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Münchner kunsttechnische Blätter — 4.1907/​1908

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Nr. 5
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Berger, Ernst: Unser Farben-Babel
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Literaturübersicht
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https://doi.org/10.11588/diglit.36594#0024

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20

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 5.

Farbe u. a. Das charakteristischste Beispiel ist
Indicum für indisches Blau oder Indigo, eine
Bezeichnung, die vom Altertum bis auf den heutigen
Tag gleichgeblieben ist. Das Fabelland Indien
war überdies der hervorragendste Farbenlieferant
während des ganzen Altertums, von dort bezogen
die Aegypter, Griechen und Römer ihre Farb-
stoffe, Harze und Drogen. Das schon erwähnte
Kinnäbari oder Drachenblut, den harzigen Ausfluss
einer Staude, Calamus drago, nahmen die antiken
Maler für wörtlich, und Plinius erzählt vom Blute
des Hippopotamus, des Nilpferdes, dass es eine
rote Malerfarbe abgegeben habe.
Die berühmteste Tierfarbe des Altertums
war der aus der Purpurschnecke gewonnene
Purpur (Purpurissum), wovon man übrigens je
nach der verwendeten Schneckenart einen rosa-
roten und einen violetten unterschied.
(Fortsetzung folgt.)
Literaturübersicht.
Bei der Redaktion sind eingetroffen:
C. Gussow, Maltechnische Winke und Erfahrungen.
Verlag von Ernst Reinhardt, München 1907.
Preis 1,60 Mk.
Von dem einst als Ultra-Realist verschrienen und
dann als Porträtmaler bekannten Berliner C. Gussow
ist jetzt das obengenannte Büchlein zunutzen seiner
malenden Kollegen erschienen. Wie es heisst, hätte
er noch am Vorabend seines plötzlich eingetretenen
Todes daran gearbeitet. Dem Spruche „De mortuis
nihil nisi bene" folgend, enthalten wir uns deshalb
jeder Kritik. Von dem erfahrenen Techniker Einzel-
heiten über sein Farbenmaterial zu hören, bietet an
sich schon viel des Interessanten. Dass er trotz der
Erfolge, die er ihr zu danken hatte, sich schliesslich
dennoch von der Oeltechnik lossagte und seit Jahren
mit der von ihm neu erfundenen „fettsauren Tonerde-
farbe" arbeitete, möge hier nur nebenbei erwähnt
werden. Kollegen, die sich etwa durch die „Winke"
zum Experimentieren veranlasst sehen sollten, seien
daran erinnert, beim Hantieren mit siedenden äthe-
rischen Oelen und Schmelzen von Harzen es nicht an
der nötigen Vorsicht fehlen zu lassen, da sie sonst
schlimme „Erfahrungen" machen könnten.
Prof. Dr. Ernst Beutel, Die Materialien des
Kunst- und Dekorationsmalers, des Anstreichers
und Lackierers. Vertag von Geriach & Wiedling
in Wien, 1907.
Das vorliegende Werk ist auf Anregung des k. k.
Ministeriums für Kultus und Unterricht in Wien ent-
standen und von der chemisch-technischen Abteilung
des k. k. Lehrmittelbureaus für gewerbliche Unter-
richtsanstalten herausgegeben. Es verfolgt zunächst
den Zweck, als Leitfaden für eine Reihe von Unter-
richtskursen zu dienen, die von der österreichischen
Unterrichtsverwaltung ins Leben gerufen wurden, um
den modernen Bestrebungen der Dekorations- und
Industriemaler, der Anstreicher, Lackierer usw. ent-
gegenzukommen. Im Interesse seiner Leser hat der
Verfasser sich bei der Besprechung der Farbstoffe
nur auf jene Farbstoffe beschränkt, die intensiv und
dauerhaft sind und hat aus der Reihe der als zu-
verlässig erkannten Pigmente eine Anzahl herausgewählt,

die sich neben ihrer absoluten Lichtechtheit auch durch
ihre Wohlfeilheit auszeichnen und sich als Hauptpigmente
dem Dekorationsmaler, Anstreicher usw. besonders
empfehlen. Prüfungsmethoden von verblüffender Ein-
fachheit ermöglichen es dem Käufer, die Ware auf
ihre Vollwertigkeit zu untersuchen und Aufklärungen
über die Natur der mit Phantasienamen bezeichneten
Farbmischungen zu erhalten. Das Buch enthält vieles,
das auch Linkes bekanntes Werk bietet. Mannigfache
Anregung hat der Verfasser jedenfalls Ostwalds „Maler-
briefen" zu danken. Von vornherein für den Unter-
richt bestimmt, kann das Werkchen allen Zeichen-,
Kunst- und Fachschulen empfohlen werden und bildet
auch für den Kunstmaler eine Ouelle der Anregung
und Belehrung.
Vergoldung und Bronzierung. Praktische
Anleitung zur Ausführung aller Vergoldungen
und Bronzierungsarbeiten, soweit sie für das
Malergewerbe in Betracht kommen. Von C.
Hebing. Verlag von Georg D. W. Callwey,
München. Preis 5 Mk.
Dieses Buch kann allen empfohlen werden, welche
sich für die Technik der Vergoldung und der Fass-
malerei interessieren oder in der Lage sind, bei Restau-
rierung alter Werke, wie sie in Kirchen, Schlössern,
sowie im Antiquitätenhandel Vorkommen, tätigen Anteil
zu nehmen. Wenn auch die vielseitige und sehr
penible Arbeit des Vergoldens am besten in der Werk-
statt gelernt werden sollte, sind Werkbücher, wie das
von Hebing, dennoch von grossem Vorteil, weil darin
auch auf die früher geübten Vergoldungsarten auf-
merksam gemacht wird und in zahlreichen Hinweisen
auf alte Quellen die Unterschiede zwischen den modernen
und den alten Manieren gekennzeichnet sind. Im
Sinne der kürzlich erlassenen Bekanntmachung des
Generalkonservatoriums der Denkmäler ist das Er-
scheinen des obigenBuches aufsFreudigste zu begrüssen.
Kohle und Tempera. Verlag von Günther
Wagner, Hannover und Wien.
Unter diesem Titel wird uns von der bekannten
Firma Günther Wagner eine Broschüre übersandt, in
welcher sich Professor Rudolf Boeck, Wien, der
Schriftleiter der „Zeitschrift für Zeichen- und Kunst-
unterricht", ausführlich mit der Temperamalerei in
Verbindung mit dem Kohlezeichnen befasst. Sie enthält
neben vielen Reproduktionen von Schülerarbeiten eine
Fülle schätzenswerter Winke und Anleitungen für
Lehrer an Unterrichtsanstalten, so dass wir nicht ver-
säumen möchten, die Aufmerksamkeit von Interessenten
darauf hinzulenken. Wegen kostenfreier Ueberlassung
der Broschüre wende man sich direkt an die Firma
Günther Wagner, Hannover und Wien.
Im Laufe dieses Winters wird erscheinen:
A. H. Church, Malerei und Farben. (The
Chemistry of Paints and Painting). Aus dem
Englischen übersetzt und mit Zusätzen vermehrt
von Professor Dr. W. Ostwald. Sammlung
maltechnischer Schriften Bd. III. Verlag von
Georg D. W. Callwey, München. Preis $ Mk.
Dieses berühmte Werk ist das weitaus beste, das
vom chemisch-technologischen Standpunkt über Malerei
und Farben geschrieben worden ist. Es überdies
von einer Autorität wie Professor Ostwald ins
Deutsche übertragen zu sehen, macht das Buch noch
wertvoller. E. B.

Verlag der Werkstatt der Kunst (E. A. Seemann, Leipzig).
 
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