Zeitschrift für Lfumor und liunft
2f
Mas meine Lrau von Mischke wollte.
?as Kchliininffe.
hier, denn Deiner lieben
Frau zuliebe mache ich alles
gern möglich, was eigentlich
für mich sonst unmöglich
wäre."
So blieb denn tllischke
bei mir und plauderie mir
von allem möglichen vor,
von vielerlei Oingen, die
mich sonst vielleicht inter-
essiert hätlen, auf die ich
heute aber nur mit halbem
Ghre hinhörte, denn erstens
waren mcine cZedanken bei
meiner sehr wichtigen Arbeit,
und dann quälten mich da-
zwischen die Fragen, was
meineFrau wohlvonMischke
eigentlich wollte und wo
mein Schlüsselbund hinge-
raten sein könnte.
Dabei war ich auch noch
recht ärgerlich auf meine
Frau, daß sie mir mit
ihrer Geheimnistuerei diesen
Dauerbesuch meines Freun-
des aufgehalst, und auf mich
selbst, daß ich durch rneine
Zerstreutheit zu dieser
lästigen Störung beigetragen
hatte.
Indessen war nun nichts
zu tun; ich hatte Mischke
eininal aufgefordert, meine
Frau zu erwarten, nun
mußte ich mich ihm doch
mindestcns bis zum Aommen
meiner Frau opfern.
Aber wie cine Störung
nie allcin kommt, so auch
diesmal; meine Frau blieb un-
gewöhnlich lange aus. Mein
Freund lllischke wurde, was
bei ihm sonst wirklich nicht
vorkommt und was nur da-
durch erklärlich ist, daß ich
vermutlich kein sonderlich
liebenswürdiger ksausherr
diesmal war, selbst unge-
duldig; er sprach davon, er
müsse speisen gehen, zwar
habe er eigentlich noch keinen
sondcrlichen ksunger, aber,
wenn cr spät in sein Gasthaus komme. sei dic Speisenauswahl
immer nur eine sehr geringe.
Das war natürlich sür mich ein Anlaß, ihm zu sagen, es
sei ganz selbstverständlich, daß wir ihn vor dem Abendessen
auf kcinen Fall sortließcn. Nleine Frau würde sicher zum
Abendessen zurück sein, und sie würde gewiß sehr peinlich
berührt sein, wenn ich ihn so lange da behalten hätte, um ihn
dann sortzulasscn. Ganz widerwillig nahm lNischke meinc
Einladung an, so widerwillig, wie er das stets tut, auch wenn
er sich in seinem Innern darauf vorbereitet hat, womöglich bis
zum nächsten Morgenkaffee zu bleiben.
Dicker lserr lan der Table d'tioie zu seiner Ciichnnchbariii, dic ibiii von chrcr ungiüctlicheii Liebc crjählt tiut):
„Nlit Ihrem gcbrochenen lserzen das mag ja schlimm sein; aber denken 5ic, wcnn Sie erst
cinen schlechten lllagcn hätten?"
llnd als ich eben unsrem lllädchen den Auftrag erteilt
hatte, ein Gastgederk für das Abcndessen aufzulegen, klingeltc
es, und meine Frau crschien.
„Denke Dir nur, llläuschcn, wie cs mir geht," rief ich ihr
cntgegen, „mit vieler lllühe ist cs mir gelungcn, unsern Freund
lNischke hier zu behalten; ich habe mein Schlüfselbund verlegt
und wußtc nicht, was Du eigentlich von lllischkc wolltest, denn
ich hatte Deinen Zettel noch nicht gelesenl"
lNeine F'rau warf mir einen vernichtenden Blick zu,
den ich mir nicht erklären konnte, dann begrüßte sie
meinen Freund und versicherte ihm, wie sehr sie sich freue,
(Lortsetzun§ Seite 22)
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Mas meine Lrau von Mischke wollte.
?as Kchliininffe.
hier, denn Deiner lieben
Frau zuliebe mache ich alles
gern möglich, was eigentlich
für mich sonst unmöglich
wäre."
So blieb denn tllischke
bei mir und plauderie mir
von allem möglichen vor,
von vielerlei Oingen, die
mich sonst vielleicht inter-
essiert hätlen, auf die ich
heute aber nur mit halbem
Ghre hinhörte, denn erstens
waren mcine cZedanken bei
meiner sehr wichtigen Arbeit,
und dann quälten mich da-
zwischen die Fragen, was
meineFrau wohlvonMischke
eigentlich wollte und wo
mein Schlüsselbund hinge-
raten sein könnte.
Dabei war ich auch noch
recht ärgerlich auf meine
Frau, daß sie mir mit
ihrer Geheimnistuerei diesen
Dauerbesuch meines Freun-
des aufgehalst, und auf mich
selbst, daß ich durch rneine
Zerstreutheit zu dieser
lästigen Störung beigetragen
hatte.
Indessen war nun nichts
zu tun; ich hatte Mischke
eininal aufgefordert, meine
Frau zu erwarten, nun
mußte ich mich ihm doch
mindestcns bis zum Aommen
meiner Frau opfern.
Aber wie cine Störung
nie allcin kommt, so auch
diesmal; meine Frau blieb un-
gewöhnlich lange aus. Mein
Freund lllischke wurde, was
bei ihm sonst wirklich nicht
vorkommt und was nur da-
durch erklärlich ist, daß ich
vermutlich kein sonderlich
liebenswürdiger ksausherr
diesmal war, selbst unge-
duldig; er sprach davon, er
müsse speisen gehen, zwar
habe er eigentlich noch keinen
sondcrlichen ksunger, aber,
wenn cr spät in sein Gasthaus komme. sei dic Speisenauswahl
immer nur eine sehr geringe.
Das war natürlich sür mich ein Anlaß, ihm zu sagen, es
sei ganz selbstverständlich, daß wir ihn vor dem Abendessen
auf kcinen Fall sortließcn. Nleine Frau würde sicher zum
Abendessen zurück sein, und sie würde gewiß sehr peinlich
berührt sein, wenn ich ihn so lange da behalten hätte, um ihn
dann sortzulasscn. Ganz widerwillig nahm lNischke meinc
Einladung an, so widerwillig, wie er das stets tut, auch wenn
er sich in seinem Innern darauf vorbereitet hat, womöglich bis
zum nächsten Morgenkaffee zu bleiben.
Dicker lserr lan der Table d'tioie zu seiner Ciichnnchbariii, dic ibiii von chrcr ungiüctlicheii Liebc crjählt tiut):
„Nlit Ihrem gcbrochenen lserzen das mag ja schlimm sein; aber denken 5ic, wcnn Sie erst
cinen schlechten lllagcn hätten?"
llnd als ich eben unsrem lllädchen den Auftrag erteilt
hatte, ein Gastgederk für das Abcndessen aufzulegen, klingeltc
es, und meine Frau crschien.
„Denke Dir nur, llläuschcn, wie cs mir geht," rief ich ihr
cntgegen, „mit vieler lllühe ist cs mir gelungcn, unsern Freund
lNischke hier zu behalten; ich habe mein Schlüfselbund verlegt
und wußtc nicht, was Du eigentlich von lllischkc wolltest, denn
ich hatte Deinen Zettel noch nicht gelesenl"
lNeine F'rau warf mir einen vernichtenden Blick zu,
den ich mir nicht erklären konnte, dann begrüßte sie
meinen Freund und versicherte ihm, wie sehr sie sich freue,
(Lortsetzun§ Seite 22)
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Das Schlimmste
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Dicker Herr (an der Table d'hote zu seiner Tischnachbarin, die ihm von ihrer unglücklichen Liebe erzählt hat): "Mit Ihrem gebrochenen Herzen das mag ja schlimm sein; aber denken Sie, wenn Sie erst einen schlechten Magen hätten?"
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 62.1905, Nr. 759, S. 21
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg