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Münchner kunsttechnische Blätter — 4.1907/​1908

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Nr. 18
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Berger, Ernst: Ist Fresko oder Stuccolustro die Technik der römischen-pompejanischen Wandmalerei?
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Berger, Ernst: Ueber die Weimarfarbe, [3]
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Pinselwascher "Rapid"
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https://doi.org/10.11588/diglit.36594#0076

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72

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 18.

Techniken angewandt worden sein können — eine
Annahme, die ich zuerst als mögiich hingesteHt
habe. Ihr begegne ich jetzt auch bei Herrn
Prof. Eibner, wenn er sagt, dass es auf Grund
„der verschiedenen in Pompeji nachgewiesenen
Stiiperioden der Wandmalereien möglich erscheint,
dass diese nicht nur künstlerisch, sondern auch
technisch verschieden ausgeführt sind, und
er stützt sie durch die Bemerkung, dass „die An-
wendung von Temperabindemitteln bei einzelnen
Farben wie Purpurissum und auch bei Gemälden
vereinzelt beglaubigt sind."
Eine so weitgehende Uebereinstimmung ge-
funden zu haben, empfinde ich als eine erfreuliche
Tatsache, die ich wohl mit Genugtuung verzeichnen
darf, nachdem ich in jahrelangem Streite mit
meiner Ansicht allein gestanden habe.
Ueber die Weimarfarbe
haben wir in Nr. 7 und 8 dieser Blätter berichtet.
Bei dem regen Interesse, das ein neues Material
wie das vorliegende in Malerkreisen naturgemäss
hervorruft, dürfte es angebracht sein, mit ein paar
Worten auf diese Farbe zurückzukommen. Unseren
Standpunkt, dass man mit der Geheimhaltung der
Malmaterialien endlich brechen sollte, haben wir
wiederholt begründet, weil die genaue Kenntnis
der Bindemittel und deren besonderen Eigenschaften
für das freie Schaffen von grosser Wichtigkeit ist.
Leider stehen dem vorerst zwingende Gründe
gegenüber. Die Direktion der Weimarer Kunst-
schule ist, wie uns mitgeteilt wird, durch Vertrag
gebunden, in den ersten sechs Jahren die Grund-
teile und Herstellung der Weimarfarbe geheim-
zuhalten. Nichtsdestoweniger können wir ver-
sichert sein, dass sowohl in den verwendeten
Materialien als auch in der Art der Herstellung
die grösstmögliche Sorgfalt gewährleistet wird.
Dafür bürgt schon das von der grossherzoglichen
Kunstschule eingeführte Unternehmen und die von
dieser übernommene Verantwortung den obersten
Behörden gegenüber.
Die Weimarfarbe kennzeichnet sich als eine
Art Harzölfarbe. Als Bindemittel werden dem-
nach die bekannten weichen und harten Harze,
fette und ätherische Oele in geeigneter Mischung,
für jede einzelne Farbe verschieden, dienen. Die
Zusammensetzung des Malmittels „Feigenmilch"
ist nach Punkt 7 des Anhanges des Prospektes
eine Emulsion mit alkalischer Eigenschaft, die es
ermöglicht, die Harzfarbe leicht in eine Harz-
Temperafarbe umzuwandeln. Das ist das Neu-
artige der Farbe und Hesse sich jedenfalls auch
bei anderen Harzölfarben ermöglichen.
Nach den vor einiger Zeit vorgenommenen
forcierten Proben hat sich eine grosse Festigkeit
des aufgetrockneten Harz-Oelbindemittels konsta-
tieren lassen: Bei Erhitzung einiger Aufstriche bis
zu dem Grade, dass Preussischblau in Preussisch-

braun überging, hat sich das Bindemittel völlig
intakt gezeigt, ohne irgendwelche Risse oder
Sprünge, und ist auch gegen starke Lösungsmittel
unempfindlich geblieben, Eigenschaften, die gewiss
in Betracht kommen.
Schwierigkeiten in der technischen Behand-
lung mögen wohl anfangs zu überwinden sein.
Aber sie sind doch minimal für einen mit Oelfarbe
vertrauten Künstler. Eigene Versuche sind so-
wohl auf saugendem als auf festem Grund, in
Primatechnik und in mehrfachen Lagen übereinander,
tadellos gelungen.
Nun hören wir auch, dass die für das Foyer
des neuen Weimarer Theaters ausgeführten grossen
Wandgemälde der Herren Prof. Ludwig v. Hof-
mann und Sascha Schneider in dieser Technik
ausgeführt worden sind und dass beide Herren
erklärt hätten, mit einem anderen Material schwer-
lich in so kurzer Zeit technisch das zu schaffen,
was zu allgemeiner Anerkennung von ihnen ge-
leistet worden ist. Merkwürdigerweise standen
gerade diese beiden Künstler anfangs dem neuen
Material skeptisch gegenüber und Hessen es nach
den ersten Versuchen eine Zeitlang ganz beiseite,
um jetzt die begeistertsten Anhänger und Ver-
fechter desselben zu sein. Prof. v. Hofmann habe
in der unglaublich kurzen Zeit von 14 Tagen
28 qm damit bedeckt; gegenüber den bisher üb-
lichen Oel-, Tempera- und Kaseinfarben sei die
Behandlung ihm so leicht erschienen, dass er sich
wie „von einem schweren Alp befreit fühlte", als
er an die Ausführung der Wandgemälde schritt.
Wenn auch diese Nachrichten von der Quelle
der neuen Farbe stammen, so fallen derartige
Urteile doch sehr ins Gewicht und sind der Be-
achtung wert. E. B.
Pinselwascher „Rapid".
Eine praktische Vorrichtung zum Reinigen der
Pinsel hat Kunstmaler Walther von Vi gier in Subingen
(Solothurn, Schweiz) konstruiert, durch die das lästige
Pinselreinigen einfacher und schnell auf maschinellem
Wege bewerkstelligt werden kann. Der Pinselwascher
„Rapid" zerfällt in dreiTeile: i. Boden mit vierStangen
und Holzboden mit Bürste; 2. Rotationszylinder zur
Aufnahme der Pinsel mit Stift und Feder; 3. Rotations-
vorrichtung mit Einfüllöffnung für die Pinsel. Dazu
kommt noch ein zur Hälfte mit Schmierseifenlösung
gefülltes Gefäss. Sind die Pinsel in den zu deren
Aufnahme bestimmten Zylinder getan und der Deckel
über die Einfüllöffnung geschoben, dann wird der
Apparat in Rotation versetzt, durch die Feder werden
die Pinsel je nach Wunsch stärker oder schwächer an
die mit Schmierseife getränkte Bürste gedrückt und
so alle Farbenreste entfernt. Die Pinsel bewegen sich
gleichzeitig um ihre eigene Achse und reinigen sich
demnach schneller. Bei massiger, müheloser Rotation
nach vorn und rückwärts sind in zwei Minuten sämtliche
eingestellten Pinsel von der Farbe vollständig gereinigt.
Der in den meisten Staaten Europas wie in
Amerika patentierte Apparat wird je nach der Länge
der Pinselstiele in drei Nummern hergestellt und ist
auch für Motorbetrieb in Aussicht genommen.
 
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