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Meggendorfer-Blätter — 62.1905 (Nr. 758-770)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9749#0090
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INeggendorfer-Blätter, München

Der Kuppelpeh.

Wieser war sonst ein äußerst gutmütiger Nensch, diesmal
/ aber hatte er Mühe und Not, sich zu beherrschen. „Um sieben Uhr
sollten Sie mich wecken, jetzt ist es gleich acht Uhr i" schnauzte er
seinen Diener an, der mit einem verschlafenen und übermüdeten Gesicht
vor ihm stand. „Wo zum penker haben Sie sich denn wieder herumgetrieben
die ganze Nacht? Von meinen Zigarren fehlt nahezu das halbe Uistchen
und von meinem Aognak sehe ich auch nur mehr einige Flaschen herum-
wimmeln . . . Sie soll doch gleich ein Donnerwetteri . . . Nun hab' ich's
sattl ksier haben Sie Ihren Lohn. Verschwinden Siel Aein N)ort mehr;
verlassen Sie meinen Dienst!" Lr rauchte wahrhastig keinen guten Tabak,
der kserr Doktor. — Lrst als er einige NUnuten später Fräulein von ksinkel
zufällig auf der Straße traf, verwandelte sich das gärende Drachengist,
das bisher in ihm gewallt, wieder in eine etwas sanftere Flüssigkeit, und
während er bisher eine grimmige und gereizte UUene zur Schau getragen
hatte, stahl sich nun wieder ein mildes und liebenswürdiges Lächeln über
seine Züge. Denn diese junge Dame verkörxerte zur Zeit all sein Sehnen
und Hosfen, seinen Traum von Glück und Seligkeit und die Lrlösnng aus
einem öden und freudenarmen, arbeitsüberhäusten Iunggesellendasein.

Die beiden hatten sich kennen und lieben gelernt, und Doktor Mieser
beabfichtigte nächstens bei den Eltern Besuch zu machen und so bald wic
möglich um Llse anzuhalten. Lr hatte das hauxtsächlich nur deswegen ein
wenig hinausgeschoben, weil er wußte, daß der Geheimrat lfinkel ein
ziemlich schwer zügänglicher kferr war, und weil sie, die Frau Geheimrat
einmal ihrer Tochter gegenüber geäußert hatte, sie würde niemals ihr Aind
einem Nlediziner geben.

Ueber dieses Thema wurde nun auch bei der heutigen Zusammenkunft
verhandelt, und Llse sxrach die bestimmte Ansicht aus, daß ihr Verlobter
die günstige Gelegenheit des morgen stattfindenden Aaiserdiners benützen
werde, sich ihrem vater vorzustellen und mit ihm bekannt zu werden. Denn
der Eindruck, den er auf Paxa mache, sei der entscheidende. Die Nlutter
werde sich dann schon fügen.

Doktor lvieser wußte zwar hundert verschiedene Ausreden, schützte den
hohen Arankenstand und sonstige schöne, für einen Arzt erfreuliche Fälle
vor, es blieb ihm aber schließlich, wollte er nicht anstoßen, nichts übrig,
als auf den lVunsch der Geliebten einzugehen. Llse gab ihm noch einige
erxrobte verhaltungsmaßregeln an die lfand, wie der lferr Geheimrat am
bequemsten einzuwickeln sei, betonte seine vorliebe für lVürde und männlich
solides Auftreten und warnte den Doktor ihres lferzens besonders davor,
fich etwa unvorsichtigerweise als Lebemann zu gebärden, was Paxa ver-
Lchtlich finde.

lVieser meinte, das werde ihm nicht schwer fallen, er habe zwar ein
Verhältnis auf dem Gewissen, das ihm aber des reellen lfintergrundes
wegen hoffentlich verziehen werde. Sonst sei ihm nichts bekannt, was
seinen moralischen Leumund irgendwie zu trüben imstande wäre. Nach-
folgende Unterhandlungen wegen eincs kleinen Außvorschusses wurden mit
Rücksicht auf den Lrnst und noch mehr auf die örtliche Gefährlichkeit der
Lage unter vertröstung auf eine dunklere Tageszeit sanft, aber entschicden
abgelehnt.

Doktor lvieser erledigte am andern Tage in sliegender Lile die dringendsten
Besuche und Gxerationen, um rechtzeitig beim Diner erscheinen zu können.
Die lvehleidigkeit eines Patienten, der sich durchaus weigerte, sich auf eine
ebenso neue wie höchst fesselnde Art den Aopf anbohren zu lassen, trug die
Schuld daran, daß der junge Gelehrte in Zeitnot geriet und völlig ab-
gehetzt und in allerletzter Nlinute im Saal ankam. Irgend jemand aber
schien den Aellner bestochen zu haben, der für lviescr einen Platz ganz
in der Nähe des Geheimrats reserviert hatte. In diesem Augenblick stieg
die Hochachtung, die er vor Llses Alugheit und Voraussicht ohnehin schon
hatte, um neuerliche hundert prozent.

Die Aufmerksamkeit, die sein Lintritt verursachte, schien er nicht zu
bemerken, da er ganz Auge und Ghr für seine Aufgabe war. Lr stellte
sich dem Gefürchteten vor, der ihm mit großer Freundlichkeit und kferab-

(Lortsktzung s. SZ)

Äuphemlstifch.

— „Fünf Nlark soll der Zentner Aepfel kosten, und
dabei ist ein großer Teil schon ganz an-
gefaultl?"

Dbsthändler: „Na, sagen wir bühnenreif."

Äemütlich.

Richter: „Aus Liebe zum Nichtstun sind Sie
verbrecher geworden "

Angeklagter: „Ist denn Liebe ein verbrechen,
lferr Richter?"

Das iKild des (Keliebten und die kösen IKuben.

l

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3
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Das Bild des Geliebten und die bösen Buben
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Meggendorfer, Lothar
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Lausbub
Streich <Scherz>
Plakat
Mann
Gemälde
Bildnis
Vorhang
Frau

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 62.1905, Nr. 764, S. 82

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