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Minst, Karl Josef [Übers.]
Lorscher Codex: deutsch ; Urkundenbuch der ehemaligen Fürstabtei Lorsch (Band 1): Chronicon. Urkunden Nrn. 1 - 166, mit Vermerken, welche die Geschichte des Klosters von 764 - 1175 und mit Nachträgen bis 1181 berichten — Lorsch, 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.20231#0223
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217

VERMERK 154

Dieser „treue und kluge Haushälter" (Lüh. 12, 42) gewährte für den Unterhalt der
Mönche in Altenmünster den Zehnten in Rorheim (Groß- und Klein-Rohrheim nordw.
Lorsch). Er ließ die Bücher über Moralia (Moraltheologie des Papstes Gregor d. Gr.) auf
dem Abrinsberg (Heiligenberg), da man diese dort noch nicht besaß, schreiben. Er war
ein Mann von bewunderungswürdiger Mäßigung und wäre ein vollendeter „Mann des
guten Rates" (1 Macc. 2, 65) geworden, wenn er bessere Zeiten vorgefunden hätte.
Nachdem er das Privileg vom apostolischen Stuhl erhalten hatte, wurde er bald darauf
von Krankheit befallen und ging im 7. Jahre seiner Regierung den Weg alles Fleisches
(am 8. Mai 1148). Er wurde bestattet in der Hauptkirche, an ihrem westlichen Eingang
(Vorkirche?), auf der — für die Hinausgehenden — rechten Seite (Hauptschiff oder nörd-
liches Seitenschiff?). Seine Seele ruhe im Frieden. Amen.

VERMERK 154 a

Die zahlreichen Wiederherstellungsarbeiten
des ehemaligen Laien, dann Mönch gewordenen Adelbert

Um die Zeit dieses Vaters (Folknand) hat ein gewisser Diener Gottes namens Adal-
bert, der das Laiengewand ausgezogen und das Mönchskleid genommen hatte, das Lor-
scher Heiligtum, das wegen seiner Kleinheit und seinem veralteten Zustand seiner Würde
durchaus nicht entsprach, mit Gottes Hilfe erneuert und so erweitert, wie es heute noch
ist. Er hat es verschönert mit Bogen und Absiden (Abseiten, Seitenschiffe, Apsiden?),
Fenstern, Kassettendecken und einem Bleidach. Außerdem sorgte er für den Unterhalt
der Mönche, indem er zwei Huben mit einer Hofstätte in Winenheim (Weinheim a.d.B.)
zu hohem Preise von den Erben aufkaufte und diese Güter sowie einen Hof mit Wein-
bergen in Hephenheim (Heppenheim) ihrem freien, zum Verbrauch bestimmten Vermö-
gen beifügte. Damit der Zehnte in Weinheim mit der herrschaftlichen Mühle und der
Zehnte in Hentscuhesheim (Handschuhsheim nördl. Heidelberg) nicht als Lehen vergeben
werden mußte, rettete er ihn aus ärgster Bedrängnis durch Geldablösung und kaufte ihn
zurück. Durch diese und viele andere Wohltaten, mit denen er sich um unser Kloster
verdient gemacht hat, ist er würdig geworden, daß „sein Andenken gesegnet bleibe"
(Sirach 45, 1).

VERMERK 154 b

Um dieselbe Zeit übergab der Edelmann Billung von Lindenvels (Lindenfels im Oden-
wald) die Kirche im Weiler Cella (Zell bei Bensheim) mit einem Weinberg aus seinem
eigenen Grundbesitz und jenem Teil des Hemmingisberg (Hemsberg bei Bensheim), der
gegen den Weiler hin schaut, dessen Rodung zur Anlage von Neuland Abt Folknand (mit
Urkunde 153) bewilligt hatte, dem Verbrauchsvermögen der Mönche. Er verpflichtete
dafür die Mönche, dafür zu sorgen, daß wöchentlich an drei Tagen in jener Kirche Gottes-
dienst gehalten werde. Es war dies jener Billung, der in der Unterdrückung der Lorscher
Gemeinschaft jedes Maß überschritten hatte. Er ist aber insofern zu loben, als auch „der
Herr den ungerechten Verwalter lobte" (Luk. 16, 8). Beide haben hinsichtlich der Güter,
die sie dem Herrn frevelhafterweise zu ihrem eigenen Nutzen entzogen hatten, dennoch
klug gehandelt. Der Text seiner Schenkung:
 
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