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Münchner kunsttechnische Blätter — 4.1907/​1908

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Nr. 4
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Berger, Ernst: Die Lichtbeständigkeit unserer Malerfarben
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https://doi.org/10.11588/diglit.36594#0017

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MTFO

München, 18. Nov. 1907.

Beilage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint i4tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

IT. Jahrg. Nr. 4.

Inhait: Die Lichtbeständigkeit unserer Maierfarben. Von Ernst Berger. — Der Farbenholzstich. Von Josef
Reinhardt. — Erhaitung und Wiederhersteüung der Kunstdenkmaie. — Druckfehier-Berichtigung.

Die Lichtbeständigkeit unserer Malerfarben.
Von Ernst Berger.

Vor drei Jahren hatte ich in diesen Blättern
(Nr. 1—3 des I. Jahrgangs) über die Licht-
beständigkeit unserer Malerfarben auf Grund von
Versuchen mit Originalaufstrichen, die eine ge-
wisse Zeit dem Sonneniicht ausgesetzt worden
waren, berichtet. Zu diesem Zwecke hatte ich
die Musterkarten von Horadams Patent-Aquarell-
farben der Firma H. Schmincke & Co. in Düssel-
dorf sowie der Pelikan-Wasserfarben von Günther
Wagner in Hannover benützt. Die Resultate dieser
Belichtungsproben sind je nach dem Grade der
Veränderung, die das direkte Sonnenlicht auf die
einzelnen Farben nach der I20resp. 2$ostündigen
Probezeit hervorgerufen hatte, in Tabellen ein-
geteilt worden, und zwar je nach der Wirkung,
welche das Sonnenlicht auf die Farben ausübte,
wurden fünf Grade unterschieden:
1. Die Farben blieben unverändert;
2. sie waren kaum verändert;
3. sie hatten sich im Ton verändert;
4- sie waren im Ton verändert und verblasst;
5- sie waren verblasst.
Die Versuche wurden in den Sommermonaten
d. J. 1904 in der reinen Luft eines Ortes im Ge-
birge vorgenommen und sie bezogen sich aus-
schliesslich auf die Wirkung des direkten Sonnen-
lichtes. Ich hatte aber a. a. O. S. IO in Aussicht
gestellt, über Versuche zu berichten, die auf
längere Zeit ausgedehnt werden sollten und nicht
nur die Lichtbeständigkeit im Sonnenlicht, son-
dern auch im zerstreuten Tageslicht (Atelier- und
Ausstellungslicht) zum Gegenstände des Ver-
gleiches haben sollten.
Zu diesen Versuchen dienten Farbenaufstriche
von Aquarellfarben der Firma Dr. Schönfeld
& Co. in Düsseldorf, die mir auf mein Ersuchen

freundlichst zur Verfügung gestellt wurden. Um
Missdeutungen zu vermeiden, möchte ich hier noch
betonen, dass es bei den Belichtungsproben nicht
darauf angelegt war, die Farben der einzelnen
Fabrikate miteinander in Vergleich zu ziehen,
sondern nur das Verhalten der Pigmente dem
Lichte gegenüber zu überprüfen. Denn dass
Karmin, gelber Lack usw. nicht lichtbeständig
sind, ist nicht Schuld des Fabrikates, sondern ist
in dem Wesen des Farbstoffes begründet. Es
ist demnach ganz gleichgültig, ob zu diesen
Proben, die jeder leicht selbst vornehmen kann,
die Farbenaufstriche der Firma Schönfeld oder
Schmincke oder von Günther Wagner benützt
worden sind.
Zu den hier zu besprechenden Versuchen
dienten vier Exemplare der Musteraufstriche, die
wie folgt dem Licht ausgesetzt wurden:
1. an dem von der Westsonne beschienenen
Glaserker des Ateliers während der vier
Monate Juni, Juli, August und September
1905;
2. an dem Nordfenster des Ateliers vom
2$. Oktober 1904 bis Ende Oktober 1906,
also durch zwei Jahre;
3. im Atelierlicht während der gleichen
Zeit von zwei Jahren. Das Atelier hat
Oberlicht, in der Art wie AussteHungs-
sälej, war aber in den heissen Sommer-
monaten zugedeckt gehalten, so dass die
Farbenproben während dieser Zeit nur
vom Nordfenster beleuchtet wurden.
Das vierte Exemplar wurde zum Vergleich
im Dunklen verwahrt. Die sub I und 2 bezeich-
neten Aufstriche befanden sich vor Russ und
Schmutzablagerung geschützt unter Glasrahmen.
 
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