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Münchner kunsttechnische Blätter — 4.1907/​1908

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Nr. 21
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Makarts Maltechnik
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https://doi.org/10.11588/diglit.36594#0085

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München, 21. Jttli 1908.

Beilage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint i4tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

IT. Jahrg. Nr. 21.

tnhait: Makarts Mattechnik. Von einem ehematigen Schüier. — Neue Lehrbücher für Maierei. Von E. B.
(Schiuss.) — Zur Nomenktatur der Anstrichfarben, Binde- und Matmitte]. (Schtuss.) — Altertei Fragen,
Wünsche und Beschwerden.

Makarts Maltechnik.
Von einem ehematigen Schüter.

Der prunkvolte Festzug, der am 12. Juni zu
Ehren des 60jährigen Regierungs-Jubiläums des
Kaisers vor unseren Bücken sich entroüte, hat
wieder Erinnerungen wachgerufen an die Zeit
von 1879, da ganz Wien dem Maler Hans
Makart zujubelte, als er inmitten der Künstler-
gruppe auf herrlich geschirrtem Zelter, in nieder-
ländischer Tracht gekleidet, mit weisser wallender
Straussenfeder auf dem Rubenshut sichtbar wurde.
Wohl galt die Huldigung dem Kaiserpaar, aber
Makart ritt wie im Triumph durch die Strassen
der Kaiserstadt! Ich weiss in der Künstler-
geschichte kein Gegenstück, wie hier die Hundert-
tausende dem Manne für seine geniale Leistung
spontanen Dank zum Ausdruck brachten. Nach
dem Urteil vieler Zeitgenossen und in aller Er-
innerung ist der Festzug von 1879 als ein nie
dagewesenes Glanzstück, als ein Höhepunkt der
Makartschen Dekorationskunst, ja, vielleicht als
eines seiner am besten gelungenen Werke an-
zusehen.
Die Zeit eilt. Bald werden 25 Jahre ver-
flossen sein, dass den früh verstorbenen Meister
der Grabhügel bedeckt, und was von seinen
Werken uns zurückgeblieben ist, trägt auch schon
den Stempel des Verwelkens an sich. Wie die
duftenden Rosen, die er so herrlich zu malen
verstand, und die jungen Frauen, deren entkleidete
Gliederpracht er mit Vorliebe darzustellen suchte,
nach der Blütezeit unwiderbringlich dahinwelken,
so scheint es auch seinen Werken beschieden zu
sein. Ihr Farbenzauber ist nach kurzer Lebens-
dauer geschwunden.
Woran liegt das? Wen trifft die Schuld an
dem Verblassen und Dunkelwerden seiner Farben?
Makarts Zeitgenossen haben doch auch mit

dem gleichen Material gemalt? Makarts Technik
wird aber immer als warnendes Beispiel angeführt,
und fast jedes Buch über Maltechnik wiederholt
die nämlichen Klagen, dass Makart allen Grund-
sätzen einer rationellen Farbentechnik zuwider
gehandelt hätte. Dies soll auch gar nicht be-
stritten werden, ich möchte nur behaupten, dass er
gewiss nicht übler gehaust hat, als die meisten seiner
Zeit. Aber bei der ausschliesslich auf Effekt be-
ruhenden Kunst Makarts hat er sich zu Farben-
mischungen verleiten lassen, die anfangs berückend
schienen, aber auf die Dauer von ihrem Schmelz
immer mehr verloren; ich meine die Verwendung
von Farben wie Stil de grain, Japanischgelb,
gelben und braunen Lackfarben, welche auf ihre
Dauerhaftigkeit zu prüfen damals niemand in den
Sinn kam. Und dann seine unselige Vorliebe für
Asphalt, ohne den weder er, noch irgendeiner
der damaligen Münchener hat auskommen können!
Dazu kam noch eine Hast der Arbeit, die
teils notwendig war, und bedingt durch die
grossen Anforderungen, wie sie damals zur gol-
denen Zeit der Gründungen an die Künstler ge-
stellt wurden. Es war mehr ein Hinzaubern und
in einem Zuge Vollenden, indem in dicke Grund-
schichten von transparenten Mischungen sofort
mit Deckfarben weitergearbeitet wurde. Dadurch
entstanden mitunter unvergleichliche Wirkungen
von bestrickendem farbigen Charme, und gerade
diese Technik aufs äusserste auszubeuten, war
Makarts Hauptkunststück.
Niemand hat ihm dies gleichmachen können,
wenn auch viele ihn darin nachzuahmen ver-
suchten. Vor Makarts Zeit halbierte man die
Arbeit in Untermalung, die mit deckenden Farben
hergestellt wurde, und in Uebermalung oder Lasur.
 
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