Meggendorfer-Blätter, Bkünchen
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erklärt dann, für den fehlenden Rest aufkommen zu wollen.
Der Gouverneur schmunzelt und der Mann wird abgeführt.
Nummer zwei, ein nettes, junges tNädel bekomint fünfzehn
Dollars aufdiktiert, darf aber die Strafe in natura abtragen.
Ietzt schmunzelt wieder die reizende Frau Anwalt und ich zer-
martere mir den Ropf, was das bedeuten soll. Lndlich heißt
es: „kserr Alfred Müller und Frau Meier mit fünf Töchternl"
Wir treten vor, der Gouverneur blinzelt und die Ver-
teidigerin reckt den langen Ljals. Sie betrachtet spöttisch die
Legion holder weiblichkeit und wirft mir einen ganz merkwür-
digen Blick zu. Dann wird unser Sündenregister verlesen:
Absichtliche Gesetzverletzung trotz vorheriger Mahnung, Rückfälle,
Gewalttätigkeit, Beleidigung einer Amtsperson, Beschädigung
fremden Ligentums, die Gitterdemolierung nämlich, Linschlex-
xung von sechs besonders kußwütenden Freindlingen — mir
schwirrte der Aopf. Der Vizegouverneur hielt uns eine Rede,
kanzelte mich ab wie einen Schuljungen, knurrte die Mädels
an und sagte der Schwiegermama Dinge — Gott, der traut
sich aber, dacht' ich mir, der hat sicher keine Schwiegermutterl Die
Anwältin verteidigte mich mit Feuereifer, die Mädels mit Gleich-
gültigkeit und Schwiegermama gar nicht — dann kam das Urteil.
Für das erste Delikt hundertzehn Dollars, für das zweite
zweihundertfünfzig, die Beleidigung des schwarzen Aerls kostet
fünfhundert. — Schwiegermamas Gesicht geht in die Länge
wie ein Rettungsschlauch, und ich kloxfe auf die Taschen, wo
das Geld sein soll. Natürlich ist keines drinnen, sonst wäre
ja das j)ech nicht vollständig. lVir werden also vorläufig in
Ljaft behalten, bis uns durch irgend ein in virginien übliches
Munder Dollars in den leeren Taschen wachsen. Bder wollen
fie uns vielleicht foltern? Ich traue den Leuten dort alles zu.
Fortgesetzt geht das Geschäft, ich glaube, Iündholz- und
Tabakmonopol tragen den betreffenden Staaten nicht so viel,
als die Auß-Strafgelder. N)enn ihnen nur das die andern
Finanzminister nicht nachmachen in Luropal
Ietzt gibt's draußen ein dumxfes Getöse, dann erscheint
der Vizegouverneur, die Frau Anwalt und die zur Natura-
Iahlung verurteilten Verbrecher beiderlei Geschlechts. Da bin
ich einmül neugierig. Also der bferr Vizegouverneur läßt sich
die Mädchen vorführen, ihre Strafe verlesen, dann schätzt er
ihre Aüsse und drückt ihnen mit seinen saftigen, dicken Mohren-
lixxen einen schnalzenden Schmatz um den andern auf die frischen
Gesichter. Da steht denn doch die lVelt nicht mehr lange, so
ein alter Sünderl Ich dreh' ihm den kjals um, wenn er meine
Steffi anrührt, er schaut ohnedies schon immer auf sie herüber
und leckt sich die Lixxen. Ietzt kommt Mama daran, die in
edler Mutterliebe für ihre Ainder die Strafe abzubüßen bereit
ist. Aber das schwarze Scheusal beutelt sich wie im Fieber,
deutet auf Schwiegermamas leisen Schnurrbartanslug und sagt:
„nix nuturu". Die arme Gekränkte macht Anstalten zum ohn-
mächtig werden, ich will sie auffangen, da ertönt mein Name.
Das habe ich bis jetzt ganz übersehen, was mit den männlichen
Sträflingen geschieht, also mutig in den Aamxfl Da wischt sich
gerade einer den Mund, als ob die lsaut mitgehen sollte, ich
schaue mir ihn verwundert an, da steht schon die Frau Anwalt
mit dem süßesten Lächeln vor mir und sxitzt die dünnen Lixxen.
Drüben schreit Steffi nach mir, die hat der Vizegouverneur jetzt
in der Arbeit und mich umklammert die greuliche Rechtsver-
treterin. Ich haue um mich wie besessen, Steffi schreit, die
Schwestern sekundieren ihr, Schwiegermama tobt, ich schreie um
Ljilfe, xacke meine Peinigerin beim lsals, da gibt der Boden
unter uns nach," wir stürzen und — —-— — — — —
„Aber Alfred, um lsimmels willen, was treibst Du denn?"
tönt Steffis Stimnie an mein Ghr, nicht mehr hilferufend, son-
dern beruhigend, indem sie den auf mich gefallenen Schaukelstuhl
aufhebt und entsetzt die Trümmer von Aasfeeschale und lvasser-
glas betrachtet, die neben mir auf dem Kies liegen. Gottlob,
ein Traum, aber was für einerl Eine halbe Stunde lang habe
ich noch lserzklopfen und für die Beruhigungsmittel, die Steffi
anwendete, hätten wir in Virginien fünfhundert Dollars Strafe
zahlen müsfenl
--
Der g'sunde Schläf.
M hab Lnk an Schlaf," sagt der Bruckberger lsias,
„Mi kunnt oaner 'rausziahgn vom Bett bei die Füaß,
Am Boden mi wuzeln und rumtramxi'n drauf —
Mi kunnt oaner totschlagn — i wachet' net aufl"
O. I.
Dnrchfchaut.
L r: „Gehe hier nicht zu nahe, liebes Aind, der Anstrich scheint
noch feucht zu sein!"
Sie: „Aber, Artur, das sagst Du nun schon beim dritten
Iuwelierladen l"
.--—-
Kemeiufarnes Spiel.
Sonntagsjäger <wütend)i „Bald gebe ich aber die Iagd
auf; jetzt sitzt mein lsund schon mitten zwischen den lhasen
und macht mir Männchenl"
Verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck von I. F. Schreiber, beide in Eßlingen bei Stuttgart.
In Gesterreich-Ungarn für lferausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in lvien I.
Vrrlag von I. F. Schrriber in Miinchrn und Etzlingrn.
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erklärt dann, für den fehlenden Rest aufkommen zu wollen.
Der Gouverneur schmunzelt und der Mann wird abgeführt.
Nummer zwei, ein nettes, junges tNädel bekomint fünfzehn
Dollars aufdiktiert, darf aber die Strafe in natura abtragen.
Ietzt schmunzelt wieder die reizende Frau Anwalt und ich zer-
martere mir den Ropf, was das bedeuten soll. Lndlich heißt
es: „kserr Alfred Müller und Frau Meier mit fünf Töchternl"
Wir treten vor, der Gouverneur blinzelt und die Ver-
teidigerin reckt den langen Ljals. Sie betrachtet spöttisch die
Legion holder weiblichkeit und wirft mir einen ganz merkwür-
digen Blick zu. Dann wird unser Sündenregister verlesen:
Absichtliche Gesetzverletzung trotz vorheriger Mahnung, Rückfälle,
Gewalttätigkeit, Beleidigung einer Amtsperson, Beschädigung
fremden Ligentums, die Gitterdemolierung nämlich, Linschlex-
xung von sechs besonders kußwütenden Freindlingen — mir
schwirrte der Aopf. Der Vizegouverneur hielt uns eine Rede,
kanzelte mich ab wie einen Schuljungen, knurrte die Mädels
an und sagte der Schwiegermama Dinge — Gott, der traut
sich aber, dacht' ich mir, der hat sicher keine Schwiegermutterl Die
Anwältin verteidigte mich mit Feuereifer, die Mädels mit Gleich-
gültigkeit und Schwiegermama gar nicht — dann kam das Urteil.
Für das erste Delikt hundertzehn Dollars, für das zweite
zweihundertfünfzig, die Beleidigung des schwarzen Aerls kostet
fünfhundert. — Schwiegermamas Gesicht geht in die Länge
wie ein Rettungsschlauch, und ich kloxfe auf die Taschen, wo
das Geld sein soll. Natürlich ist keines drinnen, sonst wäre
ja das j)ech nicht vollständig. lVir werden also vorläufig in
Ljaft behalten, bis uns durch irgend ein in virginien übliches
Munder Dollars in den leeren Taschen wachsen. Bder wollen
fie uns vielleicht foltern? Ich traue den Leuten dort alles zu.
Fortgesetzt geht das Geschäft, ich glaube, Iündholz- und
Tabakmonopol tragen den betreffenden Staaten nicht so viel,
als die Auß-Strafgelder. N)enn ihnen nur das die andern
Finanzminister nicht nachmachen in Luropal
Ietzt gibt's draußen ein dumxfes Getöse, dann erscheint
der Vizegouverneur, die Frau Anwalt und die zur Natura-
Iahlung verurteilten Verbrecher beiderlei Geschlechts. Da bin
ich einmül neugierig. Also der bferr Vizegouverneur läßt sich
die Mädchen vorführen, ihre Strafe verlesen, dann schätzt er
ihre Aüsse und drückt ihnen mit seinen saftigen, dicken Mohren-
lixxen einen schnalzenden Schmatz um den andern auf die frischen
Gesichter. Da steht denn doch die lVelt nicht mehr lange, so
ein alter Sünderl Ich dreh' ihm den kjals um, wenn er meine
Steffi anrührt, er schaut ohnedies schon immer auf sie herüber
und leckt sich die Lixxen. Ietzt kommt Mama daran, die in
edler Mutterliebe für ihre Ainder die Strafe abzubüßen bereit
ist. Aber das schwarze Scheusal beutelt sich wie im Fieber,
deutet auf Schwiegermamas leisen Schnurrbartanslug und sagt:
„nix nuturu". Die arme Gekränkte macht Anstalten zum ohn-
mächtig werden, ich will sie auffangen, da ertönt mein Name.
Das habe ich bis jetzt ganz übersehen, was mit den männlichen
Sträflingen geschieht, also mutig in den Aamxfl Da wischt sich
gerade einer den Mund, als ob die lsaut mitgehen sollte, ich
schaue mir ihn verwundert an, da steht schon die Frau Anwalt
mit dem süßesten Lächeln vor mir und sxitzt die dünnen Lixxen.
Drüben schreit Steffi nach mir, die hat der Vizegouverneur jetzt
in der Arbeit und mich umklammert die greuliche Rechtsver-
treterin. Ich haue um mich wie besessen, Steffi schreit, die
Schwestern sekundieren ihr, Schwiegermama tobt, ich schreie um
Ljilfe, xacke meine Peinigerin beim lsals, da gibt der Boden
unter uns nach," wir stürzen und — —-— — — — —
„Aber Alfred, um lsimmels willen, was treibst Du denn?"
tönt Steffis Stimnie an mein Ghr, nicht mehr hilferufend, son-
dern beruhigend, indem sie den auf mich gefallenen Schaukelstuhl
aufhebt und entsetzt die Trümmer von Aasfeeschale und lvasser-
glas betrachtet, die neben mir auf dem Kies liegen. Gottlob,
ein Traum, aber was für einerl Eine halbe Stunde lang habe
ich noch lserzklopfen und für die Beruhigungsmittel, die Steffi
anwendete, hätten wir in Virginien fünfhundert Dollars Strafe
zahlen müsfenl
--
Der g'sunde Schläf.
M hab Lnk an Schlaf," sagt der Bruckberger lsias,
„Mi kunnt oaner 'rausziahgn vom Bett bei die Füaß,
Am Boden mi wuzeln und rumtramxi'n drauf —
Mi kunnt oaner totschlagn — i wachet' net aufl"
O. I.
Dnrchfchaut.
L r: „Gehe hier nicht zu nahe, liebes Aind, der Anstrich scheint
noch feucht zu sein!"
Sie: „Aber, Artur, das sagst Du nun schon beim dritten
Iuwelierladen l"
.--—-
Kemeiufarnes Spiel.
Sonntagsjäger <wütend)i „Bald gebe ich aber die Iagd
auf; jetzt sitzt mein lsund schon mitten zwischen den lhasen
und macht mir Männchenl"
Verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck von I. F. Schreiber, beide in Eßlingen bei Stuttgart.
In Gesterreich-Ungarn für lferausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in lvien I.
Vrrlag von I. F. Schrriber in Miinchrn und Etzlingrn.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Gemeinsames Spiel
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Sonntagsjäger (wütend): "Bald gebe ich aber die Jagd auf; jetzt sitzt mein Hund schon mitten zwischen den Hasen und macht mir Männchen!"
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1903 - 1903
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 54.1903, Nr. 663, S. 120
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg