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Meggendorfer-Blätter — 62.1905 (Nr. 758-770)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9749#0046
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58

Meggendorfer-Bläller, München

Tante Äorothea.

humoreske von D. Heiterkrug.

a, Tante, da Du in der — hm — liebreichsten Weise
für mich von Nindheit an gesorgt hast, sollst T>u auch
als erste mein junges Glück erfahren: Ich habe mich
gestern abend mit Aäthe von woldeyk verlobt."

Der Assessor Fritz Baver hatte sich auf eine gerührte Um-
armung und daranschließenden Segen gefaßt gemacht und war
aufs äußerste erstaunt, als er jetzt Tante Dorothea ansah; ihr
spitzes Gesicht war fast zu einem Ausrufungszcichen der Lm-
pörung gcworden.

„Nit wem hast Du Dich verlobt, licber Neffc?"

,Mit Aäthe von lVoldeyk, Tante, mit der einzigen Tochter
des Majors a. D. von Woldeyk, der ja auch Dir bekannt ist."

„Auch mir bekannt ist?" Tante Dorotheas Stimme zitterte
förmlich. „Ia, als mein Todfeind ist er mir bekannt. Freilich
konntest Du es nicht wissen, mein Iüngchen," setzte sie be-
sänftigt hinzu. „Dieser — diescr verabschiedete Major hat zu
der Lsofrätin Volker, der alten Giftdrüse, die es mir natürlich
gleich wieder erzählt hat, gesagt, ich wäre die ,reine parodie

(Lin Drückeöerger.

auf die holde weiblichkeitz. Was sagst Du nun zu Deiner
Verlobung, wie?"

„Ich kann mir unmöglich denken, daß mein Schwiegervater
eine solch lieblose und — hm — unzutreffende Aeußerung
getan hat, Tante." Der Assessor hatte mit aller Araft das
beim Anblick der entrüsteten „parodie" ihin aufsteigende Lachcn
verbissen. . . . „Und was kann vor allem meine Aäthe dafür?"

„Die Sünden der Väter werden an den Aindern heimgcsucht
bis ins vierte Glied, das solltest Du aus der Schule noch wissen.
Du wirst die Verlobung sofort aufhebenl"

„Lrst vorm Standesamt, Tante."

„Dann sind wir geschiedene Leute. Du hast von mir nichts
mehr zu erwarten, wenn Du mir diescn Affront antust!"

Der Assessor hatte sic darauf ohne ein U)ort der Erwiderung
mit sehr sörmlichem Gruße verlassen, und nun konnte sie sich
allein weiterärgern. Dieser undankbare Fritz l Sie hatte ihm
nach dem Tode seiner Lltern, die nach dem Zusammenbruch
ihrcs vermögens kurz hintereinander gestorben waren, die Be-

endigung des Studiums ermög-
licht und ihn auch während der
Referendarzeit unterhaltcn.

Und nun schlug sich ihr
einziger Verwandter noch zu
ihren Feinden. Sie wußte, sie
hatte wenig oder gar keine
Freunde in dem Städtchen, natür-
lich nur aus dem Grunde, weil
alle auf ihr großes Vermögen
neidisch waren. Ia, wenn sie
noch an früher zurückdachtel
Da war vor allem der Lsaupt-
mann von Vlvenstetten, der
kurze Ieit zu den jdionieren
abkommandiert gewesen war
und auch im Lsause ihrer Lltern
verkehrt hatte, der hatte sie
immer mit so sonderbaren Blicken
verfolgt, und nur ein falscher
Ehrbegriff konnte ihn, den ver-
mögenslosen Gffizier, davon ab-
gehalten haben, ihre, der reichen
Lrbin lfand zu erringen. Und
sie hätte ihm doch so gerne ihre
Lsand und ihre ganze, damals
schon etwas sxitzwinkligc Per
sönlichkcit anvertraut.

Tante Dorothea schloß ihren
„Gefühlskasten" aus und blickte
lange auf die schon sehr ver-
blaßte Photographie und las
noch einnial die wenigen Zei-
tungsausschnitte, die von scinem
ferneren Lebcn Aunde gaben.
Lr war unvcrheiratet als
Generalmajor gestorben. —
Doch, was nützte ihr jetzt der
tote Liebhaber?

Tante Dorothea trocknete
ihre Tränen und stand ent-
schlossen auf. „Bittet mich
tvoldcyk wegen seincr taktloscn
Aeußcrung um verzeihung, gut,

Schusterbub: „!Venn ich kein Geld bring', haut mich der Uleisterl"

Student: „Armer Kerl, da konnte doch der Uleister selber kommenl"

Schusterbub: „Das tut ernicht; wcnn dernämlich auch keins bringt, haut 'n dic Uleisterin.
Bildbeschreibung

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Titel

Titel/Objekt
Ein Drückeberger
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Schusterbub: "Wenn ich kein Geld bring', haut mich der Meister!" / Student: "Armer Kerl, da konnte doch der Meister selber kommen!" / Schusterbub: "Das tut er nicht; wenn der nämlich auch keins bringt, haut 'n die Meisterin."

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Futterer, August
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Gespräch
Student
Lehrling
Schuhmacher
Tabakspfeife

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Aufbewahrungsort (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 62.1905, Nr. 761, S. 38

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