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Minst, Karl Josef [Übers.]
Lorscher Codex: deutsch ; Urkundenbuch der ehemaligen Fürstabtei Lorsch (Band 1): Chronicon. Urkunden Nrn. 1 - 166, mit Vermerken, welche die Geschichte des Klosters von 764 - 1175 und mit Nachträgen bis 1181 berichten — Lorsch, 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.20231#0192
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186

VERMERK 134 d

Nachdem die Lorscher Kirche aus der Asche, in der sie lag, wieder auferstanden war,
war es das Bestreben des von Gott und den Menschen geliebten Vaters Anselm, die Le-
bensfrische der heiligen Religion zu kräftigen und sie auch anderswo zu erweitern. Des-
wegen errichtete er ein neues Filialkloster auf dem Berge Abrinsberk (Heiligenberg bei
Heidelberg) zu Ehren der heiligen Märtyrer Stephanus und Laurentius. Bei diesem Werke
hatte er einen hervorragenden Mitarbeiter, einen ehrwürdigen Mann namens Dietbert.
Dieser hatte zur Zeit des vorigen Kreuzzuges, welcher von Herzog Gottfried angeführt
wurde, von manchen Kreuzfahrern Geld in Verwahrung genommen. Nachdem diese ge-
fallen waren und keiner mehr da war, der einen Rechtsanspruch, sei es durch Testament
oder Erbfolge auf dieses herrenlose Gut erheben konnte, hielt Dietbert es für keinen
Raub, Christum zum Erben dieses Geldes einzusetzen. Der Abt verwendete es nun für den
Bau dieses Klosters. Wie man heute noch sehen kann, hat er es auf das schönste hergestellt.
Durch die weiter noch hinzukommende Wohltätigkeit anderer Gottgläubiger konnte er
eine Pfründe für zehn Mönche dort einrichten und sie mit allem Nötigen versorgen. Wie
aber unser Abt die Gebiete von Berg und Wald, welche er jener Zelle zuteilte, vom.Ge-
biete des Hl. Michael (dem Michaelskloster) durch feste Marken abgrenzte, zeigt uns sein
Testament, das wir unmittelbar anschließen wollen.

URKUNDE 134 (Reg. 3624)

Über den Heiligenberg; Gründung und Errichtung des Klosters

Wir wünschen, daß allen Christgläubigen, den gegenwärtigen und den zukünftigen,
bekannt werde, daß ich, Anselm, von Gottes Gnaden Abt des Lorscher Klosters, mit Rat
und Tat unserer Mönche, Dienstleute und sonstigen Freunde ein neues Filialkloster auf
dem Abrinsberc (Heiligenberg bei Heidelberg), nämlich bei der von Propst Arnold schon
früher gegründeten Kirche des heiligen Erzmärtyrers Stephanus errichtet habe. Für den
Lebensunterhalt der dort Gott dienenden Mönche haben wir entsprechende Vermögens-
werte geäufnet. Auch den betreffenden Teil des Berges mit seinem Wald haben wir dem
Kloster gestiftet. In Gegenwart des Vogtes Bertholf des Älteren und unserer ganzen Klo-
stergemeinschaft haben wir in LIantscuhesheim (Handschuhsheim nördl. Heidelberg) ge-
tagt. Wir haben den Bann (Ting und Zwing) ausgerufen, einen Grenzgang des Volkes
durchgeführt und auf diese Weise die Grenze jener Stätte festgelegt: Von der Quelle des
Heiminisbaches (Heinsbach am Heinsbachzveg bei Handschuhsheim) über den Fußsteig
(den Heinsbachweg oberhalb Handsch.), der ungefähr zur Mitte (zum Sattel) zwischen
den beiden Bergen (vorderer und hinterer Heiligenberg) zur Höhe zieht, von dort ab-
wärts zum Wasserlauf des Dagrisbach (Darsbaches im Weichbild von Heidelberg), dann zu
der Biegung der Landstraße (die den Bach an dieser Stelle überschreitet), weiter zu der
Hohenbuhel (Rotcnbühl) genannten Anhöhe, am Hang dieses Hügels entlang, durch die
örtlichkeit, welche Lar („Loch", an der heutigen Kutzelhecke beim Bismarckturm) ge-
nannt wird, über die Bergflanke bis zum Weingut Busendal (östl. vom Heinsbachweg),
hangaufwärts über den höchsten Punkt dieses Weinberges und dann zurück zur erst-
erwähnten Quelle des Heinsbaches. Wir, der Mönch Tietpert, der Laienbruder Gerlacn
und die übrigen Brüder, welche zur Zeit hier weilen, haben bestimmt, daß wir innerhalb
dieses Grenzzuges, und zwar am Fuße des Berges, in Joche eingeteilte Weingärten anlegen
 
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