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Meggendorfer-Blätter: Meggendorfer-Blätter — 54.1903 (Nr. 654-666)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16704#0083
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Zeitschrift fürtsumor und Aunst

79


kurz für derlei. — Also nicht lange, zusammenhängende Reden
fordern, meine kferrenl Es genügt, wenn der Mann auf gut
gestellte Fragen sinngemäß mit „ja" oder „nein" antwortet.
jdopulär sein, meine tserren, nur populärl Damit ich nicht
selbst in den von mir gerügten Fehler langer Betrachtungen
verfalle, will ich Jhnen gleich im Beispiel zeigen, was ich an-
strebe und was man bei einiger Geschicklichkeit erreichen kann. —
Dort hält, wie 5ie sehen, ein Tromxeter die Pferde des tserrn
Vbersten. Sie gestatten doch, lserr Gberst?" („Iawohl l" nickte
Rangklasse Nr. s.) —

„kse! Sie l Trompeter l — Ia, ja, gewiß, Sie meine ich I
Geben Sie Jhre Pferde dem Nebenmann äb und treten Sie
näher l" (Der Trompeter rührte sich nicht.) „Lr kann vielleicht
nicht deutsch? ksätten kserr Leutnant Baron Farini die
Güte-?"

bserr Leutnant Baron Farini hatte die bei ihm voraus-
gesetzte Güte, ging dcm Trompeter halben Megs entgegen und
rief: „Gbst D' hergehst, Maulaff'?"

Ietzt verstand er, kam und stellte sich salutierend an den
linken Flügel des bsalbkreises, dessen Nlitte der kserr Gencral
bildete.

„Guten Tag," fuhr der hohe kserr sort und dankte nach-
lässig für den Gruß. „Sagen Sie mir, Batterietrompeter, han-
delte es sich bei der gestrigen Uebung um einen srontalen
Angriff?"

Der Trompeter blickte an dem bserren General vorbei hilf-
los in die Luft und sah dort drüben den Regimentsadjutanten
den Aopf schütteln.

„Na, kserr Gen'ralmajor," antwortete er, „söll war's nöt."

Drobnnq.

Pikkolo: „Menn mir der filzige Gast das nächste Ukal wiedcr kein Trinkgeld
gibt, dann steige ich auf den Tisch und fixiere ihn von oben herab."

„Ganz richtig I" Der hohe lserr schaute stolz ringsum. „Ls
war also kein Frontalangriff? Dann war's vielleicht ein um-
fassender Angriff?"

„Na — söll war's a nöt, kserr Gen'ralmajor," entgegnete
der kluge Trompeter, der im Regimentsadjutanten einen ver-
läßlichen Berater hatte.

„Sehr gut, sehr gut. N)ir machten demnach gestern weder
einen srontalen, noch einen umfassenden Angriff. Gibt es noch
andere Angriffsformen? Ueberlegen Sie genaul"

Der Adjutant schüttelte den Aopf, der Trompeter übersetzte
verständnisinnig: „Na, kserr Gen'ralmajor."

„2lh, vorzüglichl Also kein Angriff, gestern. Mas war's
denn sonst?"

„Ae Manöber."

„Gewiß, ein Manöver. Ich inöchte aber eine präzisere
Antwort haben. vielleicht ,eine Verteidigung^ — wie? Trifft
das zu?"

Drüben wurde genickt. „kserr Gen'ralmajor, i' meld' g'hur-
samst, söll is' g'wesen."

„Brillant, brillant, mein lieber Batterietrompeterl N)ie
heißen Sie?"

„Batterietromxeter Iohann Falkenflug."

„Ausgezeichnet, mein lieber Falkenflug. N)ir übten eine
Verteidigung, wie Sie ganz wohl erkannt haben. —

Sie haben jedenfalls auch den verlauf des Aufmarsches
noch lebhaft im Gedächtnis. Sagen Sie mir: bezogen alle
Batterien gleichzeitig ihre Stellung?"

Lin kurzer Blick auf den Rcgimentsadjutanten und Iohann
Falkenflug verneinte.

„Ah — xrächtigl kserr Bberst, ich emxfehle diesen auf-
geweckten Burschen Ihrem besonderen Augen-
merk. Die Batterien gingen also nach und
nach in ihre positionen ab?"

„Ia — kserr Gen'ralmajor."

„Und warum das — Batterietrompeter?"
Der Adjutant redete so eisrig seine Finger-
sxrache hinter dem Rücken des Inspizierenden,
daß ein normaler Idiot daraus schon hätte
klug werden müssen. Falkenflug verstand aber
natürlich nicht und schwieg.

„Meine bserren, Sie sehen, daß selbst
dieser sonst so logisch denkende und aufmerk-
same Mann versagt, wenn man ihn zu län-
geren Lrörterungen veranlassen will. Ich
habe ihm die Frage absichtlich — zu Ihrer
Belehrung — vorgelegt. Nun will ich Ihnen
gleich beweisen, daß dem Batterietromxeter
nur die Gabe der Rede, nicht aber die des
Verständnisses fehlt. — Geben Sie acht, mein
lieber Falkenslug I N)ar es notwendig, einige
Geschütze vorauszuschicken und die anderen
zurückzuhalten?"

„Ia, bserr Gen'ralmajor."

„Gut, es war notwendig. Geschieht
das immer in analogcn Fällcu?"

„Ia, lserr Gon'ralmajor."

„Bravo l Die Artillerie bezieht also, wo
es sich um verteidigungeu handelt, ihre Stcl-
lung erst so spät, als möglich. Ihr Verhalten
richtet sich wohl nach dem Feind?"

„Na," entgegncte Falkenflug, den der Ad-
jutant einen Augenblick lang im Stiche ließ.

„N)ie? — Die Verteidigungsartilleric
richtet sich uicht nach dcm Fcind?"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Drohung
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Pikkolo: "Wenn mir der filzige Gast das nächste Mal wieder kein Trinkgeld gibt, dann steige ich auf den Tisch und fixiere ihn von oben herab."

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Schramm, Viktor
Entstehungsdatum (normiert)
1903 - 1903
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Restaurant
Tisch
Gast
Drohung
Ärger
Kellner
Trinkgeld
Minderwuchs

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 54.1903, Nr. 660, S. 79

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