Lhef zu einer kleinen Familientafel eingeladen sei und
hier eine prächtige Gelegenheit habe, durch Uebersendung des
Straußes sich bereits im voraus zu revanchieren und sich oben-
drein bei der Gemahlin seines Lhefs in Gunst zu setzen. So
gab er also dem Alädchen den Auftrag, den Strauß mit einer
gehorsamen Empfehlung der gnädigen Frau zu überbringen.
Etwas verwundert war er jedoch als das Alädchen nach
einer Weile wieder zurückkam und ihm einen Brief mit der
Fatal.
ihandschrift seines Lhefs
brachte. Völlig bestürzt aber
wurde er, als er von deffen
Inhalt Aenntnis genommen
hatte.
Das Schreiben lautete:
Sehr geehrter bserrl
„Vbwohl ich mich nie
um die jdrivatangelegen-
heiten meiner jüngeren
kserrn Aollegen kümmere
und auch gerne zuaebe,
daß man in ihren Iahren
manchmal etwas über die
gegebenen verhältnisse
lebt, so darf ich doch wohl
erwarten, daß Lserren,
welche mit einer Linla-
dung von mir bedacht
werden, wenigstens über
ein Paar ganzer Schuhe
verfügen. Sollte dies aber
ausnahmsweise nicht der
Fall sein, so hätte ich wohl
voraussetzen dürfen, die
Einladung in etwas takt-
vollerer lveise unter An-
gabe eines plausibel
erscheinenden Grundes ab-
gelehnt zu sehen."
Assessor Sparmann war
völlig konsterniert und starrte
verständnislos die inhalts-
schweren Zeilen an. was in
drei Teufels Namen konnte
denn seinen Lhef zu solch
einem infamen verdacht
gegen ihn veranlassen? Er
und keine Stiefel? Nein, das
war zu ungeheuerlich, hier
mußte irgend ein ganz greu-
liches Aiißverständnis vor-
liegen, und es war wohl das
geratenste, sich zwecks Auf-
klärung stehenden Fußes zu seinem Lhef zu begeben. Stirn-
runzelnd empstng ihn der Gestrenge und hörte schweigend die
hervorgestotterte Rede seines Untergebenen an, die darin gipfelte,
daß er, der Assessor, drei jdaar Lackschuhe, sechs paar sehr gute
und fünf paar noch ganz erträgliche Schuhe besitze.
„Aber mein Bester," erwiderte der bserr Lhef, „Sie geben
doch zu, daß die Rosen von Ihnen stammen Mlt der Bitte,
meine Frau möge sie annehmen?"
Sxarmann gab dies unumwunden zu und nahm noch nach-
träglich Gelegenheit, der gnädigen Frau ob dieses Anlaffes seine
verehrung zu Füßen zu legen.
„Na, aber, so sagen Sie mir doch, wie Sie den Sinn dieses
Zettels deuten, der in den Rosen verborgen steckte?" sagte der
Lhef und überreichte dem Assessor ein Stück paxier, auf dem
Folgendes geschrieben stand: Leider kann ich heutc nicht kommen,
da meine sämtlichen Schuhe zerriffen find und ich würde Sie
daher bitten, wenn Sie so gut sein wollten, mir durch Ueber-
bringer dieses ein paar zu schicken. wenn es auch schon ganz
abgetragene sind.
Dem unglücklichen Assessor stand der helle Schweiß auf der
Stirn bei dieser Lektüre, gleichzeitig fiel es ihm auch wie Schuxxen
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Natat.
err Assessor Sparmann war ein großer Frennd von Blumen
nnd liebte es, sein Zimmer beständig mit solchen zu deko-
rieren. Da er anf der andern Seite aber auch ein guter Rechen-
meister war, so hatte er, um sich die Aosten für diesen verhält-
nismäßigen Luxus zu sxaren, mit einem jungen Gärtner in der
Nachbarschast das Abkommen getroffen, dieser solle ihm dann
und wann einen hübschen Blumenstrauß bringen, wofür er ihm
seine abgelegten Aleidungsstücke zukommen lassen wolle.
Eines Tages erhielt nun kserr Sparmann durch ein kleines
Mädchen von seinem „Lieferanten" einen ganz besonders pracht-
vollen Strauß herrlicher Marechal Niel-Rosen, wie er wohl für
eine fürstliche Tafel nicht schöner gebunden werden könnte.
Gleichzeitig aber fiel ihm ein, daß er ja für heute Abend bei
seinem Lhef zu einer kleinen Familientafel eingeladen sei und
hier eine prächtige Gelegenheit habe, durch Uebersendung des
Straußes sich bereits im voraus zu revanchieren und sich oben-
drein bei der Gemahlin seines Lhefs in Gunst zu setzen. So
gab er also dem Alädchen den Auftrag, den Strauß mit einer
gehorsamen Empfehlung der gnädigen Frau zu überbringen.
Etwas verwundert war er jedoch als das Alädchen nach
einer Weile wieder zurückkam und ihm einen Brief mit der
Fatal.
ihandschrift seines Lhefs
brachte. Völlig bestürzt aber
wurde er, als er von deffen
Inhalt Aenntnis genommen
hatte.
Das Schreiben lautete:
Sehr geehrter bserrl
„Vbwohl ich mich nie
um die jdrivatangelegen-
heiten meiner jüngeren
kserrn Aollegen kümmere
und auch gerne zuaebe,
daß man in ihren Iahren
manchmal etwas über die
gegebenen verhältnisse
lebt, so darf ich doch wohl
erwarten, daß Lserren,
welche mit einer Linla-
dung von mir bedacht
werden, wenigstens über
ein Paar ganzer Schuhe
verfügen. Sollte dies aber
ausnahmsweise nicht der
Fall sein, so hätte ich wohl
voraussetzen dürfen, die
Einladung in etwas takt-
vollerer lveise unter An-
gabe eines plausibel
erscheinenden Grundes ab-
gelehnt zu sehen."
Assessor Sparmann war
völlig konsterniert und starrte
verständnislos die inhalts-
schweren Zeilen an. was in
drei Teufels Namen konnte
denn seinen Lhef zu solch
einem infamen verdacht
gegen ihn veranlassen? Er
und keine Stiefel? Nein, das
war zu ungeheuerlich, hier
mußte irgend ein ganz greu-
liches Aiißverständnis vor-
liegen, und es war wohl das
geratenste, sich zwecks Auf-
klärung stehenden Fußes zu seinem Lhef zu begeben. Stirn-
runzelnd empstng ihn der Gestrenge und hörte schweigend die
hervorgestotterte Rede seines Untergebenen an, die darin gipfelte,
daß er, der Assessor, drei jdaar Lackschuhe, sechs paar sehr gute
und fünf paar noch ganz erträgliche Schuhe besitze.
„Aber mein Bester," erwiderte der bserr Lhef, „Sie geben
doch zu, daß die Rosen von Ihnen stammen Mlt der Bitte,
meine Frau möge sie annehmen?"
Sxarmann gab dies unumwunden zu und nahm noch nach-
träglich Gelegenheit, der gnädigen Frau ob dieses Anlaffes seine
verehrung zu Füßen zu legen.
„Na, aber, so sagen Sie mir doch, wie Sie den Sinn dieses
Zettels deuten, der in den Rosen verborgen steckte?" sagte der
Lhef und überreichte dem Assessor ein Stück paxier, auf dem
Folgendes geschrieben stand: Leider kann ich heutc nicht kommen,
da meine sämtlichen Schuhe zerriffen find und ich würde Sie
daher bitten, wenn Sie so gut sein wollten, mir durch Ueber-
bringer dieses ein paar zu schicken. wenn es auch schon ganz
abgetragene sind.
Dem unglücklichen Assessor stand der helle Schweiß auf der
Stirn bei dieser Lektüre, gleichzeitig fiel es ihm auch wie Schuxxen
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Der boshafte Fischer
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: - "Da schau'n S', gnä' Fräulein, ich hab' auch an' g'fangen!"
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1903
Entstehungsdatum (normiert)
1898 - 1908
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 54.1903, Nr. 657, S. 44
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg