Zeitschrift für Humor und Auusl
Kurze Kritik.
Zm Kanniöatenlande.
— „Wer mag denn der Herr sein, der
gar so hochmütig dreinschaut?"
— „Sehr viel oder — gar nichts!"
Wieder gut gemacht.
- „Dieser Band Goldschnittlyrik ist
entsetzlich."
— „Der Dichter must aber doch ein
herzensguter Mensch sein!
Gleich auf der ersten Seite steht:
Nachdruck verboten!"
Der Varvcnu.
„Herr Baron, meine Frau hat ein
Verhältnis mit einem andern, sagen
Sie mir, was tut ein Gentle-
man in solch einem Falle? ... ge-
prügelt Hab' ich sie schon."
Die gute Freundin.
Mary (nach heftigem Streit mit ihrem Mann):
„Ach, ich möchte sterben!"
Nelly: „Du Engel!"
Mary (ball, getröstet): „Wieso?"
Nelly: „Weil Du selbst im Zorne
über Deinen Mann doch noch
sein Bestes wünschst!"
Dicker Photograph: „Nun, bitte, recht freundlich!
mich nachher fressen . . . i"
. . . Denken Sie, Sie dürften
Zer erste Lreffer.
ch habe es dem Jungen deutlich gesagt, daß ich von
diesem Verhältnis nichts mehr hören will; das
Mädel hat ja keinen Pfennig," sprach Herr Kommerzien-
rat Gründünger zu seiner Frau, indem er sich anschickte, nach
seinem Stammtisch im „Bären" zu gehen, „wenn etwas
vermögen da wäre, ja dann, . . . gegen die Familie hätte ich
nichts einzuwenden, besonders da ich schon seit Jahren mit
Justizrat I)r. Berger befreundet bin!"
„Aber Albert," wandte seine Frau ein, „unser Vtto hat es
doch Gott sei Dank eigentlich nicht nötig, nach Geld zu heiraten."
„Laß gut sein, der Junge ist mir später dankbar dafür!"
Damit ging er.
Im „Bären" fand er als ersten an dem sonst noch leeren
Stammtisch l)r. Berger vor, von dem zuvor die Rede war,
und in dessen hübsche Tochter Vtto Gründünger bis über beide
Vhren verliebt war.
Die beiden Herren kamen alsbald in ein lebhaftes Gespräch,
welches erst unterbrochen wurde, als ein Losverkäufer an den
Tisch herantrat und Lose der am folgenden Tag zu ziehenden
großen L ... er Geldlotterie anbot.
„Man gewinnt ja doch nie etwas," sagte Gründünger
abweisend.
„Ach was," lachte dagegen der Justizrat, „sechs Mark
wage ich dran, man muß doch dem Glücke die Hand bieten!"
Und er nahm eines der dargcbotenen halben Lose.
„Auf gut Glück!" prostete der Kommerzienrat, dann be-
teiligten sich die beiden Herren an der Unterhaltung des in-
zwischen hinzugekommenen Forstassistcntcn und der übrigen
Stammgäste.
Namentlich Or. Berger nahm mit lebhaftestem Interesse
an dem über Jagd und wild gehenden Gespräch teil, obwohl
er manchen Spott und Witz einstecken mußte, denn er selbst
war trotz seines Jagdeifers ein fabelhaft schlechter Schütze; er
hatte noch keinen gemordeten Hasen auf dem Gewissen. —
*
* *
Am nächsten Tag saß Vtto Gründünger wie gewöhnlich
an seinem Pult im väterlichen Geschäfte.
Düstre Wolken lagen auf seinem hübschen Gesicht, während
er untätig vor sich hinstarrte und dabei an seinein feschen
Schnurrbart zog und zerrte, als ob dieser der Urheber seines
Unmuts sei.
Es war zum verzweifeln, was Väter manchmal so wenig
ihren Kindern nachfühlcn konnten, — er brauchte doch kein
Mädchen mit Geld; das hatte er gottlob selbst und hätte also
nach Neigung wählen können.
Galt es dem Vater denn gar nichts, daß seine Alice ein
reizendes Mädchen war, daß sie eine vorzügliche Erziehung
besaß, und daß sie sich so gern hatten?
Durch das plötzliche Eintreten seines Vaters in seinem
trübseligen Philosophieren gestört, glaubte Vtto mit offenen
Augen zu träumen, als der Kommerzienrat rasch auf ihn zu-
trat, ihm beide Hände auf die Schultern legte und nicht ohne
Rührung sagte: „Nun, mein lieber Sohn, Du sollst Deine Alice
in Gottes Namen haben!"
„Wirklich, es ist mein Ernst," bekräftigte er, als Vtto ihn
vor Ueberraschung mit einem nicht gerade intelligenten Ausdruck
anschaute, „gehe nur gleich zu ihr!"
Da wich die Unbeweglichkeit von dem jungen Mann, der
nun so im Taumel war, daß er dem Vater um den Hals fiel,
in den begeistertsten Worten dankend; er nahm sich nicht ein-
mal die Zeit, nach der Ursache dieser plötzlichen günstigen Sinnes-
änderung zu fragen, sondern stürmte ohne weiteres davon. —
Gleich darauf kam seine Mutter ebenso atemlos herein-
geeilt: „Albert, was ist das,.Vtto sagte mir ....?"
Kurze Kritik.
Zm Kanniöatenlande.
— „Wer mag denn der Herr sein, der
gar so hochmütig dreinschaut?"
— „Sehr viel oder — gar nichts!"
Wieder gut gemacht.
- „Dieser Band Goldschnittlyrik ist
entsetzlich."
— „Der Dichter must aber doch ein
herzensguter Mensch sein!
Gleich auf der ersten Seite steht:
Nachdruck verboten!"
Der Varvcnu.
„Herr Baron, meine Frau hat ein
Verhältnis mit einem andern, sagen
Sie mir, was tut ein Gentle-
man in solch einem Falle? ... ge-
prügelt Hab' ich sie schon."
Die gute Freundin.
Mary (nach heftigem Streit mit ihrem Mann):
„Ach, ich möchte sterben!"
Nelly: „Du Engel!"
Mary (ball, getröstet): „Wieso?"
Nelly: „Weil Du selbst im Zorne
über Deinen Mann doch noch
sein Bestes wünschst!"
Dicker Photograph: „Nun, bitte, recht freundlich!
mich nachher fressen . . . i"
. . . Denken Sie, Sie dürften
Zer erste Lreffer.
ch habe es dem Jungen deutlich gesagt, daß ich von
diesem Verhältnis nichts mehr hören will; das
Mädel hat ja keinen Pfennig," sprach Herr Kommerzien-
rat Gründünger zu seiner Frau, indem er sich anschickte, nach
seinem Stammtisch im „Bären" zu gehen, „wenn etwas
vermögen da wäre, ja dann, . . . gegen die Familie hätte ich
nichts einzuwenden, besonders da ich schon seit Jahren mit
Justizrat I)r. Berger befreundet bin!"
„Aber Albert," wandte seine Frau ein, „unser Vtto hat es
doch Gott sei Dank eigentlich nicht nötig, nach Geld zu heiraten."
„Laß gut sein, der Junge ist mir später dankbar dafür!"
Damit ging er.
Im „Bären" fand er als ersten an dem sonst noch leeren
Stammtisch l)r. Berger vor, von dem zuvor die Rede war,
und in dessen hübsche Tochter Vtto Gründünger bis über beide
Vhren verliebt war.
Die beiden Herren kamen alsbald in ein lebhaftes Gespräch,
welches erst unterbrochen wurde, als ein Losverkäufer an den
Tisch herantrat und Lose der am folgenden Tag zu ziehenden
großen L ... er Geldlotterie anbot.
„Man gewinnt ja doch nie etwas," sagte Gründünger
abweisend.
„Ach was," lachte dagegen der Justizrat, „sechs Mark
wage ich dran, man muß doch dem Glücke die Hand bieten!"
Und er nahm eines der dargcbotenen halben Lose.
„Auf gut Glück!" prostete der Kommerzienrat, dann be-
teiligten sich die beiden Herren an der Unterhaltung des in-
zwischen hinzugekommenen Forstassistcntcn und der übrigen
Stammgäste.
Namentlich Or. Berger nahm mit lebhaftestem Interesse
an dem über Jagd und wild gehenden Gespräch teil, obwohl
er manchen Spott und Witz einstecken mußte, denn er selbst
war trotz seines Jagdeifers ein fabelhaft schlechter Schütze; er
hatte noch keinen gemordeten Hasen auf dem Gewissen. —
*
* *
Am nächsten Tag saß Vtto Gründünger wie gewöhnlich
an seinem Pult im väterlichen Geschäfte.
Düstre Wolken lagen auf seinem hübschen Gesicht, während
er untätig vor sich hinstarrte und dabei an seinein feschen
Schnurrbart zog und zerrte, als ob dieser der Urheber seines
Unmuts sei.
Es war zum verzweifeln, was Väter manchmal so wenig
ihren Kindern nachfühlcn konnten, — er brauchte doch kein
Mädchen mit Geld; das hatte er gottlob selbst und hätte also
nach Neigung wählen können.
Galt es dem Vater denn gar nichts, daß seine Alice ein
reizendes Mädchen war, daß sie eine vorzügliche Erziehung
besaß, und daß sie sich so gern hatten?
Durch das plötzliche Eintreten seines Vaters in seinem
trübseligen Philosophieren gestört, glaubte Vtto mit offenen
Augen zu träumen, als der Kommerzienrat rasch auf ihn zu-
trat, ihm beide Hände auf die Schultern legte und nicht ohne
Rührung sagte: „Nun, mein lieber Sohn, Du sollst Deine Alice
in Gottes Namen haben!"
„Wirklich, es ist mein Ernst," bekräftigte er, als Vtto ihn
vor Ueberraschung mit einem nicht gerade intelligenten Ausdruck
anschaute, „gehe nur gleich zu ihr!"
Da wich die Unbeweglichkeit von dem jungen Mann, der
nun so im Taumel war, daß er dem Vater um den Hals fiel,
in den begeistertsten Worten dankend; er nahm sich nicht ein-
mal die Zeit, nach der Ursache dieser plötzlichen günstigen Sinnes-
änderung zu fragen, sondern stürmte ohne weiteres davon. —
Gleich darauf kam seine Mutter ebenso atemlos herein-
geeilt: „Albert, was ist das,.Vtto sagte mir ....?"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Im Kannibalenlande
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Dicker Photograph: "Nun, bitte, recht freundlich! ... Denken Sie, Sie dürften mich nachher fressen ...!"
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-11-21 - 2013-11-21
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 63.1905, Nr. 776, S. 71
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg