Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchner kunsttechnische Blätter — 4.1907/​1908

DOI Heft:
Nr. 23
DOI Artikel:
Kiesling, Ernst: Neue Lehrbücher über Maltechnik: Church-Ostwald, "Farben und Malerei"
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36594#0093

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
KUHSITECBMIKRE
MTFB

Manchen, y. Sept. 1908.

Beitage zur „Werkstatt der Kunst " (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint i4tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

IT. Jahrg. Nr. 23.

Inhalt: Neue Lehrbücher über Maitechnik: Church-Ostwaid, „Farben und Maierei". Von Ernst Kiesiing-
Leipzig. — Makarts Maitechnik. Von einem ehemaiigen Schüier. (Fortsetzung und Schiuss.) —
Anfragen und Beantwortungen. — Notiz.

Neue Lehrbücher über Mahechnik: Church-Ostwaid, „Farben und Malerei".

Von Ernst Ki
Die von Ernst Berger herausgegebene Samm-
lung maitechnischer Schriften (Vertag von
Georg D. W. Caiiwey in München) ist jetzt um
einen neuen, den dritten Band bereichert worden,
der den Titel führt: „Farben und Maierei", von
A. H. Church, Prof, der Chemie an der Royai
Academy of arts in London, nach der dritten
Auflage von „The Chemistry of paints and painting"
übersetzt und bearbeitet von M. und W. Ostwaid.
Es ist als ein sehr verdienstvolles Unternehmen
anzusehen, dass Margarete Ostwald, eine
Schülerin von Sascha Schneider und Tochter des
berühmten Gelehrten Wilhelm Ostwald, die
Uebersetzung des Malerbuches von Church vor-
nahm, und Ostwald, dessen unermüdlichem Wirken
wir schon so manche wertvolle Bereicherung mal-
technischen Wissens zu verdanken haben, die
Bearbeitung und Ergänzung der Uebersetzung aus-
führte. Ist ihm doch jede Erweiterung der
Kenntnisse im Gebiete der Maltechnik Herzens-
sache, da er selbst in seinen Mussestunden sich
lebhaft und erfolgreich mit der Kunst der Malerei
beschäftigt.
Ostwald weist in seiner Einleitung der
deutschen Ausgabe des betreffenden Werkes
darauf hin, dass man vom Architekten erwarte,
dass er die gute und schlechte Beschaffenheit
von Bauholz, Steinen, Ziegeln, Eisen usw. kenne,
darum solle auch der Maler nicht alle für die
Ausübung seines Berufes erforderlichen Materialien
auf Treu und Glauben nehmen, vielmehr sollte er
noch so viel Zeit Anden, dass er sich das Wissen
über sein Material aneignete, das ihm ermöglicht,
zwischen gut und schlecht zu entscheiden. Die
künstlerische Seite seiner Betätigung, die in der
konzentrierten AuAnerksamkeit beruhe, brauche

sling-Leipzig.
dabei in keiner Weise beeinträchtigt zu werden.
Diese beherzigenswerten Worte darf man ohne
weiteres unterschreiben, denn wir wissen heute
wohl alle, dass die bewundernswerten Tonschön-
heiten in den Schöpfungen der alten Meister
zweifellos mit darauf beruhen, dass jene Künstler
den handwerklichen Teil ihrer Kunst, wenn auch
nicht chemisch-wissenschaftlich, so doch praktisch-
technisch ganz sicher beherrschten. Dass theoretisch-
wissenschaftliche Untersuchungen das künstlerische
SchaAen durchaus nicht behindern, geht aus der
Schaffensweise gerade der grössten Künstler her-
vor, denn wie hat Leonardo die niederen Zunft-
übungen in die reine Sphäre freier Wissenschaft
erhoben, welch ein bedeutender Anatom war
Michelangelo und welche umfassenden und wert-
vollen theoretischen Schriften hat uns unser
Albrecht Dürer hinterlassen! Sehen wir uns
daraufhin die Schöpfungen dieser Meister genauer
an, so Anden wir, dass ihre Phantasie durch der-
artige gründliche Studien keineswegs geschädigt
wurde, sondern dass vielmehr die erworbene
reiche theoretische Erkenntnis den Reichtum ihrer
ErAndungen nur noch gesteigert hat.
Bei der Anordnung der in dem Buche ent-
haltenen Abhandlungen nahm der Verfasser als
Richtschnur die Entstehung eines Gemäldes an,
beginnend mit dem Träger des Bildes, übergehend
zu dem Bindemittel, den Farbstoffen und dem
SchlussArnis, während die Kennzeichnung der
verschiedenen Malverfahren und experimentelle
Untersuchungen den Beschluss bilden. Die Kapitel
beginnen sonach mit der Beschreibung der Mal-
gründe und ihrer Stoffe wie Papier, Pergament,
Mörtel, Holztafeln, Leinen u. a. m., daran reihen
sich die Charakterisierung der Bindemittel und
 
Annotationen