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Zeilschrifl für L)umor und Aunsl

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Der Lummer.

^,ranz Galambos war Assistent dritter Alasse im Finanzministerium
^ und sein ganzes Streben ging danach, Assistent zweiter Alasse zn
werden. Da er aber keinerlei protektion genoß, war sein Streben
bisher erfolglos gewesen. Da geschah es eines Tages, daß Lserr Galambos
aus Fiume einen prächtigen Lsummer geschickt bekam. Die Freude der
Lamilie über dieses Geschenk war groß. Ls war auch wirklich ein selten
schönes Lxemplar und diesen Leckerbissen zu verzehren, mußte für jeden
Gourmand eine wahre lVonne sein. Aber Franz Galambos dachte weiter.

„lvenn wir ihn gegessen haben, ist es nicht anders, als hätten wir
eine gelbe Rübe verzehrt," sagte er zu seiner Frau. „Wenn wir ihn
dagegen Bognars senden, der ein ausgemachter Feinschmecker ist, so kann
es mir beim Avancement nicht sehlen."

Der Rechnungsrat Bognar war der unmittelbare Vorgesetzte des
kserrn Galambos, und in Lrwägung dieses Umstandes wanderte der
ksummer, begleitet von einem höslichen Schreiben, in die Aüche des kserrn
Rechnungsrates.

„Galambos ist ein braver junger kNann," bemerkte dieser, indem er
den ksummer einer sachverständigen Prüfung unterzog und bereits im vor-
gefühl des leckeren Genusses schwelgte. Doch da hatte seine Frau xlötzlich
einen Einfall.

„lveißt Du, Iosexh," sagte sie, „woran ich gedacht habe? U)ie wäre
es, wenn wir diesen ksummer dem Sektionsrat Aurucz senden würden?
Lr ist in der Präsidialabteilung und ein sehr einflußreicher lllann. Sicher
würde er eine solche Aufmerksamkeit zu schätzen wissen und sich beim
Avancement dafür erkenntlich zeigen."

„Du hasi recht," erwiderte der Rechnungsrat. „lvenn man mit dem
verschenken eines ksummers etwas crreichen kann, wäre es Torheit, ihn
zu versxeisen."

Beim kjerrn Sektionsrat erregte der ksummer, wie überall zuvor,
die ungeteilteste Bewunderung.

„lvie groß er ist, wie mächtig!" rief die Frau Sektionsrat aus.
„Lr muß genügen, um ein Dutzend Gäste damit zu bewirten." Und die
gute Dame sann bereits darüber nach, wen sie einladen solle, als sie durch
den kserrn Sektionsrat in ihrem Gedankengange unterbrochen wurde.

„Li, meine Liebe," sagte er, „da weiß ich etwas Gescheiteres. lvenn
wir ksummer essen wollen, so können wir solchen in der Fischhandlung
kaufen. Aber dieses jlrachtexemplar, das direkt aus Fiume stammt, ist witz
nichts andres geeignet, als Präsent zu dienen. Ich denke wir schicken ihn
Tcrenpeys. Ich weiß, man ißt ihn dort gern und außerdem sleht Terenpey
als Abgeordneter in naher Beziehung zum lllinister. Line ksand wäscht die
andre und der Titel eines lllinisterialrats ist mir sicher."

„lvenn dem so ist, dann wäre es unklug von uns, den ksummer zu
essen," siimmte die Frau Sektionsrat zu.

llm andern Tage erhielt Andrcas Terenpey ein sehr warm gehaltenes
Schreibcn von dem kserrn Sektionsrat Aurucz und als Bcilage dazu den
ksummer.

„Das nenne ich Freundschastl" rief der Abgeordnete begeistert aus:
„Sie erhalten einen ksummer und senden ihn mir. Das sind wirklich liebens-
würdige lllenschcnl"

Abcr die Frau des Abgeordneten isr bereits seit acht Tagen im Lade,
was soll er allein mit dem ksummer beginnen? Doch er ist deswegen nicht
verlegcn. <Lr kann ihn dcm Staatssekretär übermachen, an den er ohnedies
dieser Tage ein kleines Anliegen hat.

Seine ksochgeboren geruhcn dcn ksummer gnädigst anzunehmen und
bcreits am selben Abend noch wird cr serviert. Nur die hochgeborene Frau
Gemahlin betrachtet ihn etwas mißtrauisch.

„Dieser ksummer hat einen eigentümlichcn Geruch," sagte sie.

„Das ist llleergcruch," bclehrt sie der Gattc und langt ganz tapfcr
zu, obwohl ceuch ihm mit der Zeit der Geruch ctwas verdächtig vorkam.

Als zwei Tage darauf kserr Andreas Terenpey im Minislerium er-
scheint, findet er den hohen kserrn krank.

lvas ihm sehle, forschte er.

„Man erzählt, daß er sich mit einem ksummer
den Magen verdorben habe," gibt ein Schreiber zur
Antwort. „Aber die lvahrheit ist," fährt dieser im
Flüstertone fort, „daß man ihn mit diesem kjummer
hat vergiften wollen."

kserr Terenpey ist außer sich. Zwar gibt er
auf das Geschwätz des Schreibers nichts, aber so-
vicl scheint ihm gewiß, daß der ksummer bereits
verdorben war, als er ihn dem Staatssekretär über-
sandte. Nun kann er sich sein Anliegen in den
Schornstein schreiben.

Kühnc Vhantasie.

Dame: „Da sagt man immer dic Tiere HLtten
kcine Sprache; sehen Sie nur, wie sreundlich Sie
mein Mopperl anwedclt — ist das nicht cin
ganzes Gcdicht?"
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Kühne Phantasie
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Dame: "Da sagt man immer die Tiere hätten keine Sprache; sehen Sie nur, wie freundlich Sie mein Mopperl anwedelt - ist das nicht ein ganzes Gedicht?"

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Pock, Alexander
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Hund
Mops
Park

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 62.1905, Nr. 765, S. 93

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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