Aeitschrift für Humor und Auust
U3
ihn erleidet oder der ihn verschuldet?" — „Der ihn verschuldet,"
entgegnete der Aadi. — „Nlögest Du, und mögen Deine Tage
glücklich sein," rief Lsabsalom mit verstecktem bsohn, „dann laß
mir doch aus Deinem Säckel tausend Dinare auszahlen! Denn
siehe, der Aaufmann Er-Rabia lud mir in dem Basar einen
Aorb auf den Rücken und sprach also zu mir: ,Nimm dies und
trage es eilends in meine Wohnung; doch sieh Dich vor, denn
es sind kostbare Gläser und prächtiges Geschirr im werte von
tausend Dinarenll Als ich aber an Deinem lsause vorüberkam,
fiel ich über einen Dattelkern, den Du auf die Straße geworfen
hattest, und die zerbrechliche lVare ward in viele hundert Stücke
zertrümmert. Du also hast das Unheil verschuldet, und darum
gib mir das Geld,
auf daß ich dem
Aaufmann den Scha-
den ersetze."
Der Aadi strich
nachdenklich seinen
Bart und sagte dann:
„Wo lag der Dattel-
kern?" — „Gerade
inmitten der Straße,"
erwiderte der Last-
träger. „Und bist Du
dessengewiß," forschte
Ali weiter, „daß der
Aern von meinem
Lsause cherunterfiel?"
„Gesegnet sei Dein
Name," schrie ksab-
salom, „und der Be-
herrscher der Gläu-
bigen möge Dich bald
zu seinem Wali er-
nennen, aber ich
kann's beschwörenl
Denn sieh, schon von weither hörte ich Deiner Gattin Stimme,
die süßer ist, als die lhonigspeise Aside. Und ich verlangsamte
meinen Schritt und starrte zu Deinem Dach empor, und während
ich den holden Alängen lauschte, sah ich, wie sich Deine gütige
ksand durch die Laube schob, und den Stein einer Dattel auf
die Gasse warf. Ueber eben diesen Aern fiel ich, als ich noch
hinaufschaute, ob ich nicht etwa Dein weises Antlitz oder einen
Zipsel vom Gewande der Lautenspielerin erspähen könnte.
Und darum, o bserr, zahl mir die tausend Dinare aus, damit
Lr-Rabia keinen Verlust erleidel"
Da stand der Aadi zornig auf und rief blitzenden Auges:
„Du lsund, sagte ich Dir nicht, wer den Schaden verschuldet,
muß ihn tragen? Und hat Dich Dein Auftraggeber nicht ge-
heißen, eilends in seine Wohnung zu gehen? Du aber fandest
Zeit, Dich an den Liedern meiner Bustan zu ergötzen! Sagte
er Dir nicht, Du sollest Dich vorsehen, denn im Aorb sei kost-
bares Geschirr? Du aber gingst in der Uiitte der Straße, stalt
sorglich die lsäuser entlang, Du recktest Dir den lsals nach
meinem Dache aus, statt unter der Last gebeugt auf Deinen
Nleg zu achten, und selbst als Du den Dattelkern fallen sahst,
ließest Du von Deiner sträflichen Neugier nicht ab, und
spähtest nach dem Aleidersaum meines weibes, trotzdem der
Aoran verbietet, sich
nach frcmden Frauen
umzuschauen. Darum
sieh Du zu, wie
Du mit Lr-Rabia,
der einem Tölpel,
wie Dir, sein Gut
vertraute, ins reine
kommst. Für Deine
Achtlosigkeit aber,
mit der Du den
Auftrag des Aauf-
mannes ausgeführt,
gebühren Dir fünf-
zig Rutenschläge, die
Du auch sogleich
erhalten wirst. —
Weil jedoch der
Stein der Dattel die
unmittelbare Nrsache
Deines Falles war,
und Allah, Preis
Ihm, dem Lwigen,
will, daß jede Schuld
gesühnt werde, so sollst Du selbst den Aern in meinem
Garten in die Lrde versenken, wo sie am schwärzesten ist. Also
befiimme ich, der Aadi Ali ed-Danaf, aber es gibt keine Nkacht
und keine Araft außer bei Gott, dem Lrhabenen."
Sxrach's und klatschte in die bsände, worauf vier Sklaven
erschienen, um dem lsabsalom das Fell zu gerben.
Nnd während das Wehgeschrei des Gezüchtigten bis auf
die Gasse drang, saß der Aaufmann Lr-Rabia in seinem lsause
und wartete auf die fünshundert Dinare für sein zerbrochenes
Geschirr. —
Vepis Wunsch.
„Linfacher ist ja die neueste Grthographie, aber noch schöner
wär's halt, wenn alle Buchstaben weggefallen wären."
Im Kampfe ums Daseiu.
l^^r'an strebt und sorgt und überwindet,
Nian hofft und bangt — cs fiieht die Zeit
Und bis man inn're Ruhe findet,
^st auch die ew'ge nicht mehr weit.
W.
Van dcr Sekundärbahn.
Reisender: „Schaffner, wann kommen wir denn eigentlich
ans Ziel?"
Schaffner: „San S' doch net so ängstlich mit der Zeit, wo
's Iahr öks Tag' hatl"
Mach klasjrschem Mnster.
— „Worüm graifen Se nix an des Aaxitol von Ihre Frau?"
— „weun ich graif an des Aapitol, schrait de Gansl"
(Ktosse.
k^tie der Aufang, so das Ende,
Wie der UNlle, so die Tat,
NNe das Streben, so 's Lrringen,
wenn man einen — Gönner hatl — —
_ Sch.-P.
Vertauschte Mollen.
Frau: „Aarl, morgen wird's ein Iahr, daß Du mich zum Altar
geführt hast."
Mann: „Ia, und dann hast Du die Führung über-
nommen."
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ihn erleidet oder der ihn verschuldet?" — „Der ihn verschuldet,"
entgegnete der Aadi. — „Nlögest Du, und mögen Deine Tage
glücklich sein," rief Lsabsalom mit verstecktem bsohn, „dann laß
mir doch aus Deinem Säckel tausend Dinare auszahlen! Denn
siehe, der Aaufmann Er-Rabia lud mir in dem Basar einen
Aorb auf den Rücken und sprach also zu mir: ,Nimm dies und
trage es eilends in meine Wohnung; doch sieh Dich vor, denn
es sind kostbare Gläser und prächtiges Geschirr im werte von
tausend Dinarenll Als ich aber an Deinem lsause vorüberkam,
fiel ich über einen Dattelkern, den Du auf die Straße geworfen
hattest, und die zerbrechliche lVare ward in viele hundert Stücke
zertrümmert. Du also hast das Unheil verschuldet, und darum
gib mir das Geld,
auf daß ich dem
Aaufmann den Scha-
den ersetze."
Der Aadi strich
nachdenklich seinen
Bart und sagte dann:
„Wo lag der Dattel-
kern?" — „Gerade
inmitten der Straße,"
erwiderte der Last-
träger. „Und bist Du
dessengewiß," forschte
Ali weiter, „daß der
Aern von meinem
Lsause cherunterfiel?"
„Gesegnet sei Dein
Name," schrie ksab-
salom, „und der Be-
herrscher der Gläu-
bigen möge Dich bald
zu seinem Wali er-
nennen, aber ich
kann's beschwörenl
Denn sieh, schon von weither hörte ich Deiner Gattin Stimme,
die süßer ist, als die lhonigspeise Aside. Und ich verlangsamte
meinen Schritt und starrte zu Deinem Dach empor, und während
ich den holden Alängen lauschte, sah ich, wie sich Deine gütige
ksand durch die Laube schob, und den Stein einer Dattel auf
die Gasse warf. Ueber eben diesen Aern fiel ich, als ich noch
hinaufschaute, ob ich nicht etwa Dein weises Antlitz oder einen
Zipsel vom Gewande der Lautenspielerin erspähen könnte.
Und darum, o bserr, zahl mir die tausend Dinare aus, damit
Lr-Rabia keinen Verlust erleidel"
Da stand der Aadi zornig auf und rief blitzenden Auges:
„Du lsund, sagte ich Dir nicht, wer den Schaden verschuldet,
muß ihn tragen? Und hat Dich Dein Auftraggeber nicht ge-
heißen, eilends in seine Wohnung zu gehen? Du aber fandest
Zeit, Dich an den Liedern meiner Bustan zu ergötzen! Sagte
er Dir nicht, Du sollest Dich vorsehen, denn im Aorb sei kost-
bares Geschirr? Du aber gingst in der Uiitte der Straße, stalt
sorglich die lsäuser entlang, Du recktest Dir den lsals nach
meinem Dache aus, statt unter der Last gebeugt auf Deinen
Nleg zu achten, und selbst als Du den Dattelkern fallen sahst,
ließest Du von Deiner sträflichen Neugier nicht ab, und
spähtest nach dem Aleidersaum meines weibes, trotzdem der
Aoran verbietet, sich
nach frcmden Frauen
umzuschauen. Darum
sieh Du zu, wie
Du mit Lr-Rabia,
der einem Tölpel,
wie Dir, sein Gut
vertraute, ins reine
kommst. Für Deine
Achtlosigkeit aber,
mit der Du den
Auftrag des Aauf-
mannes ausgeführt,
gebühren Dir fünf-
zig Rutenschläge, die
Du auch sogleich
erhalten wirst. —
Weil jedoch der
Stein der Dattel die
unmittelbare Nrsache
Deines Falles war,
und Allah, Preis
Ihm, dem Lwigen,
will, daß jede Schuld
gesühnt werde, so sollst Du selbst den Aern in meinem
Garten in die Lrde versenken, wo sie am schwärzesten ist. Also
befiimme ich, der Aadi Ali ed-Danaf, aber es gibt keine Nkacht
und keine Araft außer bei Gott, dem Lrhabenen."
Sxrach's und klatschte in die bsände, worauf vier Sklaven
erschienen, um dem lsabsalom das Fell zu gerben.
Nnd während das Wehgeschrei des Gezüchtigten bis auf
die Gasse drang, saß der Aaufmann Lr-Rabia in seinem lsause
und wartete auf die fünshundert Dinare für sein zerbrochenes
Geschirr. —
Vepis Wunsch.
„Linfacher ist ja die neueste Grthographie, aber noch schöner
wär's halt, wenn alle Buchstaben weggefallen wären."
Im Kampfe ums Daseiu.
l^^r'an strebt und sorgt und überwindet,
Nian hofft und bangt — cs fiieht die Zeit
Und bis man inn're Ruhe findet,
^st auch die ew'ge nicht mehr weit.
W.
Van dcr Sekundärbahn.
Reisender: „Schaffner, wann kommen wir denn eigentlich
ans Ziel?"
Schaffner: „San S' doch net so ängstlich mit der Zeit, wo
's Iahr öks Tag' hatl"
Mach klasjrschem Mnster.
— „Worüm graifen Se nix an des Aaxitol von Ihre Frau?"
— „weun ich graif an des Aapitol, schrait de Gansl"
(Ktosse.
k^tie der Aufang, so das Ende,
Wie der UNlle, so die Tat,
NNe das Streben, so 's Lrringen,
wenn man einen — Gönner hatl — —
_ Sch.-P.
Vertauschte Mollen.
Frau: „Aarl, morgen wird's ein Iahr, daß Du mich zum Altar
geführt hast."
Mann: „Ia, und dann hast Du die Führung über-
nommen."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Die Geschichte vom Kadi, dem Lastträger und dem Dattelkern
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1903 - 1903
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 54.1903, Nr. 663, S. 113
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication