Zeitschrift für Huinor unü Aunst
9i
Durch.
„N)ie, Sie mollten sich den Strapazen einer solchen Reise
unterziehen? Ich glaube, daß meine langjährige Tätigkeit inich
befähigt, die Sache allein — — —"
„Bitte, fassen Sie meinen Lntschluß nicht als Mißtrauen gegen
2ie auf," unterbrach kferrjksochstein den Uriminalisten. „Aber
die Sache ist die-ich hätte daheim doch keine Ruhe. Sie
gehen als vertreier der Staatsgewalt in erster Linie der Person
nach, ich abxr in der lfauxtsache meinem Gelde, und ich habe so
ein Gefühl, als könnte meine Anwesenheit zur Wiedererlangung
desselben von Nutzen sein."
„Sie können möglicherweise recht haben," stimmte der Detek-
üv Zu. „Ich habe Sie nur darauf aufmerksam machen wollen,
daß es keine Vergnügungsreise ist, die wir anzutreten im Begriffe
sind. ^ch r^ise als Beamter und kenne als solcher weder Ruhe,
uoch Schlaf, weder Bequemlichkeit noch — —"
„Unbesorgt, ich stelle meinen Mann," warf bserr ksochstein ein.
Der Oetektiv hatte nicht übertrieben, wenn er die Anstren-
gungen einer solchen Reise betont hatte. Die beiden Verfolger
nahmen sich kaum Zeit zu den nötigsten Utahlzeiten, sondern be-
uützten die günstigston Anschlüsse, die zu haben waren. Üebrigens
schien diese Lile ganz nach dem Sinn dcs lserrn lsochstein zu
sein, dem die Reise nicht schnell genug von statten gehen konnte.
D» palermo angekommen, sanden sie zwar bestätigt, daß der
Defraudant daselbst angekommen war, allein von hier ab sehlte
auch jede weitere Sxur.
„Es ist nicht anzunehmen, daß er sich hier irgendwo verborgen
hält," sagte der Detektiv. „Denn mit einer so großen Barschaft
wäre es auch gar nicht ratsam, sich lange in dieser Gegend auf-
Zuhalten."
„Ihre Ansicht, daß sich der Lntflohene nach Griechenlaud
gewandt hat, gewinnt demnach an wahrscheinlichkeit," erwiderte
tserr isochstein. Der Detektiv blickte nachdsnklich voc sich hin.
„Es wird uns nichts übrig bleiben, als auf gut Glück über-
Zusetzen," sagte er dann. „Die lsafenpolizei überwacht die An-
koinmenden immer schärfer als die 2lbfahrenden, uud wir werden
l>ort eher seine Spur wieder aufnehmen können, als sie hier
uerfolgen."
So bestiegen denn die beiden lserren einen bereitstehenden
Damxfer und landeten in kurzer Zeit auf hellenischem Boden.
^fier begann nun der Geheimpolizist sofort eine fieberhafte Tätig-
^eit, während lferr lsochstein im lsotel verblieb, um sich ein
wenig Ruhe zu gönnen. Als der Beamte aber nach einigen
5tunden sruchtloser Arbeit wiedcr in das lsotel zurrückkehrte, fand
zu seinem Staunen seinen Begleiter nicht mehr vor, statt desseu
uber wurde ihm vom lsotelbesitzer ein dickes Schreiben ausgehändigt.
Bastig erbrach es der Detektiv und las nun folgendes:
„Sehr geehrter kserrl Verfolgen Sie nickt länger einen Ulann,
^er so unschuldig ist, wie ein weißes Lamm. lNein Kassierer hat
keinen pfennig defraudiert. lvohl aber habe ich mein gesamtes
Dermögen mit mir genommen, um zu verhindern, daß es meinen
Eläubigern in die lsände gefallen wäre. Für Ihre sichere Be-
^eckung, sowie die möglichste Beschleunigung der Reise sage ich
Dhnen meinen verbindlichsten Dank. Inliegeude fünftausend INark
wollen Sie als Lntschädigung für Ihre lNühe und die Ihnen
widerfahrene lNystifikation annehmen. Den Rest werde ich auf
vhren Rat hier in Ruhe verzehren. Aus ein deutsches Schiff
Zehe ich niemals. lsochstein.
Zurückgeßlieöen.
Vater: „Sie werden sich doch nicht einbilden, daß ich meine
Tochter, dic jung, reich und hübsch ist, einem lllenschen
zur Frau gebe, dcr nichts ist und nichts hat, und außer-
dem halb verrückt und kränklich ist?"
Freier: „Dann stehen Sie eben nicht auf der lföhe der Zeitl"
Termis-Mrt.
tserr: „lVeshalb haben Sie denn den jungen Doktor aus Ihrem
Tennisklub ausgeschlossen?"
Dame: „Ach — der wollte ja wirklich spielen."
(Klossc.
^^srägt heut' Deine Aöchin dasselbe Rleid,
-- lvie's einmal nun lNode in unsrer Zeit,
So sei Dir die Sache nicht weiter zuwider:
Auch Gans und Schwan tragen glsiches Gcfiedcrl
N.
9i
Durch.
„N)ie, Sie mollten sich den Strapazen einer solchen Reise
unterziehen? Ich glaube, daß meine langjährige Tätigkeit inich
befähigt, die Sache allein — — —"
„Bitte, fassen Sie meinen Lntschluß nicht als Mißtrauen gegen
2ie auf," unterbrach kferrjksochstein den Uriminalisten. „Aber
die Sache ist die-ich hätte daheim doch keine Ruhe. Sie
gehen als vertreier der Staatsgewalt in erster Linie der Person
nach, ich abxr in der lfauxtsache meinem Gelde, und ich habe so
ein Gefühl, als könnte meine Anwesenheit zur Wiedererlangung
desselben von Nutzen sein."
„Sie können möglicherweise recht haben," stimmte der Detek-
üv Zu. „Ich habe Sie nur darauf aufmerksam machen wollen,
daß es keine Vergnügungsreise ist, die wir anzutreten im Begriffe
sind. ^ch r^ise als Beamter und kenne als solcher weder Ruhe,
uoch Schlaf, weder Bequemlichkeit noch — —"
„Unbesorgt, ich stelle meinen Mann," warf bserr ksochstein ein.
Der Oetektiv hatte nicht übertrieben, wenn er die Anstren-
gungen einer solchen Reise betont hatte. Die beiden Verfolger
nahmen sich kaum Zeit zu den nötigsten Utahlzeiten, sondern be-
uützten die günstigston Anschlüsse, die zu haben waren. Üebrigens
schien diese Lile ganz nach dem Sinn dcs lserrn lsochstein zu
sein, dem die Reise nicht schnell genug von statten gehen konnte.
D» palermo angekommen, sanden sie zwar bestätigt, daß der
Defraudant daselbst angekommen war, allein von hier ab sehlte
auch jede weitere Sxur.
„Es ist nicht anzunehmen, daß er sich hier irgendwo verborgen
hält," sagte der Detektiv. „Denn mit einer so großen Barschaft
wäre es auch gar nicht ratsam, sich lange in dieser Gegend auf-
Zuhalten."
„Ihre Ansicht, daß sich der Lntflohene nach Griechenlaud
gewandt hat, gewinnt demnach an wahrscheinlichkeit," erwiderte
tserr isochstein. Der Detektiv blickte nachdsnklich voc sich hin.
„Es wird uns nichts übrig bleiben, als auf gut Glück über-
Zusetzen," sagte er dann. „Die lsafenpolizei überwacht die An-
koinmenden immer schärfer als die 2lbfahrenden, uud wir werden
l>ort eher seine Spur wieder aufnehmen können, als sie hier
uerfolgen."
So bestiegen denn die beiden lserren einen bereitstehenden
Damxfer und landeten in kurzer Zeit auf hellenischem Boden.
^fier begann nun der Geheimpolizist sofort eine fieberhafte Tätig-
^eit, während lferr lsochstein im lsotel verblieb, um sich ein
wenig Ruhe zu gönnen. Als der Beamte aber nach einigen
5tunden sruchtloser Arbeit wiedcr in das lsotel zurrückkehrte, fand
zu seinem Staunen seinen Begleiter nicht mehr vor, statt desseu
uber wurde ihm vom lsotelbesitzer ein dickes Schreiben ausgehändigt.
Bastig erbrach es der Detektiv und las nun folgendes:
„Sehr geehrter kserrl Verfolgen Sie nickt länger einen Ulann,
^er so unschuldig ist, wie ein weißes Lamm. lNein Kassierer hat
keinen pfennig defraudiert. lvohl aber habe ich mein gesamtes
Dermögen mit mir genommen, um zu verhindern, daß es meinen
Eläubigern in die lsände gefallen wäre. Für Ihre sichere Be-
^eckung, sowie die möglichste Beschleunigung der Reise sage ich
Dhnen meinen verbindlichsten Dank. Inliegeude fünftausend INark
wollen Sie als Lntschädigung für Ihre lNühe und die Ihnen
widerfahrene lNystifikation annehmen. Den Rest werde ich auf
vhren Rat hier in Ruhe verzehren. Aus ein deutsches Schiff
Zehe ich niemals. lsochstein.
Zurückgeßlieöen.
Vater: „Sie werden sich doch nicht einbilden, daß ich meine
Tochter, dic jung, reich und hübsch ist, einem lllenschen
zur Frau gebe, dcr nichts ist und nichts hat, und außer-
dem halb verrückt und kränklich ist?"
Freier: „Dann stehen Sie eben nicht auf der lföhe der Zeitl"
Termis-Mrt.
tserr: „lVeshalb haben Sie denn den jungen Doktor aus Ihrem
Tennisklub ausgeschlossen?"
Dame: „Ach — der wollte ja wirklich spielen."
(Klossc.
^^srägt heut' Deine Aöchin dasselbe Rleid,
-- lvie's einmal nun lNode in unsrer Zeit,
So sei Dir die Sache nicht weiter zuwider:
Auch Gans und Schwan tragen glsiches Gcfiedcrl
N.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Zurückgeblieben
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Vater: "Sie werden sich doch nicht einbilden, daß ich meine Tochter, die jung, reich und hübsch ist, einem Menschen zur Frau gebe, der nichts ist und nichts hat, und außerdem halb verrückt und kränklich ist?" / Freier: "Dann stehen Sie eben nicht auf der Höhe der Zeit!"
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1903 - 1903
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 55.1903, Nr. 674, S. 91
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg