Zeitschrift sür Lsumor und Aunst
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Lnfunt terrible.
In Gesellschaft wird davon gesprochen, daß die Witwe
eines in der 5chlacht gefallenen Iapaners sich das Lsaar
abschneide. „Muttchen," spricht da der kleine Nkax, „das
hättest Du leichter, Du tätest das Deinige einfach
nimmer 'nauf!"
Äine Zukunfts - Lunstausstellung.
Kumoreske von H. Horimi.
ie wohl die meisten Ukenschen an stch selbst erfahren
haben, stnden in den Aunstausstellungen von heut-
zutage gewöhnlich nur die im Saal I befindlichen
Gemälde die richtige tVürdigung; mit jedem Schritt weiter
verliert sich das Interesse, man wird abgesxannt, fährt sich
mit der ksand nervös über Augen und Stirne, überstiegt die in
den folgenden Sälen ausgestellten Bilder, seufzt innerlich über
die noch zu besichtigende lange, lange Reihe und — fängt an,
das anwesende publikum zu mustern. Line stirtende, surrende,
plaudernde Ukenge! Das Rauschen schwerer Seidenkleider, das
Nicken kostbarer Straußenfedern von pompösen Damenhüten,
der aufdringliche Ouft des Parfüms, hier eine üppige Blondine,
dort eine seurige Brünette . . . Im ksandumdrehen ist das
bißchen Stimmung zur Betrachtung der Aunstwerke verflogen
und — man surrt, man stirtet und xlaudert mitl
Da muß — sollen die vielen Aünstler nicht umsonst ihr
bestcs Aönnen eingesetzt haben — endlich einmal Mandel
geschaffen werdenl Aunstausstellungen der Zukunft inöge
man mit weniger Gemälden beschickcn, diese wenigen aber
in einer Umgebung, einem Ulilieu, welches den Beschauer
geradezu hineinzwingt in die jeweilig gewünschte Stimmung.
lsier cinige Beispeile, wie diescs Ukilieu hergestellt werden
könnte:
Nkutterglück.
Line reizende Idylle. Die junge, glückstrahlende Ulutter
hält ihren Lrstgeborenen im Schoß. Oas Tischchen, rechts vom
Bilde, mit all den zur Aindcrxflege crforderlichen Oingen,
heimclt uns sofort an. Aber erst die über dem Bildc zum
Trockncn aufgehängtcn Windeln! Ukan fühlt sich sofort in
eine Ainderstubc versctzt, versetzt in die eigenen Tage scligcr
Ainderzeit, und der auf einem Aindertrompetchen blasende Aus-
stellungsdiencr — cin virtuose in seinem Fach — vervollständigt
diese Stimmung meisterhaft. Ls fehlt nicht viel, daß wir den
am Bodcn liegcndcn „Schnuller" aufheben und mit den Beincn
strampclnd daran zu lutschcn beginnen! . . .
Line Zukunfts-Runstausstellung.
Lin andres Bild:
Oer verstiegene Gemsenjäger.
Ueber einem schauerlichen Abgrund klebt an schroffer Fels-
wand einer jener kühnen Alpenjäger. — vom glatten
parkett aus heben sich die Augen der stumpfen Nkenge
ziemlich gleichgültig zu dieser entsetzlichen Situation emxor.
Der Aünstler gestattet jedoch die Besichtigung dieses Bildcs
nur von der auf der gegenüberliegenden Seite her-
gestellten >,s Uleter hohen Felswand, und dort, auf
schmalem Grasband balanzierend, wird sicherlich jeder Besucher flch
mit Leichtigkeit in die Situation hineindenken, wird die Schrecken
der Gemsjagd, die Todesangst des Iägers sozusagen miterleben
und — bei einiger Ungeschicklichkeit um das billige Entree
von 50 pfennig auch einen Absturz mitmachen könnenl
Lin drittes Bild:
Gewitterregen.
Das Utilieu ist höchst einfach: Zwei Saaldiener sind bei
den oberhalb des Bildes angcbrachten Ouschapparaten xostiert.
Tritt nun ein Besucher an das Gemälde heran, so Lffnen sie
die ventile, und rauschend, xlätschernd und sprühend öffnen sich
scheinbar die Schleusen des ksimmels! Regcnschirme und
Galoschen sind beim Oiener erhältlich. !M. Ocn p. t. Oamen
ist es bei Lesichtigung dieses Bildes crmöglicht, in unauffällig
dezenter Weise ihre etwa vorhandenen zierlichen Füßchen zu
zcigcn!
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Lnfunt terrible.
In Gesellschaft wird davon gesprochen, daß die Witwe
eines in der 5chlacht gefallenen Iapaners sich das Lsaar
abschneide. „Muttchen," spricht da der kleine Nkax, „das
hättest Du leichter, Du tätest das Deinige einfach
nimmer 'nauf!"
Äine Zukunfts - Lunstausstellung.
Kumoreske von H. Horimi.
ie wohl die meisten Ukenschen an stch selbst erfahren
haben, stnden in den Aunstausstellungen von heut-
zutage gewöhnlich nur die im Saal I befindlichen
Gemälde die richtige tVürdigung; mit jedem Schritt weiter
verliert sich das Interesse, man wird abgesxannt, fährt sich
mit der ksand nervös über Augen und Stirne, überstiegt die in
den folgenden Sälen ausgestellten Bilder, seufzt innerlich über
die noch zu besichtigende lange, lange Reihe und — fängt an,
das anwesende publikum zu mustern. Line stirtende, surrende,
plaudernde Ukenge! Das Rauschen schwerer Seidenkleider, das
Nicken kostbarer Straußenfedern von pompösen Damenhüten,
der aufdringliche Ouft des Parfüms, hier eine üppige Blondine,
dort eine seurige Brünette . . . Im ksandumdrehen ist das
bißchen Stimmung zur Betrachtung der Aunstwerke verflogen
und — man surrt, man stirtet und xlaudert mitl
Da muß — sollen die vielen Aünstler nicht umsonst ihr
bestcs Aönnen eingesetzt haben — endlich einmal Mandel
geschaffen werdenl Aunstausstellungen der Zukunft inöge
man mit weniger Gemälden beschickcn, diese wenigen aber
in einer Umgebung, einem Ulilieu, welches den Beschauer
geradezu hineinzwingt in die jeweilig gewünschte Stimmung.
lsier cinige Beispeile, wie diescs Ukilieu hergestellt werden
könnte:
Nkutterglück.
Line reizende Idylle. Die junge, glückstrahlende Ulutter
hält ihren Lrstgeborenen im Schoß. Oas Tischchen, rechts vom
Bilde, mit all den zur Aindcrxflege crforderlichen Oingen,
heimclt uns sofort an. Aber erst die über dem Bildc zum
Trockncn aufgehängtcn Windeln! Ukan fühlt sich sofort in
eine Ainderstubc versctzt, versetzt in die eigenen Tage scligcr
Ainderzeit, und der auf einem Aindertrompetchen blasende Aus-
stellungsdiencr — cin virtuose in seinem Fach — vervollständigt
diese Stimmung meisterhaft. Ls fehlt nicht viel, daß wir den
am Bodcn liegcndcn „Schnuller" aufheben und mit den Beincn
strampclnd daran zu lutschcn beginnen! . . .
Line Zukunfts-Runstausstellung.
Lin andres Bild:
Oer verstiegene Gemsenjäger.
Ueber einem schauerlichen Abgrund klebt an schroffer Fels-
wand einer jener kühnen Alpenjäger. — vom glatten
parkett aus heben sich die Augen der stumpfen Nkenge
ziemlich gleichgültig zu dieser entsetzlichen Situation emxor.
Der Aünstler gestattet jedoch die Besichtigung dieses Bildcs
nur von der auf der gegenüberliegenden Seite her-
gestellten >,s Uleter hohen Felswand, und dort, auf
schmalem Grasband balanzierend, wird sicherlich jeder Besucher flch
mit Leichtigkeit in die Situation hineindenken, wird die Schrecken
der Gemsjagd, die Todesangst des Iägers sozusagen miterleben
und — bei einiger Ungeschicklichkeit um das billige Entree
von 50 pfennig auch einen Absturz mitmachen könnenl
Lin drittes Bild:
Gewitterregen.
Das Utilieu ist höchst einfach: Zwei Saaldiener sind bei
den oberhalb des Bildes angcbrachten Ouschapparaten xostiert.
Tritt nun ein Besucher an das Gemälde heran, so Lffnen sie
die ventile, und rauschend, xlätschernd und sprühend öffnen sich
scheinbar die Schleusen des ksimmels! Regcnschirme und
Galoschen sind beim Oiener erhältlich. !M. Ocn p. t. Oamen
ist es bei Lesichtigung dieses Bildes crmöglicht, in unauffällig
dezenter Weise ihre etwa vorhandenen zierlichen Füßchen zu
zcigcn!
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Eine Zukunfts-Kunstausstellung
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildbeschriftung: Mutterglück // Der verstiegene Gemsenjäger // Gewitterregen.
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 62.1905, Nr. 759, S. 23
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication