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Münchner kunsttechnische Blätter — 4.1907/​1908

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Nr. 3
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Laar, Conrad: Bemerkung zur Geschichte der Galvanographie
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Berger, Ernst: Die Zusammenstellung der Palette, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36594#0015

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Nr. 3-

Münchner kunsttechnische Blätter.

gewinnenden, leichter arbeitenden photographischen
Methoden nicht gewachsen zeigte. Sie wurde
deshalb an beiden Orten schon nach einigen
Jahren wieder aufgegeben.*)
Letzterer Umstand erklärt denn auch, dass
Herkomer, der, seinen eigenen Aussprüchen nach
zu schliessen, dem im allgemeinen gewiss sehr
richtigen Grundsätze „Probieren geht über Stu-
dieren" gemäss zu handeln scheint, das Verfahren
unbekannt geblieben war und so von ihm und
Cox neu erfunden werden konnte. Die Wieder-
einführung desselben, und zwar besonders zur
Vervielfältigung von Original werken, als „Mal-
druck", wie W. Rolfs**) sagt, bleibt jedenfalls
sein Verdienst. Auch dürfte die Erzielung ver-
schiedenen Korns und die damit verbundene
„Verstärkung" der Malerei durch die eigene Art
des Einstäubens eine originelle Bereicherung der
Technik bilden, (in einer Ausstellung englischer
Graphiker, welche hier gerade jetzt in der Cohen-
schen Kunsthandlung stattfindet, ist Herkomer
mit mehreren Blättern vertreten, die offenbar
grossenteils, wie namentlich ein schöner weiblicher
Bildniskopf, von galvanographisch hergestellten
Platten gedruckt sind.)
In gewissem Sinne verwandt mit der Galvano-
graphie, anderseits von dieser aber doch wesentlich
verschieden, sind die ungefähr gleichzeitig damit
von Palmer in England erfundene „Glypho-
graphie" und die ebenfalls schon vor langer
Zeit bekannt gewordene sogenannte „Stylo-
graph ie", zwei wohl kaum noch angewandte
Verfahren, welche hier nur deshalb erwähnt werden
sollen, weil in deren Beschreibungen schon weiss
gefärbte Deckgründe angegeben werden: daraus
geht hervor, dass auch Herkomers „positiver"
Radiergrund nicht ohne Vorläufer ist.
Im übrigen bringt das Referat von Helen
Zimmern so mancherlei Anregendes und Bemer-
kenswertes, dass gewiss viele Leser dieser Blätter
mit mir der Redaktion für dessen Abdruck Dank
wissen werden.
Nachschrift der Redaktion.
Für die obigen, sehr interessanten Ausführungen
ist die Redaktion Herrn Dr. Laar zu besonderem
Dank verpachtet. Wir möchten hierbei jedoch be-
merken, dass die in dem Aufsatz über H. v. Herkomer
besprochenen Neuerungen nicht allein Anlass zum
Abdruck gegeben haben. Die Gründe waren vielmehr
folgende: i. ist es stets von grösstem Interesse, einen
Meister wie Herkomer über das Technische seiner
Kunst zu hören und 2. ist die Art und Weise, wie H.
die sich bietenden Schwierigkeiten zu überwinden
wusste, nicht allein bemerkenswert, sie zeigt auch von
einer seltenen zielbewussten Energie.
Dass er bei seinem rein empirischen Vorgehen
*) Weiteres über Künstler, welche galvanographisch
arbeiteten, sowie über Photogalvanographie, findet sich
in Eders Geschichte der Photographie, 3. Auflage
(Halle 1903), 365 ff.
**) „Die Kunst für Alle" 1893—96. 199.

! t

auf bereits von anderen gefundene Verfahrungsarten
kam, setzt uns nicht in Erstaunen; dies zeigt noch die
hier folgende Zuschrift des Herrn Maler Emil Böhm-
München. Sie lautet:
„Den Lesern des Artikels Hubert v. Her-
komer über Radierkunst dürften nachfolgende
Zeilen aus einem Briefe von Rubens an Peter
van Veen sicher von Interesse sein:
»Ich habe erfahren, dass Sie ein Mittel ge-
funden haben, auf weissem Grund auf Kupfer zu
zeichnen, wie es der Herr Adam Elzheimer tat.
Um das Kupfer mit Scheidewasser zu ätzen, be-
deckte er es gleichsam mit einem weissen Teig,
und dann gravierte er mit der Nadel bis auf das
Kupfer, und da dieses ein wenig rötlich von
Natur ist, schien es, als zeichnete er mit Rotstein
auf weisses Papier. Ich erinnere mich nicht mehr
der Ingredientien dieses Teigs, obgleich er sie
mir in liebenswürdiger Weise nannte.*
Der Brief, welcher diese Zeilen enthält, ist
zu finden auf Seite 137 und 138 der zweiten
Hälfte von: Künstlerbriefe — übersetzt und er-
läutert von Dr. Ernst Guhl — zweite umgearbeitete,
sehr vermehrte Auflage von Dr. Adolf Rosenberg. —
Berlin, Verlag von J. Guttentag (D. Collin) 1880.
Dem Herrn Einsender besten Dank!"
Die Zusammenstellung der Palette.
Von E. Berger. (Schtuss.)
Einer der wenigen hervorragenden Künstler,
über dessen Palette wir authentische Nachricht
haben, ist Arnold Böcklin. Schick beschreibt
dessen zur römischen Zeit benütztes Farben-
material in den Tagebuchaufzeichnungen S. 98,
sein Material für Fresko a. a. O. S. 148. Böcklins
Palette der Züricher Zeit ist nach A. Weltis An-
gaben bei Frei (S. 76) zu finden und eine Zu-
sammenstellung, vielleicht aus dem letzten Jahr-
zehnt ist von L. H. Fischer (Technik d. Oelmal.
S. 88) veröffentlicht.*)
In dem genannten Buch bringt L. H. Fischer
eine Palette für Fleisch des Malers Prof.
A. Groller (Wien), die aus folgenden neun
Farben besteht:
Weiss: Englisches Kremser Weiss,
Gelb: Ungebrannte Terra di Siena,
Rot: Terra di Pozzuoli, dunkel Krapplack,
chines. Zinnober,
Braun: Umbra natural,
Schwarz: Elfenbeinschwarz,
Grün: Grüne Erde,
Blau: Ultramarin.
Daran schliesst Fischer die Paletten einiger
bekannter französischer Maler. Von Meissonier
weiss er zu berichten, dass er eine ganz unge-
rechtfertigte Abneigung gegen Kobaltblau hatte
und dafür Preussischjlau oder echten Ultramarin
verwendete.

*) Vgl. m. „Böcklins Technik", S. 146-^! 32, wo
sämtliche Listen abgedruckt sind.
 
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