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Münchner kunsttechnische Blätter — 4.1907/​1908

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Nr. 12
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Berger, Ernst: Allerlei Fragen, Wünsche und Beschwerden
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Versuchsanstalt und Ankunftsstelle für Maltechnik an der Kgl. Technischen Hochschule zu München, [2]
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46

Münchner kunsttechnische Btätter.

Nr. t2.

Ich bemerke noch, dass Oel vom Bilde
nicht durchgedrungen ist; die Jute ist mit Leim
und Schiämmkreide grundiert gewesen und sitzt
der Grund sehr fest im Gewebe. Die Farb-
schicht ist noch dehnbar und würde eine Aus-
dehnung des Grundes noch gut mitmachen
können."
Ob die Herren die ihnen erteilten Ratschläge
befolgt haben und ob sie damit gut zufrieden-
steliende Resultate erzielten, ist uns nicht bekannt.
Im ersten Faile wurde die Unterspannung mit
einer zweiten Leinwand zur Festigung des dünnen
oberen Malgrundes empfohlen, im zweiten ein
Kleister aus sogen. Neuieim (durch etwas Aetz-
kaii aufgeschlossenes Roggenmeh!) nebst venetian.
Terpentin, dem noch Kreide zur Ausfüliung der
Poren beigegeben werden sollte. Nun ist es
immerhin riskant, eine Leinwandschutzschicht mit
wässerigem Bindemittel anzubringen, weii schon
dadurch das Volumen bedeutend vergrössert wird
und es ganz unberechenbar ist, ob beim Trocknen
der Anfangszustand wieder eintritt. Aus diesem
Grunde wird ein Schutzmittel von rückwärts besser
durch einen nicht wässerigen Klebstoff zu be-
festigen sein, wie es die alkoholische Schellack-
lösung zur Befestigung der Zinnfolie nach Ostwald
ist. Das Voss sehe Mittel ist, soviel wir beurteilen
können, eine Lösung von Wachs in Terpentin
oder Benzin vermutlich mit irgendeinem Balsam-
zusatz..
Church (chemistry of Paints and Painting)
empfiehlt, ausser der doppelten Leinwand eine
Schicht aus pulverförmigem Bleiweiss mit Stärke-
wasser angerührt auf die Rückseite der Leinwand
anzubringen, oder auch hinter dem Rahmen be-
festigtes Wachstuch, event. Pergamentpapier. Mit
welchem Bindemittel dies letztere zu geschehen
habe, ist nicht genannt.
Kürzlich erhielten wir eine abermalige, die
dritte Anfrage des Kollegen V. in Osterndorf,
ob der von Prof. Gussow zum Schutz der Lein-
wand empfohlene Ueberzug von fettsaurer Ton-
erde zweckentsprechend sei? Die fettsaure Ton-
erde wird bereitet aus dem Niederschlag, der
sich durch Mischung von kochender Kernseifen-
und Alaunlösung bildet, indem dieser Nieder-
schlag getrocknet und in kochendem Terpentin
gelöst wird. Ueber die Eignung zu obigem Zwecke
haben wir bisher keine Erfahrung. Aber jeden-
falls wäre es angezeigt, den Rat des als erfah-
renen Praktiker bekannten Meisters zu befolgen
und Versuche damit anzustellen.
Wenn aber ein firnisartiger Ueberzug sich
empfiehlt, wird dann nicht auch irgendein ähn-
licher mit Farbenpulver vermischter Anstrich
nicht minder gute Dienste leisten, vorausgesetzt,
dass die Leinwand nicht gerollt wird und
vor dem Auftrag des Schutzmittels durch gleich-
zeitige Erwärmung dafür Sorge getragen wird,

die Leinwand in den Zustand der Trockenheit
zu bringen.
Es fragt sich überdies, ob es nicht zweck-
mässig wäre, gleich bei der Leinwandbe-
reitung auf den Schutz von der Rückseite
Bedacht zu nehmen und diesen Schutz an-
zubringen, bevor mit der Malarbeit be-
gonnen wird?
Weil von Malunterlagen die Rede ist, möge
hier eine weitere Frage eingeschaltet werden.
(Fortsetzung folgt.)
Versuchsanstalt und Auskunftsstelle
für Maltechnik an der Kgl. Techni-
schen Hochschule zu München.
(Schluss.)
Bezüglich der Erforschung von alten Mal-
methoden liegen folgende Veröffentlichungen vor,
die zum Teil in den „Techn. Mitt. f. Malerei"
erschienen sind:
1. Ueber das punische Wachs; als Vorarbeit
zur Erforschung der Technik der pompe-
janischen Wandmalerei.
2. Zur Frage der Van Eycktechnik; als Vor-
arbeit zur Frage der Art der mittelalterlichen
Maltechniken.
3. Die Oel- und Temperamalerei in historisch-
naturwissenschaftlicher Betrachtung.
An grösseren Untersuchungen und Gutachten
über Malmaterialien und Malmethoden wurden
erstellt:
1. Eine Untersuchung über die Zusammen-
setzung des Bindemittels der Raffaelli-Oel-
farbenstifte.
2. Eine solche über die Zusammensetzung des
Bindemittels der Meisterfarben der Renais-
sance Nr. II von Prof. Ph. Fleischer-München.
3. Eine Untersuchung über die Zusammen-
setzung des Bindemittels der Oelfarben von
Fr. Behrendt-Grafrath.
4. Zwei Gutachten über den gegenwärtigen
Zustand und die Erhaltbarkeit des Decken-
gemäldes von M. Knoller in der Bürger-
saalkirche in München.*)
$. Ein Gutachten über das Fresko der Gebr.
Asam in der Wallfahrtskirche Herrgottsruhe
bei Friedberg i. O. B.
6. Ein Gutachten über die Ursachen der
Schwärzung des Deckengewölbes der Heilig-
Geistkirche in München.
In Angriff genommene Arbeiten nach dieser
und anderer Richtung sind:

*) Im Hinblick auf die in Nr. 8 berührte Ange-
legenheit desKnollerschenFresko wäre die Veröffent-
lichung dieser Gutachten von grossem Interesse.
 
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