Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Metzger, Wolfgang
Die humanistischen, Triviums- und Reformationshandschriften der Codices Palatini Latini in der Vatikanischen Bibliothek (Cod. Pal. Lat. 1461 - 1914) — Wiesbaden, 2002

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.3299#0196
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
PAL. LAT. 1775
PAL. L AT. 1775

Johannes Ianuensis

Pergament • II + 384 Bl. • 43,2 x 30,8 cm • Paris • um 1350-1370

Wasserzeichen der Vorsätze: Bl. I Wappenschild mit kniendem Heiligen (häufig bei vatikani-
schen Einbänden des 17. Jhs. belegt, vgl. Heawood 1353), Bl. II Adler mit Brustschild (Buch-
stabe ,F'), Frankfurter Papier, wohl von einem Heidelberger Einband. Lagen: 29
VI348 + V358 +VI240a + V250a + II2541, Reklamanten. Foliierung des 17. Jhs.: 1-361, 232z.-254z
(I—II unbezeichnet). Schriftraum: 30,7 x 20,0 cm, 2 Spalten, 63 Zeilen. Sorgfältig geschriebene
Textura mit deutlicher Nähe zur Rotunda. Eine Hand. Gelegentlich Randnotizen und Korrek-
turen von einer zeitgenössischen Hand. Buchzählung und Seitentitel in der Kopfzeile (blau-rot
alternierend mit Fleuronne in Gegenfarbe). Kurze Überschriften zu neuen Abschnitten (rot).
Versalien (rot-blau). 3zeilige Lombarden (rot-blau alternierend mit Fleuronne in Gegenfarbe)
zu Beginn neuer Absätze. 4-5zeilige ornamental geteilte Lombarden zu Beginn der Bücher II
bis IV lOzeilige Initialen mit Rankenfüllung und Ornamentbordüren mit Weinblatt- und
Efeuranken zu Beginn des ersten und fünften Buches sowie im Vokabular (= Buch V) zu den
Buchstabenabschnitten (z.B. lr, 62r, 86v, 94r, 131r, 145r, 160r, 177v, 185r, 191v, 208r, 208v, 254r,
264r, 303r, 306v, 315r, 350v). lra 15zeilige historisierte Initiale zu Beginn des Prologs (Abb. 12).
Binnenfeld: der Autor (Johannes Ianuensis) im Dominikanerhabit liest von einer Cathedra aus
einem aufgeschlagenen Codex seinen mitschreibenden Ordensbrüdern (schwarze Kukulle,
Tonsur) vor. Bas-de-page: zwei bewaffnete, sich bedrohende Mischwesen. In den Bordüren-
ranken: ein Kauz, ein Eichhörnchen, Vögel (Distelfink?) sowie ein weißes Wiesel mit Halsband
(Haustier). Einband: Rom, um 1780 (Schunke 2, S. 893).

Herkunft: Die Rotunda-Merkmale der Schrift könnten auf einen Italienischen oder Avignone-
sischen Hintergrund deuten, doch wurden im 14. Jh. auch in Paris einschlägige Schriften ge-
schrieben (vgl. hierzu Jonathan James Graham Alexander, Medieval and early renaissance
treasures in the north-west, Ausst. Kat., Manchester 1976, S.21). Die malerische Ausstattung
weist unmißverständlich auf Pariser Werkstätten. Das Besitzerwappen (lr, oben rechts in mar-
gine) wurde sorgfältig getilgt (Rasur, Farben wohl auch abgewaschen), nur das gemalte Band,
mit dem der Schild an einem Rankenende .aufgehängt' war, ist noch vorhanden (Abb. 12).
Wahrscheinlich ist die hochwertig ausgestattete Hs. mit dem 1420 von Kf. Ludwig III. von der
Pfalz in Paris für den relativ hohen Preis von 82 Gulden erworbenen Catholicon zu identifizie-
ren, sie wäre dann 1438 mit den anderen von Luwig gestifteten Büchern- dem Grundstock der
Palatina - in die Heidelberger Heiliggeistkirche gekommen (Jeudy, manuscrits achetes, S. 32,
37; vgl. Pal. lat. 1712, 189v). Im Inventar der Palatina von 1581 nachweisbar (Pal.lat. 1939, 5V:
Joannes dejanua Catholicon, geschrieben, Perment, median, Bretter, schwartz Leder, Buckleri).
IV Allacci-Nr.: C. 1/23 (vgl. Pal.lat. 1949, 27r: 23 Joannis de Janua Catholicon [in] folio.
Cap[sa] 1). V alte Signatur der Vaticana: 1481 (gestrichen).

Lit.: Marigo, S. 39; Jeudy, manuscrits achetes, S.32, 37; Gerhard Powitz, Le Catholicon - Es-
quisse de son histoire, in: Jacqueline Hamesse (Hg.), Les manuscrits des lexiques et glossaires
de Pantiquite tradive ä la fin du moyen äge, Louvain-la Neuve 1996 (Textes et Etudes Medie-
vales 4), S. 299-336, dort S. 334.

l-_384vb JOHANNES IANUENSIS, CATHOLICON. >Incipit summa que vocatur
Catholicon edita a fratre Iohanne de Ianua ordinis fratrum predicatorum<. Prosodia

129
 
Annotationen