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Münchner kunsttechnische Blätter — 4.1907/​1908

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Nr. 19
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Linde, Hermann: Ueber das Restaurieren alter Gemälde, [5]
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Täuber, Ernst: Weitere Beobachtungen über die Entstehung von Rissen in Oelbildern
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https://doi.org/10.11588/diglit.36594#0077
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KOMSTIECRMKRE
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Manchen, 1$. Juni 1908.

Beitage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint <4tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

IT. Jahrg. Nr. 19.

Inhalt: Ueber das Restaurieren aiter Gemäide. Von Herrn. Linde. (Schiuss.) — Weitere Beobachtungen über
die Entstehung von Rissen in Oeibiidern. Von Prof. Ernst Täuber Chariottenburg. — Die Hersteifung
von farbigen Radierungen. Von Watter Ziegler. — Radiergummi. — Bücheranzeige.

Ueber das Restaurieren aiter Gemälde.
Von Herrn. Linde. (Schluss.)

Mir will sogar scheinen, dass bei diesem
Bilde, welches ich durch Kopieren im Jahre 1900
auf das gründlichste studiert habe, die Farben
noch härter geworden wären, wie sie vor 8 Jahren
waren, so dass dies Bild nach dem Restaurieren
einem früheren Verfall entgegenginge.
Auch ist mir unerklärlich, warum Bilder, wie
z. B. „Die Wache", die ich ebenfalls durch Ko-
pieren genau kannte, sowie das grosse Porträt
eines Unbekannten, beide von Rembrandt, wieder
aufgefrischt wurden. Letzteres Bild war nach
dieser Operation von einem Netzwerk feiner
Risse, die vorher nicht sichtbar, wahrscheinlich
auch nicht vorhanden waren, derart durchzogen,
dass grosse Teile des Bildes bläuliche Partieen
zeigten. Ebensowenig ist ersichtlich, warum die
vielen andern Bilder jetzt wieder daran glauben
mussten. Wenn in so kurzen Zeitabschnitten
eine Restauration oder ein Ncuürnissen wieder
nötig ist, so beweist das, dass das Restaurieren
nicht das rechte für die Bilder war.
In der Seele kann es einem wehe tun, wenn
man sieht, wie das Absterben mancher Gemälde
durch übertriebenen Erhaltungseifer beschleunigt

wird. Sich darauf verlassen, dass das Richtige zur
Erhaltung der Bilder getan würde, hiesse weiter
Zusehen, wie so manche Meisterwerke geschädigt
werden. Was für enorme Werte, ganz abgesehen von
den ideellen Werten, in die Hände einzelner Männer
gelegt werden, beweisen die Preise, die in den
letzten Jahren für Bilder alter Meister bezahlt
wurden; schon darum sollten die zustän-
digen Behörden ein striktes Veto gegen
jedes Restaurieren erlassen. Dass es mög-
lich ist, Galerien in einem guten Zustande zu er-
halten, ohne dass zu viel restauriert wird, zeigt
der Zustand der Bilder des Städelschen Institutes
in Frankfurt a. M.
Zum Schlüsse möchte ich mir auf den in
diesen Blättern angeführten Einwand, dass die
alten Meister nicht mit gelblichen Tönen gemalt
hätten, daher also der gelbliche Lack beseitigt
werden müsste, die Frage erlauben, warum dann
von bekannten Restauratoren die Gemälde nach
der Lackabnahme mit einem gelb gefärbten
Lack überzogen werden. Anstatt der ver-
schwundenen Leuchtkraft erhalten die Bilder ein
gelbbraunes Aussehen.

Weitere Beobachtungen über die Entstehung von Rissen in Oeibiidern.
Von Prof. Ernst Täuber-Chariottenburg.

Ich habe vor 2 Jahren über Versuche be-
richtet, welche dahin zielten, die Bedingungen
festzustellen, unter denen bei der Uebereinander-
lagerung von Oelfarben in der aufgelegten Farbe
die bekannten und gefürchteten Risse entstehen.
Die bezüglichen Mitteilungen sind auch in diese
Zeitschrift übergegangen und finden sich teils in
Heft I, teils in Heft / und 8 des Jahrgangs 1906.
Die Versuche waren fast ausschliesslich mit

Mohnölfarben ausgeführt worden, weil nach meinen
damaligen Informationen dem Mohnöl im all-
gemeinen der Vorzug vor Leinöl als Bindemittel
für Künstlerfarben gegeben wurde.
Unter Bezugnahme auf den ersten der er-
wähnten Artikel teilte dann Herr Bakenhus im
Heft 4 des gleichen Jahrgangs einige Beobachtungen
mit, die dahin gingen, dass Leinöl sich in gewissen
Fällen erheblich günstiger verhielte als Mohnöl. Ich
 
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