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Minst, Karl Josef [Übers.]
Lorscher Codex: deutsch ; Urkundenbuch der ehemaligen Fürstabtei Lorsch (Band 1): Chronicon. Urkunden Nrn. 1 - 166, mit Vermerken, welche die Geschichte des Klosters von 764 - 1175 und mit Nachträgen bis 1181 berichten — Lorsch, 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.20231#0140
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besitze, Bauland und Brachland, Wiesen, Wälder und zwölf Leibeigene, ganz und unbe-
schränkt an die Stätte des genannten Märtyrers übergeben habe. Danach aber habe ich
durch das Wohlwollen und die Zustimmung des ehrwürdigen Abtes Gerbod, aller Mönche
und Getreuen des Klosters die von mir geschenkten Güter und außerdem noch alles das,
was dem Hl. Nazarius in Sueinheim (Schwanheim nördl. Lorsch) und Rod (Rodau
nördl. Lorsch) gehört, auf Lebenszeit zu Lehen erhalten; ich soll alle diese Grund-
stücke ohne Einwand und Störung besitzen und bebauen und nicht zulassen, daß irgend-
etwas gemindert oder verschlechtert werde, sondern nach Mehrung und Besserung
streben. Nach meinem Tode sollen alle Liegenschaften verbessert und vermehrt an den
Hl. Nazarius zurückfallen. Geschehen in Lorsch im Jahre 954 (wahrscheinlich um 963)
nach des Herrn Menschwerdung, im 27. Jahre der Regierung Ottos (I.), am 4. Februar.
Handzeichen des Adalhoh selbst, Namenszeichen des Abtes Gerbod, des Volrad und
anderer. Ich, der unwürdige Mönch Thancrad, habe diesen Nießbrauchvertrag geschrieben
und Tag und Zeit wie oben angegeben.

VERMERK 78

Im Jahre nach des Herrn Menschwerdung (972), nachdem Gerbod die Palme der
Berufung von oben erlangt hatte (1. August 972), wurde Salemann, ein würdiger Gottes-
mann, erfüllt von göttlicher und menschlicher Weisheit, auffallend durch seine Güte,
mit Zustimmung des erhabenen Kaisers Otto I. und seines Sohnes und aller Mönche und
mit Billigung der Klosterleute als Hirte und Leiter unserem Kloster vorgesetzt (972—998
oder 999). Viele und große gute Werke hat er vollbracht. Es würde zu weit führen, diese
alle aufzuzählen. Unter anderem ließ er ein Antepcndium, mit (32 Talenten) Gold und
(300) kostbaren Edelsteinen geschmückt, für den Hauptaltar, sowie ein großes Kruzifix
in ähnlich wertvoller Arbeit herstellen. Die gegen den Altar schauende Seite des Baldachins
über der Märtyrer-Ruhe ließ er mit reinstem Gold verblenden und drei Bücher mit
Elfenbeintafeln und Silber aufs köstlichste ausschmücken. Die drei Bände der Moral-
theologie (Papst Gregors des Großen) ließ er anschaffen, fügte dem Kirchenschatz zwei
silberne Schellenräder hinzu und vollendete die Verlegung des (Marmor-Mosaik-JFuß-
bodens (in der Basilika). In seinem Greisenalter entsagte er der Verwaltung des Klosters,
da er das jugendliche Ungestüm Kaiser Ottos III., mit welchem der Kaiser den Abt um-
sonst um etwas bat, nicht ertragen konnte. Den Rest seines Lebens verbrachte Salemann
nun als Privatmann. Er hatte unser Kloster 27 Jahre lang regiert. Bald nach seinem
Amtsantritt hatte er für sein Kloster das vierte Freiheits- und Unabhängigkeits-Privileg
vom gottbegnadeten Kaiser Otto I. erlangt.

URKUNDE 78 (Reg. 3585)

Vierte kaiserliche Urkunde Ottos I. über die
Unabhängigkeit unseres Klosters

Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit. Otto, von Gottes Gnaden
König der Franken und Langobarden und Patritius der Römer. Kund und zu wissen sei
allen unseren Getreuen, den gegenwärtigen und den zukünftigen, daß wir aus Liebe zu
Gott und um unseres Seelenheiles willen die dem Kloster Lorsch zugehörige Würde der
Reichsabtei für die Zukunft zu einem Begriff verschmolzen und beschlossen haben, daß
 
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