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Münchner kunsttechnische Blätter — 4.1907/​1908

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Nr. 17
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Pudor, Heinrich: Zur Chemie des japanischen Lackes, [2]
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Dr. Genthes Uviol-Oel
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https://doi.org/10.11588/diglit.36594#0071

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Nr. <7.

Münchner kunsttechnische Biätter.

67

Man kann daher schlechten Lack verbessern,
indem man ihn in der Sonne rührt und Wasser
vertieren tässt. Doch hat dies seine Grenze, in-
dem sotcher Lack, welcher nicht von Haus aus
ursprünglich ist, dadurch hart wird. Auf der
anderen Seite kann man ihn durch Zusatz eines
trockenen Oeles leichtflüssiger, besser gesagt,
weicher machen. Das Geheimnis des vorzüg-
lichsten Lackes liegt also darin, dass er so wenig
wie möglich Wasser und Oel enthält und dennoch
weich ist, d. h. den Flüssigkeitscharakter behält.
Die mit dem Lack bestrichenen Gegenstände
werden in eine Holzkiste oder in einen abge-
schlossenen dunklen Raum gelegt, damit sie mög-
lichst allmählich trocknen (ohne Luftzug und
Sonnenschein). Dagegen ist ein bedeutender
Feuchtigkeitsgehalt der Luft (80^^) zum Trocknen
des Lackes unerlässlich. Deshalb bevorzugt man
den Frühsommer (tsuyu); die Temperatur ist
dann 20—27°. Ist die Luft trocken, so wird
angefeuchtetes Tuch an den Wänden des Raumes
aufgehängt und Wasserschalen werden aufgestellt.
Die Wintermonate kommen der Kälte wegen zum
Trocknen des Lackes überhaupt nicht in Betracht.
Ebenso ist eine wärmere Temperatur als 36°
schädlich für das Trocknen des Lackes. Derselbe
verliert seine Fähigkeit trocken zu werden, hart
zu werden, genau bei der Temperatur, bei der
Albumin gerinnt; aber die verschiedenen Quali-
täten von Lack trocknen bei verschiedenen Tem-
peraturen. Die geeignetste Temperatur ist, wie
gesagt, 20—27". Hierbei bilden Laccain-Säure,
Stickstoff und Wasser die zum Trocknen wichtig-
sten Elemente, wobei das Wasser den Stickstoff
löst. Der Gummi dagegen dient nur zur Ver-
bindung der verschiedenen Stoffe, der Stickstoff
zur Fermentation der Laccain-Säure. Letztere
nimmt kein Wasser auf zum Trocknen. Da der
Lack in feuchtem Sauerstoff noch einmal so schnell
trocknet als in feuchter Luft, ist es wahrschein-
lich, dass das Trocknen des Lackes ein Prozess der
Oxydation ist. Denn in der Tat absorbiert der
trockene Lack Sauerstoff und trocknet in keiner
Atmosphäre, die keinen Sauerstoff enthält — in
Kohlensäure z. B. kann man den Lack vier Tage
flüssig halten.
Wie schon aus dem Vorhergehenden ersicht-
lich, hat Wasser einen schädlichen Einfluss auf
den Lack und auf Lackarbeiten, weil es den
darin enthaltenen Gummi aufschwellen macht und
weil Lack, je schlechter er ist, desto mehr Gummi
enthält, wirkt jeder auf schlechtem Lack stehen ge-
bliebene Wassertropfen zerstörend. Auf der anderen
Seite oxydiert der Gummi des Lackes im Laufe der
Jahre, so dass guter Lack, wenn IOO Jahre alt,
vom Wasser nicht mehr beeinflusst werden kann.
Verbessern lässt sich der Lack auch dadurch,
dass man den Gummi vermindert und den Gehalt
von Laccain-Säure vermehrt. Man kann ihn künst-

lich bereiten und lässt ihn dann fast nur aus
Oxyurushic-Säure bestehen (bis QgO/^). Derselbe
hat grössere Transparenz, grössere Gleichmässig-
keit und ist gegen Wasser so empfindlich wie
100 Jahre alter Lack.
Wir geben endlich die Schlussfolgerungen,
welche Korschelt und Yoshida am Ende ihrer
durch viele Experimente gesicherten Arbeit ziehen,
wieder: I. der rohe Lacksaft enthält a) eine ge-
wisse Säure, Urashisäure (Laccain-Säure) genannt,
bestehend aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauer-
stoff; b) Harz (Gummi); c) Stickstoff; d) Wasser;
e) eine flüssige Säure in Spuren. 2. Das Trocknen
und Hartwerden des Lacksaftes findet am besten
in einem Gefäss statt, welches bei 20—27^ C
der feuchten Luft ausgesetzt wird; es besteht in
der Oxydation der Laccain-Säure. 3. Diese Oxy-
dation wird verursacht durch das stickstoffhaltige
Element, welches ein Albuminoid ist und als
Ferment wirkt. 4. Die Oxydation findet statt
bei 0° bis zur Temperatur der Gerinnung von
Albumin. $. Der Gummi scheint den Lack in
seinen verschiedenen Ingredienzen Zusammenhalten
zu helfen; beim Trocknen wirkt er indessen
schädlich, wenn er mit Wasser in Berührung
kommt (daher rührt das Springen des Lackes).
6. Der Gummi ist ähnlich dem Gummi arabicum.
7- Das Ferment hat die Zusammensetzung des
Albumins, enthält aber weit weniger Stickstoff.
Dr. Genthes UvioI-OeL
Es ist eine alte Erfahrung, dass Leinöl durch
Stehen an Luft und Licht an Qualität gewinnt
und dass besonders alte abgelagerte, durch Sonnen-
licht gebleichte Oele sich einer grossen Wert-
schätzung erfreuen. Ferner ist es ebenso eine
alte Erfahrung, dass Aufstriche von Leinölfarben
im Lichte besser trocknen als im Dunkeln. Ob-
gleich diese Tatsachen lange bekannt waren,
existierten doch noch keine exakten Messungen
über diesen Gegenstand. In der Zeitschrift für
angewandte Chemie, 1906, Heft$l, veröffentlichte
Dr. Genthe-Langelsheim eine Abhandlung über
den Leinöltrockenprozess, worin der grosse Ein-
fluss des Lichtes auf die Trockengeschwindigkeit
zahlenmässig festgelegt wurde. Der Trocken-
prozess verläuft im Dunkeln erst langsam, be-
schleunigt sich dann, um dann allmählich abzu-
klingen. Stellt man den Reaktionsverlauf durch
eine Kurve dar, mit den Ordinaten Zeit und ab-
sorbierte Sauerstoffmenge, so bekommt man eine
S-förmige Kurve. Im Licht zeigt der Reaktions-
verlauf ein ganz ähnliches Bild, nur ist hier die
Zeitordinate wesentlich kürzer, etwa nur
gegenüber der beim Dunkelversuch. Es zeigte
sich ferner, dass beim Trockenprozess ein per-
oxydartiger Stoff gebildet wird, der die Beschleu-
nigung hervorruft. Dieser beim natürlichen Trocken-
prozess entstehende sog. Katalysator bildet sich
 
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