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Meggendorfer-Blätter, München
„Mariechen, so nimm doch vernunft an! Im Anfang
unserer Lhe habe ich ja allen Deinen Wllnschen nachgegeben
und war glücklich, sie ersüllen zu können, aber jetzt mußt Du
allgemach lernen, mit unseren VerhLltnissen zu rechnen-"
Der kjerr Revisor wagte es, einen sanften Uuß auf die
bleichen Lippen seines Frauchens zu drücken, aber kein Zucken
verriet ihm, daß sie diese zarte Berührung verspürt habe,
„Marie, meine süße, angebetete Marie, bedenke doch, es
können Ieiten kommen, wo uns notwendige Mehrausgaben in
verlegenheit setzen können-"
Der Revisor hob den Arm seines empsindungslos scheinen-
den Weibchens und ließ ihn sanft wieder los, apathisch fiel er
hernieder.
„Mariechen," rief er mit gehobener Stimme, „ich beschwöre
Dich, höre mich dochl Du machst mir angst, wenn Du so starr
und steif daliegst. Aber ich kann nicht anders, es muß sein,
wenn mir auch das 6erz dabei blutet — —.
Marie->
Ma—rie—chen — — —!"
Mit einem schmerzlichen Seufzer zog der tserr Revisor
seine Dose aus der Tasche, nahm eine jdrise, und steckte sie
wieder ein. Dann sagte er mit langsamer, dumpfer Stimme:
„Narie, so stehe doch auf, ich glaube Du liegst auf Deinem
neuen tfut!" — — —
lvie eine Feder schnellte Frau Marie in die tföhe, zum
Glück hatte sich des kserrn Revisors Befürchtung nicht be-
wahrheitet. Auf das neue Kleid verzichtete sie vorläufig.
C. A. H.
Ä.uch eine Wegmarkierung.
— „. . . Der bjerr Gemahl ist einstweilen voraus gegangen, Frau Professor?! Wie werden Sie
dann den Weg finden, den er gegangen?"
— „G, unbesorgtl Mein Mann verliert ja alle zehn Schritte irgend etwasl"
Äuf der Sternwarte.
Backfifch (nachdem chm der
professor einen Vortrag über die
wundernd): „Nein, tferr j?ro-
fessor, Sie müssen doch ein
vielgereister Mann seinl"
Das böfe ibewifsen.
Mm Tannengrunde drunten
^ Steht eine stille Bank,
Da ward an meinen Küssen
Lin junges kserze krank.
Ls ruht schon lange, lange
Sich aus von aller Not,
Auf ihrem Grabe die Rosen
Brennen blutigrot.
Im Tannengrunde drunten
Wandr' ich die Nacht allein —
Ich schaue, schau' sie sitzen
Todbleich im Mondenschein.
Reinhard Volker.
Raffiniert.
Hausierer (der in einem
Lokale, wie früher, wiederum gute
knecht): „Draußen vor der
Tür steht mei' neuer Aon-
kurrent, werfen Se mer
hinaus, damit der denkt,
hier is nix zu machen e Ge-
schäft."
Bnf-tiit terribls.
Der Alavierlehrer ge-
ftaltet den Unterricht in-
teressanter, indem er seine
Schülerin küßt. Nach einer
allzulangen Pause tritt die
Mama ein. „Eins, zwei,
drei, vier" taktiert der
Lehrer.
— „Nein, kferr Lehrer, es
waren sechs!" ruft der
kleine Aarl, der der Szene
unbemerkt beigewohnt hat.
Meggendorfer-Blätter, München
„Mariechen, so nimm doch vernunft an! Im Anfang
unserer Lhe habe ich ja allen Deinen Wllnschen nachgegeben
und war glücklich, sie ersüllen zu können, aber jetzt mußt Du
allgemach lernen, mit unseren VerhLltnissen zu rechnen-"
Der kjerr Revisor wagte es, einen sanften Uuß auf die
bleichen Lippen seines Frauchens zu drücken, aber kein Zucken
verriet ihm, daß sie diese zarte Berührung verspürt habe,
„Marie, meine süße, angebetete Marie, bedenke doch, es
können Ieiten kommen, wo uns notwendige Mehrausgaben in
verlegenheit setzen können-"
Der Revisor hob den Arm seines empsindungslos scheinen-
den Weibchens und ließ ihn sanft wieder los, apathisch fiel er
hernieder.
„Mariechen," rief er mit gehobener Stimme, „ich beschwöre
Dich, höre mich dochl Du machst mir angst, wenn Du so starr
und steif daliegst. Aber ich kann nicht anders, es muß sein,
wenn mir auch das 6erz dabei blutet — —.
Marie->
Ma—rie—chen — — —!"
Mit einem schmerzlichen Seufzer zog der tserr Revisor
seine Dose aus der Tasche, nahm eine jdrise, und steckte sie
wieder ein. Dann sagte er mit langsamer, dumpfer Stimme:
„Narie, so stehe doch auf, ich glaube Du liegst auf Deinem
neuen tfut!" — — —
lvie eine Feder schnellte Frau Marie in die tföhe, zum
Glück hatte sich des kserrn Revisors Befürchtung nicht be-
wahrheitet. Auf das neue Kleid verzichtete sie vorläufig.
C. A. H.
Ä.uch eine Wegmarkierung.
— „. . . Der bjerr Gemahl ist einstweilen voraus gegangen, Frau Professor?! Wie werden Sie
dann den Weg finden, den er gegangen?"
— „G, unbesorgtl Mein Mann verliert ja alle zehn Schritte irgend etwasl"
Äuf der Sternwarte.
Backfifch (nachdem chm der
professor einen Vortrag über die
wundernd): „Nein, tferr j?ro-
fessor, Sie müssen doch ein
vielgereister Mann seinl"
Das böfe ibewifsen.
Mm Tannengrunde drunten
^ Steht eine stille Bank,
Da ward an meinen Küssen
Lin junges kserze krank.
Ls ruht schon lange, lange
Sich aus von aller Not,
Auf ihrem Grabe die Rosen
Brennen blutigrot.
Im Tannengrunde drunten
Wandr' ich die Nacht allein —
Ich schaue, schau' sie sitzen
Todbleich im Mondenschein.
Reinhard Volker.
Raffiniert.
Hausierer (der in einem
Lokale, wie früher, wiederum gute
knecht): „Draußen vor der
Tür steht mei' neuer Aon-
kurrent, werfen Se mer
hinaus, damit der denkt,
hier is nix zu machen e Ge-
schäft."
Bnf-tiit terribls.
Der Alavierlehrer ge-
ftaltet den Unterricht in-
teressanter, indem er seine
Schülerin küßt. Nach einer
allzulangen Pause tritt die
Mama ein. „Eins, zwei,
drei, vier" taktiert der
Lehrer.
— „Nein, kferr Lehrer, es
waren sechs!" ruft der
kleine Aarl, der der Szene
unbemerkt beigewohnt hat.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Auch eine Wegmarkierung
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: - "... Der Herr Gemahl ist einstweilen voraus gegangen, Frau Professor?! Wie werden Sie dann den Weg finden, den er gegangen?" / - "O, unbesorgt! Mein Mann verliert ja alle zehn Schritte irgend etwas!"
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1903
Entstehungsdatum (normiert)
1898 - 1908
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 55.1903, Nr. 672, S. 66
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg