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Meggendorfer-Blätter — 62.1905 (Nr. 758-770)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9749#0027
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Zeitschrifl für Humor und Runsl

i9

was meine Lrau von Mischke wollte.

Arbeit vorhatte, war mir ein solcher Dauerbesuch mehr als unan-
genehm, er war mir eine sehr lästige Störung, und da ich
gegenüber meinem Freunde Mischke mich nicht zu genieren
pflegte, sagte ich ihm sehr bald ganz osfenherzig: „Weißt Du,
lieber Freund, eigentlich kommst T>u mir heute recht ungelegen,
ich habe eine wichtige und recht peinliche Arbeit vor, die ich
bald los sein möchte. Du mußt es mir daher nicht übelnehmen."

„Nein, ich nehme es Dir gar nicht übel," unterbrach er
mich, „ich werde gleich wieder gehen. Ich will aber nur erst
noch Deine liebe Frau begrüßenl"

„Meine Frau ist gar nicht zu ksause I" antwortete ich. „ksalt,"
rief ich dann aus, als Mischke sich schon umdrehen wollte, „meine
Frau wollte irgend etwas von Dir! warte einen Augenblickl
Sie hat's hier aufgeschrieben!" Mit diesen Worten ging ich
an meinen Schreibtisch und^wollte die Schublade aufziehen. Da
war diese aber verschlossen, und das Bund Schlüssel fehlte.

Ich sah mich um, auch an kcinem der Bücherschränke steckte
es; ich untersuchte meine Taschen, es war nirgends zu finden.
Sollte etwa meine Frau, als sie den Zettel schrieb, die Schlüssel
in Gedanken mit abgezogen haben. Na, das war eigentlich
nicht anzunehmen, dcnn für eine Dame ist solch dickes Schlüssel-
bund mit etwa zehn Schlüsseln, und darunter tfaustür- und
Aorridorschlüssel, kein sonderlich leicht zu befördernder Gegen-
stand, dcssen irrtümliche Mitnahme sie nicht sofort
hätte merken müssen.

Ich mußtc also sclbst dic Schlüssel irgendwo
abgelegt haben, woran ich mich nicht erinerte, und
dadurch wußte ich nun nicht, was meine Frau
eigentlich von meinem Freunde Mischke wollte.

Das war doch höchst satal!

U)er konnte wissen, um welche wichtige Sachc
es sich dabei handeln mochte, viellcicht uin einen
Gegenstand, der mich selbst oder meine Arbeiten
betraf und an den mich meine gute Frau, die
an alles denkt, hatte crinnern wollen.

Wenn sie es mir nur gesagt hätte, anstatt es
auf einen Zettel zu schreiben! Aber daraus
konnte ich wieder schließcn, daß es wichtig war!

Und daß sie es in die Schublade lcgte und nicht
offen auf dem Schreibtisch liegen ließ, daraus
konnte man wohl solgern, daß es sich um einc
geheimnisvolle Sache handeln mochte.

Ia, wcnn ich nur wüßte, was meine Frau
von meincm Freunde Ukischke wollte!

„Du mußt mir suchen helfen nach dem
Schlüsselbundc I" sagte ich zu meinem Freunde.

„ksabc ich meine Schlüssel, dann habe ich auch
dcs Rätsels Lösung, was meinc Frau von Dir
wollte! ksier ist das Geheimnis verborgen!"

So machten wir uns denn beide gemeinsam
an das Suchen des Schlüffelbundes.

„Marst Du, seitdem Deine Frau sortging,
hier aus dem Zimmer heraus?" inquiriertc
mein Freund.

„Iawohl, zwei Minutenl Nachdem der
Barbier mich rasiert hatte, habe ich mir das
Gesicht abgcwaschcn in meinem Schlaszimmer!"

„Suchen wir im Schlafzimmer nachl" sagte
Mischkc, und wir beide gingcn ins Schlaszimmer,
wo das Schlüsselbund nicht lag.

„vielleicht hat es euer Mädchen hier ge-
funden und an sich genommenl viclleicht hat's
eure Alcine sortgeschleppt und sxielt damit
Btraßenbahnkutschcr."

Unser Mädchen kfelene wurde gerufen, sie hatte das Schlüssel-
bund nicht gesehen, die kleine Trude versicherte in durchaus
glaubwürdiger kveise, daß sie zum Straßenbahnspielen eine
richtige Alingel besitze und keines Glockensurrogates in Gestalt
eines Schlüsselbundes bedürfe.

So begaben wir uns wieder in mein Zimmer zurück, um
dort die Iagd nach dem Schlüsselbund fortzusetzen, nachdem
noch Uiischke dem Uiädchen den Auftrag erteilt hatte, sich einmal
in den andern Räumlichkeiten der lvohnung umzuschauen; denn
ganz sicher war es doch immerhin nicht, daß ich nur im Schlaf-
zimmer gewesen sei.

Nachdem nun so wir beide und das Uiädchen eine gute
Weile herumgesucht hatten, mußten wir diese Tätigkeit auf-
geben; es war alles vergeblich gewesen, das Schlüsselbund schien
wie in den Trdboden gesunken zu sein. Und ich wußte immer
noch nicht, was meine Frau eigentlich von Ulischke wollte.

„Ia," sagte ich schließlich am Lnde unsrer vergeblichen
Sucherei, „dann muß ich Dich schon bitten, lieber Uiischke, hier
zn bleiben, bis meine Frau kommt, denn es kann sich vielleicht
um eine wichtige Sache handelnl"

„Ich habe zwar eigentlich keine Uiinute länger Zeit,"
antwortete er, — das sagt er nämlich immer, auch wenn er
viele Stunden lang bleibt, „aber selbstverständlich bleibe ich

(Fortsetzung ^eite 2s)

Dilemma.

Arzt: „Und dann muß ich Ihnen raten, den Wein nur gemischt zu
trinken."

UDeinhändler <»erlegen>: „^sn welchem verhältnis dcnn, Uerr Doktor?"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Dilemma
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Arzt: "Und dann muß ich Ihnen raten, den Wein nur gemischt zu trinken." / Weinhändler (verlegen): "In welchem Verhältnis denn, Herr Doktor?"

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Loukota, Josef
Entstehungsdatum (normiert)
1905 - 1905
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Arzt
Dilemma
Wein
Verkäufer
Mann
Patient

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Aufbewahrungsort (GND)
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Digitales Bild
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Meggendorfer-Blätter, 62.1905, Nr. 759, S. 19

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