Zeitschrift für Humor und Aunsl
95
Rekruten eine Abteilung davon zur Ausbildung
erhielt, versäumte es Peter nie, regelmäßig zur
Stelle zu sein. Mehr noch! Im Laufe der Zeit
schien er das Drillen ganz ausgezeichnet begriffen
zu haben und es war ein hoher militärischer Genuß,
mitansehen zu können, wie Peter ,korrigierte* und
,nachhalf*. Wehe dem, der bei Uebung des Parade-
marsches die Beine nicht hoch genug schmiß! Der
scharfe Schnabel des Gänserichs und dessen Beiß-
vermögen machten sich an der betreffenden Wade
derartig bemerkbar, daß die Beine der Rekruten
Schlattrichs bald nur so flogen!
Leider überschritt Peter einmal im Ernstfälle
seine bisher im stillen geduldete Befugnis, — denn
als bei der frühjährlichen Inspizierung der Gberst
dem Brigadier das Regiment in Parademarsch vor-
sührte, war auch zu dieser Uebung der nicht genügend
verwahrte Peter ,ausgeflogen* und bearbeitete unter
den Augen des Generals das schon etwas poda-
graische Gebein des Dbersten, das sich nicht mehr
so leicht ,schmeißen* ließ, in der rücksichtslosesten
weise.
Nun, das machte ihn für die Zukunft natürlich
unmöglich — entweder auf die Seite bringen oder
lieber gleich schlachten, war die Losung.
Sergeant Schlattrich war untröstlich, seinen
,besten Freund* verlieren zu müssen und um ihn vor
dem Aeußersten zu bewahren, erbat er sich die Er-
laubnis, Peter wieder in sein Heimatdorf zurück-
bringen zu dürfen.
Ueber den vielen Sorgen, die man in der
Stellung, in der man die Mutter einer ganzen
Aompagnie zu repräsentieren hat, stets auf sich
eindringen sieht, vergaß ich allmählich den
intelligenten Peter ... bis wir ein paar Jahre
danach wieder in jenes Nest kamen. Ich wollte
gerade zum Apell gehen, als ich mich beim Uni-
formsfrackflügel festgehalten fühlte und, rückwärts-
blickend, sah, daß der Urheber ein kolossaler Gänse-
rich war, in dem ich denn auch unschwer den Peter
erkannte.
Er schien rein toll zu sein — es half kein
Wehren, er zerrte und zerrte, bis er mich auf der
Wiese am Dorsbach hatte. Hier ließ er mich im
Angesichte der großen Dorfgansherde los und begann
schrille Schreie auszustoßen.
Und nun kommt etwas, das ich nie für möglich
gehalten hätte, wenn ich es nicht, und viele andre
der Aompagnie, die zufällig dazu kamen, nun aber
leider schon tot sind, mit leiblichen Augen gesehen
hätte: Peter exerzierte die Herde genau nach dem
Reglement, das er bei uns kennen gelernt hatte,
tadellos und schloß seine (puasi-vorstellung mit einem
brillanten Vorbeimarsch in Zugsfront I**
Th. Mülle,.
Anzüglich.
Wirt: „Entschuldigen S', auf dem Wein schwimmt
'ne Fliege, ich bring' Ihnen gleich ein andres
Glas."
East: „Ist nicht mehr nötig, eben krabbelt die
Fliege wieder heraus; das Tierchen ist schcint's
wasserscheu."
Wem gehört der Teppich?
r
,.
M!
95
Rekruten eine Abteilung davon zur Ausbildung
erhielt, versäumte es Peter nie, regelmäßig zur
Stelle zu sein. Mehr noch! Im Laufe der Zeit
schien er das Drillen ganz ausgezeichnet begriffen
zu haben und es war ein hoher militärischer Genuß,
mitansehen zu können, wie Peter ,korrigierte* und
,nachhalf*. Wehe dem, der bei Uebung des Parade-
marsches die Beine nicht hoch genug schmiß! Der
scharfe Schnabel des Gänserichs und dessen Beiß-
vermögen machten sich an der betreffenden Wade
derartig bemerkbar, daß die Beine der Rekruten
Schlattrichs bald nur so flogen!
Leider überschritt Peter einmal im Ernstfälle
seine bisher im stillen geduldete Befugnis, — denn
als bei der frühjährlichen Inspizierung der Gberst
dem Brigadier das Regiment in Parademarsch vor-
sührte, war auch zu dieser Uebung der nicht genügend
verwahrte Peter ,ausgeflogen* und bearbeitete unter
den Augen des Generals das schon etwas poda-
graische Gebein des Dbersten, das sich nicht mehr
so leicht ,schmeißen* ließ, in der rücksichtslosesten
weise.
Nun, das machte ihn für die Zukunft natürlich
unmöglich — entweder auf die Seite bringen oder
lieber gleich schlachten, war die Losung.
Sergeant Schlattrich war untröstlich, seinen
,besten Freund* verlieren zu müssen und um ihn vor
dem Aeußersten zu bewahren, erbat er sich die Er-
laubnis, Peter wieder in sein Heimatdorf zurück-
bringen zu dürfen.
Ueber den vielen Sorgen, die man in der
Stellung, in der man die Mutter einer ganzen
Aompagnie zu repräsentieren hat, stets auf sich
eindringen sieht, vergaß ich allmählich den
intelligenten Peter ... bis wir ein paar Jahre
danach wieder in jenes Nest kamen. Ich wollte
gerade zum Apell gehen, als ich mich beim Uni-
formsfrackflügel festgehalten fühlte und, rückwärts-
blickend, sah, daß der Urheber ein kolossaler Gänse-
rich war, in dem ich denn auch unschwer den Peter
erkannte.
Er schien rein toll zu sein — es half kein
Wehren, er zerrte und zerrte, bis er mich auf der
Wiese am Dorsbach hatte. Hier ließ er mich im
Angesichte der großen Dorfgansherde los und begann
schrille Schreie auszustoßen.
Und nun kommt etwas, das ich nie für möglich
gehalten hätte, wenn ich es nicht, und viele andre
der Aompagnie, die zufällig dazu kamen, nun aber
leider schon tot sind, mit leiblichen Augen gesehen
hätte: Peter exerzierte die Herde genau nach dem
Reglement, das er bei uns kennen gelernt hatte,
tadellos und schloß seine (puasi-vorstellung mit einem
brillanten Vorbeimarsch in Zugsfront I**
Th. Mülle,.
Anzüglich.
Wirt: „Entschuldigen S', auf dem Wein schwimmt
'ne Fliege, ich bring' Ihnen gleich ein andres
Glas."
East: „Ist nicht mehr nötig, eben krabbelt die
Fliege wieder heraus; das Tierchen ist schcint's
wasserscheu."
Wem gehört der Teppich?
r
,.
M!
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Wem gehört der Teppich? (Ein Bubenstreich in sieben Bildern)
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1905
Entstehungsdatum (normiert)
1900 - 1910
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-11-21 - 2013-11-21
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 63.1905, Nr. 778, S. 95
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication