Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchner kunsttechnische Blätter — 4.1907/​1908

DOI issue:
Nr. 19
DOI article:
Ziegler, Walter: Die Herstellung von farbigen Radierungen
DOI article:
Radiergummi
DOI article:
Bücheranzeige
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36594#0080

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
76

Münchner kunsttechnische Biätter.

Nr. 19.

rein gewischt, dann mit dem Lappen aufgetont
und es kann ein Abdruck genommen werden.
Allerdings wird ein erster Versuch seiten
voll befriedigen und auch bei einigermassen gut
ausgefallenen Drucken wird eine manueiie Nach-
arbeit und nachträgliche Retouche zur Erzieiung
der letzten Feinheiten nötig sein.
Das Drucken mit einer Platte kann aber
noch variiert werden. Man kann dieselbe Platte
zum zweiten Male und auch öfter auf einem Stück
Papier zum Ueberdruck bringen. Z. B. es wären
Stellen beim erstmaligen Abdruck zu kraftlos aus-
gefallen oder eine Farbe wirkt zu grell, so ist
der Druck in seiner Wirkung noch weiter zu
treiben. Man reinigt die Platte vorerst und färbt
dann nur jene Teile, die überdruckt werden sollen,
neuerdings entsprechend ein.
Natürlich muss das Auflegen des Papieres
auf die Platte genau erfolgen. Um das genaue
Passen zu ermöglichen, vermerkt man vor dem
ersten Abdruck am Plattenrand, am besten Mitte
der Schmalseiten des Bildformates, je einen Punkt,
den man mit der Schneidnadel einbohrt. Diese
Punkte, Passpunkte genannt, werden beim Farben-
auftrag mit eingefärbt und erscheinen auf dem
Abdruck. Auf letzterem werden sie mit einer
Nadel durchstochen und beim wiederholten Auf-
legen braucht man nur mit einer Nadel durch
das Papier die Punkte in der Platte zu suchen.
Man sei bemüht, die Löchlein im Papier nicht
unnötig zu vergrössern. Gut tut man, einen
Stangenzirkel zu benutzen, wodurch das Auflegen
sehr erleichtert wird. Da das Papier beim Drucken
gefeuchtet wird, so dehnt es sich etwas aus. Um
eine genaue Passe zu erzielen, muss man das
Papier möglichst in gleichem Feuchtigkeitsgrad
erhalten, gegebenenfalls vor dem neuerlichen Auf-
legen mit dem Schwamm nachfeuchten.
Aus dem bisher Gesagten wird man ersehen
haben, dass die Druckerscheinung durch wieder-
holtes Ueberdrucken vervollständigt werden kann.
Durch zweckentsprechende Zerlegung und Ver-
teilung des Druckkomplexes auf mehreren Platten
kann der Effekt des Zusammendruckens gesteigert
und gleichzeitig die Arbeit des partiellen Farben-
auftragens vereinfacht werden.
Am gleichmässigsten werden die Druck-
resultate ausfallen, wenn für jede vorkommende
Farbe eine Platte gearbeitet wird, so dass jede
Platte nur mit einer Farbe versehen wird, aber
die Herstellung von Farbenteilplatten erfordert
grösste Genauigkeit, die Passe muss jedenfalls
präzisest eingehalten werden.
Man hat auch versucht, Lithographie und
Tiefdruck zu kombinieren, indem man die Zeichen-
platte in Tiefdrucktechnik herstellte, die Farben-
platten auf Stein arbeitete und den lithographischen
Farbendruck mit der Tiefdruckplatte überdruckte.
Dieser Weg ist jedoch nicht besonders anzuemp-

fehlen, da die Papiere beim Steindruck trocken,
beim Tiefdruck gefeuchtet verwendet werden
und die Passe, hauptsächlich bei grossen Formaten,
fast nie genau zu erreichen ist. Nur wenn ver-
schwommen ausklingende Farbentöne unterdrückt
werden, bei welchen ein Dublieren der Konturen
nicht zu befürchten ist, kann solch eine Kom-
bination praktisch sein.
Es sei hier auch noch auf einen früheren
Artikel in Jahrg. I, Nr. IO u. II d. Bl. hingewiesen,
der zeigt, auf welche bequeme Weise mittels
Vernis-mou-Verfahrens die Farbenaussonderung auf
Farbenteilplatten bewerkstelligt werden kann.
Radiergummi.
Zu den ungezählten Gebrauchsgegenständen, die
unsere moderne Industrie aus dem Milchsaft des
Kautschukbaumes herstellt, gehört auch der für jeden
Künstler oder mit Entwerfen von Zeichnungen aller
Art sich Beschäftigenden notwendige Radiergummi
oder Gummi elasticum. Auch dieser hat im Laufe der
Zeit manche Verbesserung erfahren. Der ehedem ge-
bräuchliche braune Radiergummi für Bleistiftzeichnungen
ist ganz ausser Gebrauch gekommen, seitdem der graue,
sog. vulkanisierte Kautschuk (durch Behandlung der
Kautschukmasse mit Schwefel erzeugt) allgemeinere
Verwendung ßndet. Es sind verschiedene Arten davon
im Handel, von der weichen Art für Bleistift bis zur
harten Sorte, die auch Tintenstriche entfernen kann.
In den letzten Jahren ist auch ein knetbarer Gummi
für Kreide- und Kohlenzeichnung im Gebrauch. Einige
uns zu Versuchszwecken von der Radiergummifabrik
Ferd. Marx & Co., Hannover, übersandte Sorten können
angelegentlich empfohlen werden. Als Warenzeichen
tragen sie verschiedene Namen, wie „Aka", „Monopol"
Knetgummi, „Fix" Gummi usw. Der „Aka"-Radier-
gummi schmiert nicht nur nicht im Gebrauch, er wird
auch nicht wie andere Sorten nach kurzer Zeit hart
und brüchig, sondern hält sich lange Zeit weich. Er
ist für jede Art Zeichnungen und für alle Sorten Blei-
stifte zu verwenden. Im Gebrauch soll er sehr sparsam
sein, da er reichlich Paragummi enthält. Eine gute
Qualität scheint der mit dem „Elefanten" bezeichnete
zu sein, weil er die Papieroberüäche wenig beeinträchtigt,
was für Architekturzeichnungen und bei gewerblichen
Entwürfen wichtig ist. Der „Monopol"-Gummi kenn-
zeichnet sich als Knetgummi, während andere harte
Sorten („Töff-Töff", „Fix") zum Entfernen von Tinten-
strichen und ähnlichem dienen mögen.
Bücheranzeige.
Neu erschienen ist:
Band III der Sammlung maltechnischer
Schriften*) (Herausgeber Ernst Berger).
Farben und Malerei. Von A. H. Church,
Prof, der Chemie an der Royal Academy of Arts
in London. Nach der 3. Auflage von „The
Chemistry of Paints and Painting" übersetzt und
bearbeitet von H. und W. Ostwald. Verlag von
Georg D. W. Callwey, München. Preis geh. 5 M.
*) Bisher sind erschienen: Band I. Böcklins
Technik. Von E. Berger. Mit dem Bildnis des
Meisters nach einem Relief von S. Landsinger. Band II.
Tempera und Temperatechnik. Von E. Friedlein.
 
Annotationen