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Münchner kunsttechnische Blätter — 4.1907/​1908

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Nr. 15
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Professor Philipp Fleischer: Die Kunst im Handwerk der Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.36594#0061

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München, 20.iprüiQo8.

Beilage zur „Werkstatt der Kunst" (E. A. Seemann, Leipzig).
Erscheint i4tägig unter Leitung von Maier Ernst Berger.

IT.Jahrg. Nr. 15.

Inhait: Professor Phiiipp Fieischer: Die Kunst im Handwerk der Maierei. — Ueber Tempera, Gummi, Leim
und Kasein. Aus dem Nachlass von Dr. Otto Buss J. (Fortsetzung.) — Heureka! Von von Schön-
berg-Dresden. — Neue Literatur. — Notiz.

Professor Philipp Fleischer: Die
Unter diesem Titei ist uns eine neue Bro-
schüre von Herrn Prof. Phii. Fieischer-München
zugegangen, in der über das Wesen und die Art
der Anwendung seiner „Meisterfarben der Re-
naissance" wertvoiie Aufschiüsse gegeben werden.
Da in diesen Blättern wiederholt, zuietzt in Nr. $
und 6 des vorigen Jahrganges, von den „Meister-
farben" gehandelt worden ist, sei auf diese Aus-
führungen verwiesen. Dem Wunsche des Herrn
Prof. Fleischer, seine Broschüre vollinhaltlich ab-
zudrucken, kann leider aus Raummangel nicht
entsprochen werden; wir geben ihm aber gerne
das Wort und lassen hier die Einleitung und den
Schluss mit den Gutachten erster Künstler über
seine Meisterfarben folgen:
I. Die Meisterfarben der Renaissance.
Die Malkunst der alten Meister ist seit mehr als
einem Jahrhundert der Gegenstand endloser Studien
und weitgehendster Untersuchungen gewesen. Obwohl
die Wissenschaft sich in den Dienst der Sache stellte,
um die Stoffe zu ermitteln, welche den Farben der
alten Malkunst die bewundernswürdige Haltbarkeit und
Leuchtkraft verliehen, ist es bis jetzt nicht gelungen,
die Zusammensetzung dieser Farben und Bindemittel
festzustellen und die Geheimnisse der alten Maltechnik
zu ergründen. Auch mit allen Neuerungen und Zu-
sätzen ist es nicht erreicht worden, ein Oelfarben-
material herzustellen, welches in bezug auf Technik
und Qualität dem der alten Meister gleichkäme.
Unseren heutigen Oelfarben mangelt vor allem die
Flüssigkeit und Schmiegsamkeit, die die technische
Behandlung der alten Farben erkennen lässt; auch
fehlt ihnen die Leuchtkraft, Klarheit und Durch-
sichtigkeit, die sich die Farben der alten Meister trotz
des hohen Alters der Werke bewahrt haben. Man
kannte auch nicht das Geheimnis jener Bindemittel,
deren eigenartiger Urstoff den Farben einen unver-

Kunst im Handwerk der Malerei.
gleichlichen Zauber verlieh, durch den der Wert eines
Werkes bis zur Vollendung gesteigert wurde.
Es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass die alten
Meister ein Material besassen, welches wesentlich
anders war, als das jetzt gebräuchliche. Die Oel-
malerei der heutigen Zeit steht daher nicht auf der
hohen Stufe der Kunst, da die technischen Mittel, die
zu ihrer freien Entwicklung benötigt werden, mangelhaft
sind. Die volle Entfaltung der malerischen Begabung
und des Geschmackes sind aber nur dann möglich,
wenn das Material auf gleicher Höhe steht mit dem
Können und Empfinden des Künstlers.
Grundbedingung für die Malerei ist: Die höchst-
mögliche Vollkommenheit des Materials in technischer
Hinsicht und die Unveränderlichkeit der Farben und
Bindemittel sowie der Malgründe. Die Ausführung der
malerischen Idee und der technische Wert jedes Bildes
sind davon abhängig. Erst wenn die höchstmögliche
Vollkommenheit des Materials erreicht ist, kann von
einer Kunst im Handwerk der Malerei die Rede sein.
Die Meister der Renaissance gebrauchten zwei
verschieden zusammengesetzte Arten von Farben, die
für sich allein oder zusammen angewendet wurden.
Sie waren auch in der Lage, das Trocknen der Farbe
in beliebiger Weise zu verlangsamen oder zu be-
schleunigen, ohne Zusätze von Trockenmitteln. Ausser-
dem hatten sie eigens präparierte Malgründe, die auf
das sorgsamste für die Technik der Malerei ausgenutzt
wurden, indem auch die Mitwirkung der Malgründe den
Farben Leuchtkraft und Durchsichtigkeit verlieh.
Diese Vorzüge haben die Farben, Bindemittel und
Malgründe von Professor Philipp Fleischer, der seine
technischen Erfindungen und den von ihm entdeckten
Urstoff bei Zusammensetzung dieser Farben verwertete.
II. Charakter der Meisterfarben.
Professor Philipp Fleischers Meisterfarben der
Renaissance bestehen aus Farben I und II nebst Mal-
 
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