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Münchner kunsttechnische Blätter — 4.1907/​1908

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Nr. 2
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Ratzka, Arthur: Vermeiden des Abfallens der Farben bei der Pastellmalerei, [2]
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Berger, Ernst: Die Zusammenstellung der Palette
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https://doi.org/10.11588/diglit.36594#0011

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Nr. 2.

Münchner kunsttechnische Blätter.

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das sagt, denkt natürlich an die auf samtartige
Pastell-Leinwand gemalten, süssen Halbdilettanten-
Bilder mit den schönen roten Bäckchen, den
blauen Schatten und dem wolkigen Hintergründe.
Ich male mit diesem Material nicht, um ein
Pastellbild gemalt zu haben, sondern um mit
einem Material zu arbeiten, das mir ein beliebiges
Aulhören und Weiterarbeiten gestattet; einem
Material, das jeder Aufgabe gewachsen ist und
die Ausdrucksfähigkeit der Oelfarbe besitzt, ohne
eine Spur ihrer grossen Nachteile zu zeigen. Und
was seine ganz besondere Eignung für Kinder-
bildchen betrifft, fo möchte ich nebenbei er-
wähnen, dass einige meiner Männer porträts in
Pastell von Kollegen (also nicht etwa von Laien)
auf zwei Schritte Entfernung noch für Oelbilder
gehalten wurden infolge ihrer Kraft. Das kann
nun jeder halten, wie er will; ich wollte bloss
darlegen, dass ein Künstler, der nicht den in
meinen Augen minderwertigen Zweck verfolgt,
ein Pastellbild zu malen, sondern den hohen,
ein Kunstwerk zu schaffen, im Pastell ein voll-
wertiges Material besitzt, auf welches er sich
— und das ist der Kern alles Gesagten — ab-
solut verlassen kann, wenn er die hier er-
wähnte Methode anwendet. —
Zum Schluss noch einige Worte über das
Fixieren. Es mag eine raffinierte Methode wieder-
holten Fixierens und Ueberarbeitens geben, wo-
durch man es zuwege bringt, dass die Farbe zu
Stein verhärtet; wo aber hierbei die Kunst bleibt,
kann ich mir nicht vorstellen. Wir haben das
ja gar nicht nötig, da wir gegen ein Abfallen
der Farben absolut geschützt sind. Gegen ein
Abstreifen des Gemalten mit dem Aermel, oder
durch irgend eine Unvorsichtigkeit, ehe das Bild
unter Glas ist, kann man sich natürlich nicht
schützen, wie es denn auch keine Versicherung
gegen das Durchstossen der Leinwand beim Oel-
malen gibt. Ein gutes Fixieren einer feinen,
durchstudierten Arbeit halte ich für rein physisch
unmöglich und warne meine Kollegen vor allen
Fixiermitteln, sie mögen noch so teuer sein.
Meine Erfahrung und die daraus gezogenen
Schlüsse sollen diese Behauptung zu beweisen
versuchen. — Vor Jahren machte ich in München
eine Zeichnung in Kohle: im Vordergründe eine
bewegte Menge und im Hintergründe Feuer.
Dies Feuer wollte ich in Pastell sichtbar machen
und gebrauchte dazu Zinnober und ähnliche me-
tallische Farben und Mischungen. Stolz betrachtete
ich mein Werk; es gefiel meinem Schöpferauge
so gut, dass ich beschloss, es der Nachwelt zu
erhalten und es also zu fixieren. Als ich mein
Vorhaben ausgeführt hatte, verliess ich das
Atelier und schloss die Tür ab, ohne erst das
Trocknen abzuwarten. Wie gross war am andern
Tage mein Erstaunen, als ich im Atelier eine
stark fixierte Kohlezeichnung vorfand, die ab-

solut keine Spur von Farbe aufwies! Ich
wusste ganz genau, dass ich das rote Feuer ge-
malt und nicht etwa bloss geträumt hatte und
dennoch konnte ich bei ganz genauem Unter-
suchen der Zeichnung nicht eine blasse Spur von
Farbe entdecken. Wie ging das zu?! Ich dachte
über den Fall nach und kam schliesslich zu fol-
gender Erklärung: wenn das Fixieren auch noch
so vorsichtig geschieht, so sind doch die zer-
stäubten Fixativteilchen stets um ein bedeutendes
grösser als die unendlich kleinen Farbstäubchen.
In dem verhältnismässig grossen Fixativtropfen
werden die bedeutend kleineren Farbteile ge-
lockert, die leichten (in meinem Falle die Kohle)
schwimmen an die Oberfläche, die schweren (in
diesem Falle der sehr schwere Zinnober) sinken
auf den Grund. Es war vielleicht Zufall und
einer unvorsichtigen Behandlung des Fixierens
zuzuschreiben, dass die Scheidung zwischen
Schwarz und Rot, zwischen leicht und schwer,
so radikal erfolgte, wie ich eben geschildert,
doch war es jedenfalls ein grossartiges Schul-
beispiel, um daran das Verhalten der Farbteile
beim Fixieren zu studieren und den Schluss zu
ziehen, dass und warum Pastell nicht fixierbar
ist. — Will ein Kollege ein Fixiermittel erproben,
dann muss er, um sich nicht selbst zu betrügen,
nicht eine einfache Farbprobe fixieren, sondern
drei bis vier in Farbe und Ton verschiedene
Pastellfarben gleichmässig Übereinanderstreichen,
einen Teil davon mit Papier verdecken und den
andern fixieren; dann kann er sich von dem
Verhalten des Pastells beim Fixieren überzeugen.
Ich glaube, dass sich jedes neuentdeckte Fixativ
genau so unbrauchbar erweisen wird, wie sein
letzter Vorgänger. — Noch einen Wink inbetreff
des Transportes un gerahmter Pastellbilder:
man lege zwei gleichgrosse Pappen auf das Bild
und verschnüre die beiden Pappen so, dass sie
sich nicht aneinanderreiben können, wobei man
darauf achten muss, dass das Reiben nicht schon
beim Verschnüren geschieht. So ist das Bild
absolut sicher, denn der Staub, der sich auf die
andere Pappe abdrückt, hat selbst von der aller-
feinsten Zeichnung auch nicht eine leise Spur
entfernt.
Die Zusammenstellung der Palette.
Von E. Berger.
(Zur Beantwortung einer Anfrage.)
Vor einiger Zeit ist aus dem Leserkreise
die Anregung an die Leitung dieser Blätter ge-
richtet worden, eine „Uebersicht über einige
Meisterpaletten" zusammenzustellen, auch wäre
es für viele von Interesse, zu wissen, „welche
Farben und in welcher Reihenfolge man die
Farben auf die Palette setzt, welche Farben zur
Fleisch- und Porträtmalerei, welche zur Land-
 
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