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Münchner kunsttechnische Blätter — 4.1907/​1908

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Nr. 12
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Versuchsanstalt und Ankunftsstelle für Maltechnik an der Kgl. Technischen Hochschule zu München, [2]
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Die Erneuerung des Walterschen Sgraffitofrieses in Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.36594#0051

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Nr. i2.

Münchner kunsttechnische Blätter.

47

1. Ueber die Vor- und Nachteile der Oelfarben
bezw. Harz-Oelfarben.
2. Die Erforschung der Technik der pompe-
janischen Wandmalerei.
ß. Ueber die Restaurierbarkeit der Fresken.
4. Mikroskopisch-chemische Untersuchung von
alten Oelgemälden zum Zwecke der Erfor-
schung mittelalterlicher Maltechniken.
Aus der Art der schon veröffentlichten Ar-
beiten ist ersichtlich, dass die Tätigkeit der Mün-
chener Versuchsanstalt eine ziemlich umfassende
ist, dass sie als Untersuchungsanstalt im engeren
Sinne all ihre Aufgaben keineswegs erfüllen würde;
dass an ihr nicht nur nach chemischer, sondern
auch nach physikalischer Richtung hin, nicht nur
wissenschaftlich, sondern auch praktisch, nicht
nur naturwissenschaftlich, sondern auch kunst-
historisch gearbeitet werden muss und endlich,
dass sie nicht nur der Kunst, sondern auch dem
Kunsthandwerke und Handwerke Dienste zu
leisten hat.
ad 3. Die an der Anstalt getroffene Ein-
richtung der Erteilung von Unterricht über die
Zusammensetzung der wichtigsten Malmaterialien
auf Grundlage der Elemente der Chemie, über
die Ausführung alter und neuer Maltechniken
verbunden mit Ausblicken auf die zweckmässige
Verwendung der Malmaterialien bezweckt die Ver-
tiefung der Materialienkunde bei Kunststudieren-
den usw. und soll auch Fabrikanten neue Mittel
an die Hand geben, die Betriebe mehr und mehr
auf wissenschaftliche Grundlage zu stellen. Dieser
Unterricht wird zurzeit nur in Form von Vor-
trägen erteilt. Die Einrichtung eines chemisch-
maltechnischen Praktikums ist in Aussicht ge-
nommen. Es sind hierfür IO Arbeitsplätze in der
Anstalt zur Verfügung.
Die Vorträge finden seit drei Jahren im
Wintersemester wöchentlich zweimal (Montag und
Donnerstag von 7—8 Uhr abends) statt. Es hat
sich im Laufe der Zeit die Notwendigkeit ergeben,
diese Vorträge bezüglich Inhalt und Dauer zu er-
weitern, da das Lehrmaterial seit Beginn derselben
beträchtlich anwuchs und sich die Notwendigkeit
ergeben hat, auch den in der Maltechnik eine
sehr wichtige Rolle spielenden physikalischen
Eigenschaften der Materialien und physikalischen
Veränderungen an Bildern usw. mehr Beachtung
zu schenken als bisher.
Der Zweck dieser Vorträge, die durch die
Forschungen der Anstalt fortlaufend neue Nahrung
erhalten sollen, liegt also nach zwei Richtungen:
Es soll zunächst den Kunststudierenden allgemeine
Materialienkenntnis vermittelt werden. Die Er-
gebnisse der Forschung sollen dann der Fabri-
kation der Materialen neue Anregungen geben
und somit der Maltechnik und damit der Kunst,
dem Kunstgewerbe und dem Handwerke Ver-
besserungen zuführen.

Ueber die bisherige Entwicklung und den
Betrieb der Anstalt kann ich mitteilen, dass die-
selbe bis zum Oktober 1906 im Obergeschosse
des Flügelbaues der Technischen Hochschule an
der Gabelsbergerstrasse in vier sehr kleinen und
unzulänglichen Räumen untergebracht war.
Vom Wintersemester 1906(07 an wurde der
Umzug in die neu eingerichteten Räume des ehe-
maligen organisch-chemischen Laboratoriums der
Hochschule im Erdgeschoss des Flügelbaues an
der Gabelsbergerstrasse vollzogen und das neue
Laboratorium, das für die Ausführung von Unter-
suchungen im Auftrag und die wissenschaftliche
Forschung dient, mit Materialien und Utensilien
ausgestattet."
Aus dem weiteren Bericht und den Schluss-
worten des Berichterstatters geht hervor, dass
sich das Institut ebenso der Wertschätzung her-
vorragender Korporationen des weiteren Vater-
landes erfreut und so die Aufgabe zu erfüllen
bestrebt ist, sowohl der Kunst als auch dem
Handwerk erspriessliche Dienste zu leisten.
Die Erneuerung des Walterschen
SgrafRtofrieses in Dresden.*)
Sehr beachtenswerte Mitteilungen bringt Dr. Hintze,
Meissen, in seinem Artikel über Erfindung und Ver-
wendung des Porzellans in der „Zeitsch. f. ang.
Chem.", 1907, 37. Ganz besonders interessieren uns
die Ausführungen über die Verwendung des mit Scharf-
feuerfarben gemalten Porzellans zur Aussendeko-
ration. Die Malereien und Verzierungen auf Hart-
porzellan, die im Scharffeuer des Porzellanofens ein-
gebrannt sind, bilden ein äusserst unverwüstliches
Material von unbegrenzter Haltbarkeit, soweit die ge-
wöhnlichen Einflüsse durch Abnutzung in Frage kommen.
Der Gedanke lag daher nahe, diese Unzerstörbarkeit
von Material und Farbe auch für architektonische
Zwecke anzuwenden, vor allem wo es sich um künstle-
rische Ausschmückung von öffentlichen oder privaten
Gebäuden zur Aussendekoration handelte. Die bisher
angewandten Methoden der künstlerischen Verzierung
an der Aussenseite der Gebäude haben den Ansprüchen
der Haltbarkeit in unserem Klima in keiner Weise ent-
sprochen. Am wenigsten die Freskomalerei. Aber
selbst die Glasmosaiktechnik, welche in Italien seit
dem Mittelalter im Freien nahezu unversehrt geblieben
ist, hält bei uns, wie sich das in Berlin an dem Fries-
gemälde der Siegessäule gezeigt hat, nicht stand. Hier
sind neben Wechsel von Frost und Hitze und mecha-
nischen Wirkungen des Staubes die Verbrennungsgase
der Stein- und Braunkohle in unsern Ländern vor allem
verantwortlich zu machen. Bereits in Frankreich hat
man derartige Dekorationen auf der Zentenarausstellung
in Paris von seiten der Porzellanmanufaktur von Sövres
ausgeführt.
Das Gemälde hatte den Nachteil, dass es zunächst
zu bunt wirkte, dann störte der starke Glanz der Glasur,
der Fries wirkte etwas töpfern und endlich waren
die einzelnen Stücke mit wenigstens bleistiftstarken
Zwischenfugen in Zement verlegt, was die sonst schöne
Gesamtwirkung doch sehr beeinträchtigte.

*) Im Anschluss an den Artikel „Eingebrannte
Malerei auf Lava" gewinnt die Erneuerung des Frieses
in keramischer Manier besonderes Interesse.
 
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