2Neggendorfer-Blätter, Blünchcn
Täuschung.
— „'s ist eigentiich recht unangenehm, wenn man da gemütlich bei
seincr Maß Bier sitzt, jeden jungen Leutnant, der vorübergeht,
zu salutierenl"
Leutnanti „Ietzt bin ich neugierig, ob die zwei Aerle da mir vor-
schristsmäßig das tfonneur machen!
Li gewiß salutieren sie! sogar
sehr slramml"
Zm Zeichen dcs Äutomobils.
Rittergutsbesitzer: „Ist der Baron bf. heute schon durchs
Dorf gekommen?"
Dorfschulzcl „Nein, Luer Gnaden, ich hab' ihn heut' noch nicht
gerochen."
(Lin schlauer Gaflwirt.
Humoreske von H. Maro.
^ > uch an dem „schönen Geschlcchte" eines kleincn
I deutschen Bundesstaates — nennen wir ihn
Aleinland — war die moderne Frauenbe-
wegung nicht spurlos vorübergegangen. Lines Tages
erschien in sämtlichen Blättern des Ländchens ein
Aufruf, unterzeichnet von mehreren Damen der Restdenz,
der alle fortschrittlich gesinnten Frauen und INädchen
aufforderte, an einem bestimmten Tage sich in der
Landeshauptstadt einzufinden; Zweck und Ziel: Gründung
eines Landesverbandes, dessen Aufgabc es sei, im verein
mit den andern verbänden für die politische, soziale,
inaterielle und sonstige kfebung des weiblichen Ge-
schlechtes, für die Gleichstellung der Frau mit dem
Manne, für ihre Lrhöhung zu vollem Menschentume
zu kämpfen.
Der schwungvoll geschriebcne Artikel fand in dem
Ländchen ein vielfaches Lcho, und an dem bestimmten
Tage brachten die Lisenbahnzüge aus allen Richtungen
der Mindrose in hellen Scharen die emanzipations-
lüsternen Fraucn und Mägdelein (letztere befanden sich
meist schon in mehr oder minder „reifen" Iahren)
nach der Residenz.
Da der Aongreß von mehrtägiger Dauer sein sollte,
und für Unterbringung der Teilnehmerinnen in privat-
logis keine vorsorge getroffen war, galt es sür die
meisten Damen, sich in einein bfotel verpflegung und
Nachtquartier zu sichern.
Als sie aus der Bahnhofhalle traten und nach
einem kfotelwagen Ausschau hielten, wurde ihnen ein
ungewohnter Anblick, der sie init freudigem Staunon
erfüllte. lfoch auf dem Autscherbocke des lfotelwagcns
der „Goldenen Gans" thronte ein dralles junges Mäd-
chen, die Peitsche in der einen, die Zügel fest in dcr
andern lfand. Ein weiblicher lhotelwagenkutscherl
lvas lvunder, daß das Gefährt der „Goldenen
Gans" von den Aämpferinnen sür die lfebung des
Weibes zum vollen lUcnschentume sörmlich gestürmt
wurde. viele, die keinen Platz mehr fanden, fuhren
per Droschke oder in der Llektrischen zur „Goldcnen
Gans".
Denn sclbstverständlich mußte einem lvirte der
vorzug gegeben werden, der in so cklatantcr weise
die völlige Gleichwertigkeit der Frau mit dem Manne
bewies. Ia, die völlige Gleichwertigkeitl Das zeigte
sich so recht in dcr Sicherheit und Gewandthcit, mit der
Fräulcin Autscher den großen schwcrcn lsotelwagen
durch die Brandung des Straßenverkehrs sicher zum
Ziele steuerte.
Die „Goldene Gans" war rasch bis auf das letzte
Fremdenzimmer besetzt; sie glich drei Tage lang cinem
Damenpcnsionat, der Wirt machte gutc Gcschäfte.
Am Morgen des vierten Tages schritt lferr lllayer,
der Besitzer der „Goldenen Gans", zu seinem pferdestall
hinüber. „Friedrichl" Auf diescn Ruf eilte Fräulein
Rutscher herbei.
„Lriedrich, die Frauenkongreßlerinnen sind fort.
Zieh Dir die Weiberröcke aus und Dcine ljosen wiedcr
an, die Aomödie hört nun auf. — lfast Dcine Rolle
übrigens gut gespiell.... da, dies zum Lohne." Und
er drückte „Fräulein" Kutscher ein glänzendes Douceur
in die kjand.
Täuschung.
— „'s ist eigentiich recht unangenehm, wenn man da gemütlich bei
seincr Maß Bier sitzt, jeden jungen Leutnant, der vorübergeht,
zu salutierenl"
Leutnanti „Ietzt bin ich neugierig, ob die zwei Aerle da mir vor-
schristsmäßig das tfonneur machen!
Li gewiß salutieren sie! sogar
sehr slramml"
Zm Zeichen dcs Äutomobils.
Rittergutsbesitzer: „Ist der Baron bf. heute schon durchs
Dorf gekommen?"
Dorfschulzcl „Nein, Luer Gnaden, ich hab' ihn heut' noch nicht
gerochen."
(Lin schlauer Gaflwirt.
Humoreske von H. Maro.
^ > uch an dem „schönen Geschlcchte" eines kleincn
I deutschen Bundesstaates — nennen wir ihn
Aleinland — war die moderne Frauenbe-
wegung nicht spurlos vorübergegangen. Lines Tages
erschien in sämtlichen Blättern des Ländchens ein
Aufruf, unterzeichnet von mehreren Damen der Restdenz,
der alle fortschrittlich gesinnten Frauen und INädchen
aufforderte, an einem bestimmten Tage sich in der
Landeshauptstadt einzufinden; Zweck und Ziel: Gründung
eines Landesverbandes, dessen Aufgabc es sei, im verein
mit den andern verbänden für die politische, soziale,
inaterielle und sonstige kfebung des weiblichen Ge-
schlechtes, für die Gleichstellung der Frau mit dem
Manne, für ihre Lrhöhung zu vollem Menschentume
zu kämpfen.
Der schwungvoll geschriebcne Artikel fand in dem
Ländchen ein vielfaches Lcho, und an dem bestimmten
Tage brachten die Lisenbahnzüge aus allen Richtungen
der Mindrose in hellen Scharen die emanzipations-
lüsternen Fraucn und Mägdelein (letztere befanden sich
meist schon in mehr oder minder „reifen" Iahren)
nach der Residenz.
Da der Aongreß von mehrtägiger Dauer sein sollte,
und für Unterbringung der Teilnehmerinnen in privat-
logis keine vorsorge getroffen war, galt es sür die
meisten Damen, sich in einein bfotel verpflegung und
Nachtquartier zu sichern.
Als sie aus der Bahnhofhalle traten und nach
einem kfotelwagen Ausschau hielten, wurde ihnen ein
ungewohnter Anblick, der sie init freudigem Staunon
erfüllte. lfoch auf dem Autscherbocke des lfotelwagcns
der „Goldenen Gans" thronte ein dralles junges Mäd-
chen, die Peitsche in der einen, die Zügel fest in dcr
andern lfand. Ein weiblicher lhotelwagenkutscherl
lvas lvunder, daß das Gefährt der „Goldenen
Gans" von den Aämpferinnen sür die lfebung des
Weibes zum vollen lUcnschentume sörmlich gestürmt
wurde. viele, die keinen Platz mehr fanden, fuhren
per Droschke oder in der Llektrischen zur „Goldcnen
Gans".
Denn sclbstverständlich mußte einem lvirte der
vorzug gegeben werden, der in so cklatantcr weise
die völlige Gleichwertigkeit der Frau mit dem Manne
bewies. Ia, die völlige Gleichwertigkeitl Das zeigte
sich so recht in dcr Sicherheit und Gewandthcit, mit der
Fräulcin Autscher den großen schwcrcn lsotelwagen
durch die Brandung des Straßenverkehrs sicher zum
Ziele steuerte.
Die „Goldene Gans" war rasch bis auf das letzte
Fremdenzimmer besetzt; sie glich drei Tage lang cinem
Damenpcnsionat, der Wirt machte gutc Gcschäfte.
Am Morgen des vierten Tages schritt lferr lllayer,
der Besitzer der „Goldenen Gans", zu seinem pferdestall
hinüber. „Friedrichl" Auf diescn Ruf eilte Fräulein
Rutscher herbei.
„Lriedrich, die Frauenkongreßlerinnen sind fort.
Zieh Dir die Weiberröcke aus und Dcine ljosen wiedcr
an, die Aomödie hört nun auf. — lfast Dcine Rolle
übrigens gut gespiell.... da, dies zum Lohne." Und
er drückte „Fräulein" Kutscher ein glänzendes Douceur
in die kjand.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Täuschung
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: - "'s ist eigentlich recht unangenehm, wenn man da gemütlich bei seiner Maß Bier sitzt, jeden jungen Leutnant, der vorübergeht, zu salutieren!" / Leutnant: "Jetzt bin ich neugierig, ob die zwei Kerle da mir vorschriftsmäßig das Honneur machen! // Ei gewiß salutieren sie! Sogar // sehr stramm!"
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 62.1905, Nr. 767, S. 124
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg